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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Sergeant brüllte: »Auf den Boden! Rasch!«
    Im Licht einer weiteren Rakete sah Nick dunkle Gestalten zwischen den Bäumen hervorkommen und den Hügel erklimmen. Ihr schwerfälliges Schlurfen verriet, was sie waren. Gleichzeitig schrie einer der Jungen, der sich auf der anderen Seite des Hügels befand: »Sie kommen hinter uns hoch! Eine ganze Meute! Wir…«
    Was er sonst noch sagte, ging in weiterem MG-Feuer unter. Leuchtraketen zogen Linien aus rotem Licht direkt durch die Toten, die viele Male getroffen wurden. Die anscheinend unbesiegbaren Kreaturen zuckten und taumelten bei jedem Einschlag, kamen jedoch unbeirrbar näher.
    »Sie werden von dem Hügel da drüben unter Flankenfeuer genommen«, fuhr der Sergeant fort. »Aber sie werden hier sein, bevor die Schüsse sie auseinander reißen. Ich sehe das nicht zum ersten Mal. Und wir werden ebenfalls durchlöchert.«
    Der Sergeant redete schleppend, wie benommen, und Nick erkannte, dass er nicht mehr klar zu denken vermochte. In diesem Zustand bekam er die Lage niemals in den Griff.
    »Können wir nicht irgendwie Zeichen geben, damit die Soldaten es verstehen?«, rief Nick, als neuerlicher Beschuss einsetzte. Sowohl die dunklen Silhouetten der Toten wie auch die gleißenden Linien der Leuchtraketen kamen langsam, aber unaufhaltsam näher.
    Plötzlich war die Spur einer Leuchtrakete direkt über ihnen, und Kugeln prallten von Stein und Erde ab und pfiffen an Nicks Kopf vorbei. Er drückte sich tiefer in den Schlamm und beschützte seinen bewusstlosen Freund mit seinem Körper.
    »Können wir keine Zeichen geben?«, wiederholte er verzweifelt. Sein Mund war voller Schmutz, wodurch seine Stimme gedämpft wurde.
    Aber es gab keine Antwort. Nick schaute sich um und sah, dass der Sergeant reglos auf dem Boden lag. Er hatte seine Mütze mit dem roten Band verloren, und sein Kopf lag in einer Blutlache. Nick konnte nicht erkennen, ob der Mann noch atmete.
    Zögernd streckte er seinen Arm durch den Schlamm nach ihm aus und hoffte inständig, keine Kugel abzubekommen. Seine Finger berührten Metall: den Säbelknauf. Er hätte die Hand erschrocken zurückgezogen, doch plötzlich schrie jemand hinter ihm. Es war ein so furchtbarer Entsetzensschrei, dass seine Finger sich unwillkürlich um den Knauf schlossen.
    Als er sich mühsam herumwälzte, sah er, wie einer der Toten einen Jungen am Hals packte, ihn in die Höhe hob und schüttelte wie ein Hund eine Ratte.
    Ohne an die Gefahr zu denken, der er sich aussetzte, sprang Nick auf, um zu helfen. Andere Jungen taten es ihm gleich. Sie hieben mit Schlägern, Torstangen und Steinen auf die Totenhand ein.
    Binnen Sekunden hatten sie die Kreatur zu Boden geworfen und gepfählt, doch leider nicht schnell genug, um den Jungen zu retten. Harry Benlets Genick war gebrochen.
    Der Kampf mit der Totenhand hatte die Jungen zur Kuppe des Hügels geführt. Dort sah Nick, dass sich auf der Böschung eine weitere Horde Toter befand. Nur die ersten, die sich ihnen näherten, mochten durch Beschuss ein wenig aufgehalten werden. Nick konnte jetzt erkennen, wie die Soldaten den Hügel einnehmen wollten. Auf einer benachbarten Anhöhe gab es mehrere Maschinengewehre, und mindestens hundert Mann rückten durch die Bäume zu beiden Straßenseiten an.
    Während Nick zu den Stellungen blickte, sah er, wie eine Linie von Leuchtraketen plötzlich auf sie zuschwang. Sie reichte bis zu etwa dreißig Meter unterhalb von ihnen und endete dann abrupt. Es war zu weit weg, um bei dem Regen irgendetwas deutlich erkennen zu können, doch Nick war klar, dass nur deshalb eine Feuerpause eingetreten war, weil die Gewehre nachgeladen oder die Stative verlagert wurden. Offenbar hatten die Soldaten ein lohnendes Ziel entdeckt: Gestalten, die sich auf der Hügelkuppe bewegten.
    »Weg hier!«, brüllte er und rannte geduckt den Hang hinunter. Die anderen folgten ihm in einem wilden Spurt, der erst endete, als mehrere Jungen gegeneinander prallten und stürzten.
    Einen Augenblick später jagten Leuchtspurgeschosse über sie hinweg und explodierten in Wasser und Schlamm. Ein Kugelhagel verfehlte die Jungen nur knapp.
    Nick duckte sich instinktiv, obwohl er am Hang bereits in relativer Sicherheit war. In dieser Sekunde wurde ihm bewusst, dass er Sam ungefähr auf halbem Weg zurückgelassen hatte. Außerdem mussten sie den Soldaten unbedingt Zeichen geben, dass sie das Feuer einstellten.
    Doch gleichzeitig mit diesen schrecklichen Erkenntnissen überkam Nick eine plötzliche

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