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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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geblieben ist, über Orannis triumphieren, den letzten und mächtigsten der Neun?«
    Orannis hielt einen Moment inne. Und in die schreckliche, völlige Stille sprach er drei Worte, die jeden vor Schreck zusammenzucken ließen.
    »Ich glaube nicht.«
    Die Worte erklangen mit solcher Macht, dass niemand sprechen oder sich bewegen konnte. Lirael musste mit dem Bannspruch beginnen, doch ihre Kehle war plötzlich zu trocken, als dass sie sprechen konnte, und ihre Glieder waren zu schwer, um sich zu bewegen. Verzweifelt kämpfte sie gegen die Kräfte, die sie lähmten. Sie konzentrierte sich auf den Schmerz in ihrem Arm, auf Nicks sterbendes Gesicht, auf die schreckliche und vollkommene Zerstörung ringsum.
    Ihre Zunge bewegte sich wieder und fand einen Hauch von Feuchtigkeit in ihrem Mund, während Orannis anschwoll und seine Feuerzungen die Narren zu verschlingen suchten, die sich ihm entgegenstellten.
    »Für Astarael sage ich dir den Kampf an«, krächzte Lirael und zeichnete ein Charterzeichen mit der Spitze ihres Schwertes. Das Zeichen schwebte leuchtend empor, und die feurigen Zungen wichen ein wenig davor zurück, doch weit genug, dass die anderen frei waren und den Bannspruch beginnen konnten. Sabriel bildete das Zeichen mit ihrer Klinge und sagte: »Für Saraneth sage ich dir den Kampf an.« Ihre Stimme war laut und zuversichtlich und erfüllte die anderen mit Hoffnung.
    »Ich sage dir für Belgaer den Kampf an«, rief Sam kraftvoll und mit Zorn in der Stimme, denn er dachte an Nick und dessen blasses Gesicht, als er zu ihm hochsah und sagte: »Reiß dich zusammen.« Rasch flogen seine Finger durch die Luft und bildeten das Charterzeichen.
    »Ich sage dir für Dyrim den Kampf an«, verkündete Ellimere stolz, als wäre es eine Herausforderung zum Duell. Sie zeichnete ihr Zeichen bedächtig, wie Linien in den Sand.
    »Wie damals, so tue ich es jetzt wieder«, sagte die Fragwürdige Hündin. »Ich bin Kibeth, und ich sage dir den Kampf an.«
    Im Gegensatz zu den anderen formte sie kein Charterzeichen, doch ihr Körper kräuselte sich, und einem Regenbogen gleich erschienen Zeichen auf ihrem braunen Fell und bewegten sich in raschen Mustern und Farben. Eines der Zeichen löste sich und schwebte vor ihrer Schnauze. Sie blies es nach vorn, wo es in der Luft hing.
    »Wir sagen dir gemeinsam für Mosrael den Kampf an«, sprachen Sanar und Ryelle wie mit einer Stimme, hielten sich bei den Händen und bildeten ihr Zeichen gemeinsam und mit entschlossenen Strichen.
    »Ich bin Torrigan, genannt Touchstone, und sage dir für Ranna den Kampf an«, erklärte Touchstone mit der Stimme eines Königs. Er formte sein Zeichen, und als es leuchtete, war er der Erste, der seine Glocke läutete. Dann ließen die Clayr Mosrael erklingen, die Hündin begann rhythmisch zu bellen, Ellimere schwang Dyrim, Sam läutete Belgaer, und Sabriel ließ Saraneths tiefes Läuten erschallen.
    Zuletzt schwang Lirael Astarael, deren klagender Ton sich in den Ring aus magischem Schall um Orannis mischte. Normalerweise würde die Klagende alle ins Totenreich senden, die ihr Lied hörten. Hier erweckte ihr Klang in Verbindung mit den anderen sechs Glockenstimmen einen alles überwältigenden Kummer. Gemeinsam sangen die Glocken und die Hündin ein Lied, das unendlich viel mehr war als Schall und Macht. Es war das Lied der Erde, des Mondes, der Sterne, des Meeres und des Himmels, das Lied von Leben und Tod und allem, was war und sein würde. Es war das Lied der Charter, das Lied, das vor langer Zeit Orannis gebannt hatte, das Lied, das den Zerstörer jetzt erneut zu bannen suchte.
    Immer weiter erklangen die Glocken, bis sie in jedem Winkel von Liraels Bewusstsein widerhallten. Sie war voll gesogen mit ihrer Macht wie ein Schwamm. Sie konnte es in sich selbst und in den anderen spüren, wie es hochwallte und einen Weg nach außen suchte.
    Und es fand diesen Weg, floss in das Zeichen, das sie geformt hatte, worauf es hell aufleuchtete und sich seitwärts ausdehnte zu einem Strang aus Licht, der das nächste Zeichen erfasste und das nächste, bis sich ein strahlender Ring um Orannis’ dunkle und bedrohliche Kugel geschlossen hatte.
    Lirael sprach den Rest des Bannspruches. Die Worte flogen in einer Woge der Macht aus ihr heraus. Die Beschwörung ließ den Ring heller leuchten und sich zusammenziehen, dass die Flammenzungen immer mehr zurückgedrängt wurden, bis sie zuckend in der schwarzen Kugel verschwanden.
    Lirael trat einen Schritt vor, und die anderen

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