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Das alte Haus am Meer

Das alte Haus am Meer

Titel: Das alte Haus am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wentworth
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Beachtung, sondern hoffte bloß, dass er nicht in Wut geriet.
Alicia sagte in hohem provozierendem Ton: »Was für ein Getue!«, bekam aber zum zweiten Mal keine Antwort.
Bis sie am Bahnhof von Ledlington ankamen, redete Dale über Autos im Allgemeinen und die Mängel von Lisles im Besonderen. Er war ganz offensichtlich wütend, nicht nur auf den Wagen, sondern auch auf seine Besitzerin. Lisle bekam den Eindruck, dass es definitiv ihre Schuld war, wenn mit der Lenkung etwas nicht stimmte. Und ihr nächster Eindruck war, wenn sie einen besseren Wagen hätte, wäre Dale in besserer Stimmung. Und warum hatte sie keinen besseren? Sie hatte doch Geld genug. Wenn sie also ein Auto behielt, das eine Schande für ihren Mann war, zeigte das nicht einen gemeinen Charakterzug? Nichts davon wurde ausgesprochen – Dales Verhalten offenbarte es, nicht seine Worte. Aber sein Verhalten war so offensichtlich, dass Alicia in heller Freude auflachte.
Am Bahnhof angekommen, veränderte sich sein Verhalten jedoch. Er legte seine Hand auf Lisles und drückte sie.
»Du hast einfach keine Ahnung von Autos«, sagte er.
»Das geht den meisten Frauen so, aber du bist noch schlimmer.«
Nur die Worte waren hart. Seine Stimme wurde weich, und seine Augen lächelten sie an. Strahlend sah sie ihn an.
»Das stimmt nicht.«
»Aber sicher. Pass auf, Schatz, das mit der Lenkung gefällt mir nicht. Lass es überprüfen. Am besten gleich. Fahr zu Langhams.«
»Aber …«
»Wirklich. Mir wäre es lieber, wenn du es tätest.«
Er ließ ihre Hand los, küsste sie leicht auf die Wange und sprang hinaus.
»Bis morgen«, sagte er, winkte ihnen beiden zu und war verschwunden.
Lisle sah ihm nach, bevor sie den Wagen anließ. Vielleicht war es einer dieser Vorfälle, jeder für sich klein und unbedeutend, der Alicias Temperament überkochen ließ. Als sie fuhren, legte sie los. In ihrer Stimme war eine gefährliche Spannung: »Na, dir scheint es ja zu gefallen, so bevormundet zu werden. Mir wird schlecht, wenn ich das höre, ›Liebling, du hast keine Ahnung von Autos‹.« Ihre Stimme wurde dabei tiefer und sie imitierte Dale überraschend genau. »Ich möchte den Mann sehen, der so mit mir redet!«
Lisle dachte bei sich: »Du möchtest bloß, dass Dale so mit dir redet, das ist es doch.« Aber nichts davon kam ihr über die Lippen. Vorsichtig wendete sie den Wagen und verließ den Bahnhofsvorplatz. Langhams Autowerkstatt lag stadtauswärts auf der rechten Seite der Straße. Sie musste ohnehin dort vorbeifahren, um Alicia aussteigen zu lassen. Jede Sekunde, bis sie Alicia endlich los wäre, lastete schwer auf ihr. Sie durfte keine harsche Antwort geben, sie durfte sich nicht mit Alicia streiten. Dale würde außer sich geraten, wenn sie mit Alicia Streit bekäme. Sie musste sie an der Werkstatt rauslassen und schnell weiterfahren.
Aber Dale hatte gesagt, sie solle warten und die Lenkung überprüfen lassen.
O nein, sie konnte nicht, nicht wenn Alicia sich so benahm. Evans würde sich zu Hause darum kümmern, und Dale würde es egal sein, solange alles in Ordnung war.
Und die ganze Zeit über redete Alicia leise, aber wütend.
»Kannst du dich überhaupt nicht behaupten gegenüber Dale oder sonst jemand? Hast du keinen Tropfen Blut in dir? Wahrscheinlich nicht. Milch und Wasser, das fließt in deinen Adern. Wie lange glaubst du, wird Dale es mit Milch und Wasser aushalten?« Ein kurzes, bitteres Lachen brach aus ihr hervor. »Hast du nicht einmal den Mumm, mich dafür zu beschimpfen, dass ich das sage? Meine Güte, nicht einmal das!«
Lisle hielt am Bordstein. Der Eingang zur Werkstatt lag direkt vor ihnen. Sie öffnete die Tür, stieg aus und stand da, blass, aber ohne zu zittern. Sie öffnete die hintere Tür und wartete, bis Alicia ausgestiegen war.
Einen Augenblick standen sie da, und jetzt waren sie beide blass. Eine blasse Alicia hatte nichts Attraktives mehr an sich. Sie hatte Ringe unter den Augen. Ihr Alter sah man ihr an. Lisle hingegen sah sehr jung aus, rührend jung, wie ein Kind, dem man einen Vorwurf gemacht hat, den es nicht versteht. Sie sagte:
»Bist du sicher, dass dein Auto fertig ist? Ich warte, während du fragst.«
Alicia starrte sie an.
»Warten? Du musst auf dein eigenes Auto warten, Schätzchen. Meines ist fertig.«
Lisle sagte nichts. Sie stieg ein und fuhr los.
    11

    Als Lisle etwa eine halbe Meile gefahren war, hielt sie am Straßenrand an und klappte das Verdeck herunter. Ein Grund dafür, dass sie so stur an dem kleinen Wagen

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