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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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keuchte sie, stolperte vorwärts und streckte rasch die Arme aus, um ihren Sturz zu mildern.
    Touchstone eilte zu ihr und hielt sie, bevor sie auf den Boden schlug. Sie schwankte. Der Ausdruck ihrer Augen wirkte wirr.
    »Eine ferne Zukunft«, sagte sie, und der seltsame Klang der Prophezeiung war aus ihrer Stimme gewichen. »Eine, in der eure Tochter Ellimere älter war, als ihr jetzt seid, und als Königin regiert. Aber ich Sah auch viele andere Möglichkeiten der Zukunft… schreckliche Möglichkeiten, wo es nichts als Rauch und Asche gab… die ganze Welt war verbrannt, nur noch ein Trümmerfeld…«
    Lirael schauderte, als die alte Clayr sprach. Ihre Stimme klang so überzeugend, dass Lirael die schrecklichen Folgen der Zerstörung beinahe selbst sehen konnte. Doch wie könnte die ganze Welt verbrannt und vernichtet werden?
    »Möglichkeiten der Zukunft«, warf Sanar ein und bemühte sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. »Wir Sehen oft Ereignisse, die nie stattfinden werden. Das ist Teil der Bürde der Sicht.«
    »Dann bin ich froh, dass ich diese Gabe nicht besitze«, sagte Touchstone, während er die immer noch zitternde alte Clayr den helfenden Händen von Sanar und Ryelle überließ. Er blickte zur Sonne hinauf, dann zu Sabriel. »Tut mir Leid, aber wir müssen uns jetzt auf den Weg machen.«
    Touchstone löste seine Degen vom Gürtel und verstaute sie im Cockpit; dann griff er nach Sabriels Schwert und legte es ebenfalls hinein. Sabriel nahm ihr Glockenbandelier ab und hob es so behutsam in den Papiersegler, dass die Klöppel nicht anschlagen konnten. Lirael fragte sich, warum die beiden ihr Rüstzeug überhaupt für so kurze Zeit herausgeholt hatten. Dann aber wurde ihr klar, dass es den beiden in Fleisch und Blut übergegangen war, ihre Waffen immer bei sich zu führen, ganz so wie die Wachen der Kaufleute heute Morgen im Refektorium. Die Erkenntnis, dass Sabriel und Touchstone nicht dem Schutz der Clayr vertrauten, ließ Lirael daran denken, dass sie selbst überhaupt keine Waffe hatte. Was konnte sie tun, wenn sie hier draußen angegriffen wurde, sobald alle fort waren? Sie war sich nicht einmal sicher, ob ihr Schlüssel die kleine Tür auch von außen öffnen würde. Daran hatte sie auf dem Herweg gar nicht gedacht.
    In ihrer Furcht schenkte Lirael dem Papiersegler und seinen Insassen gar keine Beachtung mehr; stattdessen stellte sie sich eine Nacht hier draußen vor – und eine gigantische Klaue, die nach ihr griff und sie aus dem Schnee zog. Die Vorstellung eines nicht selbst gewählten Todes gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Eine plötzliche Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit. Sabriel, die bereits im Papiersegler saß, deutete direkt auf ihr Versteck im Schnee.
    »Ihr solltet vielleicht nach diesem grünen Glitzern sehen.« Sabriels Worte waren nun allzu deutlich. »Ich glaube, was darunter liegt, ist harmlos, aber man kann nie wissen. – Lebt wohl, Cousinen. Ich hoffe, euch bald wiederzusehen und dann vielleicht ein wenig länger bleiben zu können.«
    »Und wir hoffen, euch dann eine größere Hilfe zu sein«, erwiderte Sanar und blickte zu der Stelle, auf die Sabriel deutete. »Und deutlicher zu Sehen – sowohl im Westen als auch vor der eigenen Nase.«
    »Auf Wiedersehen!« Touchstone winkte von hinten im Papiersegler. Sabriel pfiff einen reinen, von Magie erfüllten Ton. Der Pfiff erhob sich in den Wind, drehte ihn und brachte ihn dazu, den Papiersegler zu heben und die Terrasse entlanggleiten zu lassen. Noch einmal winkten Sabriel und Touchstone, dann schoss der rotgoldene Flieger über den Rand der Klippe und verschwand.
    Lirael hielt den Atem an und holte erst erleichtert Luft, als der Flieger wieder zu sehen war. Er kreiste immer höher; dann wandte er sich gen Süden und jagte davon, immer schneller und höher, während Sabriel den Wind hinter ihnen rief.
    Lirael blickte dem Papiersegler noch eine Zeit lang nach; dann versuchte sie, sich tiefer in den Schnee zu graben. Vielleicht würden die Clayr glauben, sie wäre ein Schneeotter.
    Doch noch während Lirael in der Wehe verschwand, wusste sie, dass es sinnlos war. Die sieben Clayr kamen bereits auf ihr Versteck zu und blickten alles andere als freundlich drein.

     

5
    EINE UNERWARTETE GELEGENHEIT
     
    Lirael hatte das Gefühl, von mehr Händen gepackt zu werden, als sieben Personen haben konnten. Dann wurde sie unsanft über den Schnee gezerrt.
    Erst als sie im Innern des Papiersegler-Hangars waren, erkannte Lirael, dass die

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