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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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den Donner und den feuchten Nebel.
    Mit diesem Laut sandte Sam seinen Willen hinaus aufs Schlachtfeld und über mehr als fünfzig Totenhände hinweg. Er spürte, wie ihr Ansturm den Hang hinunter langsamer wurde, wie sie gegen ihn kämpften, wie ihre Geister wüteten, während ihr totes Fleisch noch immer in der Abwärtsbewegung war.
    Einen Augenblick lang hatte Sam sie alle in der Gewalt, und die Totenhände blieben stehen, grimmigen Statuen gleich, vom Nebel umwogt. Pfeile bohrten sich in ihre abscheulichen Leiber, und die vordersten Soldaten hackten und stachen mit ihren Bajonetten auf ihre Beine und Knie ein.
    Doch die Geister in den toten Körpern wehrten sich, und Sam erkannte, dass er sie nicht länger beherrschen konnte. Während Saraneths Ton noch vom Hang widerhallte, setzte er die Ranna-Flöte an die Lippen. Doch dazu musste er Luft holen, und in diesem Augenblick verklang Saraneths Ton, worauf Sams Wille brach. Er verlor die Kontrolle, und auf der gesamten Angriffsbreite kamen die Toten wieder in Bewegung, getrieben von ihrer Gier nach Leben.

     

25
    Das Neunte Tor
     
    Lirael und die Hündin liefen durch die Siebente Zone und hielten auch nicht an, als Lirael die Beschwörung für die Öffnung des Siebenten Tores sprach. Vor ihnen zuckte die Feuerlinie und wölbte sich dann zu einem Bogen empor, der gerade breit genug war, sie durchzulassen.
    Als Lirael hindurchging, blickte sie zurück – und sah eine menschenähnliche Gestalt, ein Wesen aus Feuer und Dunkelheit, mit einem Schwert, von dem rote Flammen tropften, ähnlich jenen, die das Siebente Tor bildeten.
    Dann waren sie in der Achten Zone, und Lirael stieß rasch eine weitere Beschwörung hervor, um Flammen abzuwehren, die ihnen aus dem Wasser entgegenloderten. Diese Flammen waren die Hauptgefahr in dieser Zone, denn der Fluss brannte an vielen Stellen. Die Feuer bewegten sich mit eigenen Strömungen, oder sie schossen plötzlich aus dem Nichts empor.
    Lirael entging nur knapp solch einem Ausbruch und eilte weiter. Ein kleiner Muskel über ihrem Auge begann unkontrolliert zu zucken – ein Zeichen der Furcht und der Unruhe beim Anblick der unzähligen Feuer, die sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit bewegten. Hinzu kam das beklemmende Gefühl, dass Hedge jeden Augenblick hinter ihr auftauchen und sie angreifen konnte.
    Die Hündin neben ihr bellte, und ein großes Flammenbündel loderte zur Seite. Sie hatte es gar nicht wahrgenommen, so beschäftigt war sie mit den Flammen gewesen, die sie sehen konnte, und mit der Bedrohung hinter ihr.
    »Bleib ruhig, Gebieterin«, sagte die Hündin. »Wir sind gleich hindurch.«
    »Hedge!«, stieß Lirael hervor und rief gleich darauf zwei Worte. Eine lange Feuerschlange wand sich zur Seite und verschmolz mit einer anderen in einem lodernden Tanz. Beinahe so, als wären sie lebendig, dachte Lirael. Als wären sie Kreaturen und keine brennenden Ölflecken auf dem Wasser, für die man sie hielt, wenn sie sich nicht bewegten. Sie unterschieden sich auch noch auf andere Weise von normalem Feuer, fiel Lirael auf: Es gab keinen Rauch.
    »Ich habe Hedge gesehen«, wiederholte sie in einem Augenblick, da keine unmittelbare Bedrohung bestand. »Hinter uns.«
    »Ich weiß«, erwiderte die Hündin. »Wenn wir am Achten Tor sind, werde ich zurückbleiben und ihn aufhalten, während du weitergehst.«
    »Nein!«, rief Lirael. »Du musst mit mir kommen! Ich habe keine Angst vor ihm… es ist… es ist nur ein so ungünstiger Zeitpunkt!«
    »Vorsicht!«, bellte die Hündin, und beide sprangen zur Seite, als ein großer Feuerball vorbeischoss, nahe genug, dass Lirael von der Hitze die Luft wegblieb. Hustend beugte sie sich nach vorn – und in diesem Augenblick drohte eine Strömung sie umzureißen.
    Es wäre fast gelungen. Lirael rutschte aus, tauchte aber nur bis zur Taille unter, dann stemmte sie sich mit Hilfe ihres Schwerts wieder hoch.
    Die Hündin war bereits untergetaucht, um ihre Herrin aus dem Wasser zu fischen. Sie sah verlegen aus, als sie pudelnass auftauchte und bemerkte, dass Lirael nicht nur stand, sondern obendrein kaum nass geworden war.
    »Ich dachte, du wärst untergegangen«, murmelte sie und bellte dann ein Feuer an, nicht nur, weil es zu nahe gekommen war, sondern auch, um das Thema zu beenden.
    »Vorwärts!«, sagte Lirael.
    »Ich warte hier und lauere…«, begann die Hündin. Lirael drehte sich um und packte sie am Halsband, aber die widerspenstige Hündin wehrte sich und stemmte die Vorderbeine

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