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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Herz stehen, als ihr klar wurde, dass ihre Geister als Zwillinge miteinander verbunden waren. Sie konnten miteinander nur
eine
Glocke läuten. Somit gab es bloß sechs Glockenschwinger statt der erforderlichen sieben.
    Sie stand starrt vor Entsetzen, als die anderen vortraten und von Sabriel die Glocken empfingen.
    »Ich nehme Saraneth«, sagte Sabriel, ließ die Glocke jedoch im Gurt. »Touchstone?«
    »Ich nehme Ranna«, erklärte er. »Die Schlummerschenkerin passt wohl am besten zu meiner Vergangenheit.«
    »Ich nehme eine Glocke von meiner Tante, wenn ich darf«, sagte Ellimere. »Ich glaube, Dyrim ist die richtige für mich.«
    Lirael reichte ihrer Nichte die Glocke. Ellimere sah Sabriel sehr ähnlich und besaß auch dieselbe innere Kraft. Doch sie hatte das Lächeln ihres Vaters, wie Lirael trotz ihrer Angst auffiel.
    »Wir werden Mosrael zusammen läuten«, sagten Sanar und Ryelle gleichzeitig.
    Lirael schloss die Augen. Vielleicht hast du nicht richtig gezählt, sagte sie sich. Doch sie konnte spüren, wer welche Glocke haben sollte. Sie schlug die Augen wieder auf und öffnete mit zitternden Händen ein weiteres Band an ihrem Gurt.
    »Sam wird Belgaer nehmen, und ich werde Astarael läuten und… und Kibeth, dann sind es sieben.«
    Sie sagte es, so zuversichtlich sie konnte, doch ihre Stimme zitterte. Sie konnte keine zwei Glocken läuten. Nicht für diesen Bann. Es mussten sieben Schwinger sein, nicht nur sieben Glocken.
    »Hmmmpf«, machte die Hündin, stand auf und wackelte ein wenig verlegen mit dem Hinterteil. »Kibeth nicht. Ich trete für mich selbst an.«
    Lirael fummelte an dem Band, das Astarael am Läuten hinderte, und vermochte ihren klagenden Klang gerade noch zu verhindern, der alle, die ihn hörten, ins Totenreich schicken würde.
    »Aber du hast gesagt, dass du keine von den Sieben warst!«, protestierte Lirael, obgleich sie die Wahrheit über die Hündin schon lange vermutet hatte. Sie hatte es nur nicht eingestehen wollen, nicht einmal sich selbst, denn die Hündin war ihre beste und älteste Freundin und lange Zeit ihre einzige Gefährtin gewesen. Lirael konnte es nicht ertragen, sie zu verlieren. Und sie konnte sich nicht vorstellen, dass
Kibeth
an ihrer Seite bleiben würde.
    »Da habe ich gelogen«, sagte die Hündin fröhlich. »Das ist einer der Gründe, warum ich die Fragwürdige Hündin bin. Außerdem bin ich nur noch das, was von Kibeth übrig ist, sozusagen ein wenig heruntergekommen im Laufe der Zeit. Nicht mehr ganz dieselbe. Aber ich stelle mich gegen den Zerstörer. Gegen Orannis, als eine von euch Sieben.«
    Als die Hündin den Namen des Zerstörers nannte, loderte die Feuersäule höher und durchstieß die Reste der Gewitterwolken. Sie ragte jetzt mehr als eine Meile in die Höhe und beherrschte den westlichen Himmel. Das rote Licht ließ die Sonne verblassen.
    Lirael wollte etwas sagen, doch ihre Stimme war von Tränen erstickt. Sie wusste nicht, ob vor Erleichterung oder Traurigkeit. Was immer auch geschah, ob sie Erfolg hatten oder nicht – sie wusste, dass zwischen ihr und der Fragwürdigen Hündin nichts mehr sein würde wie früher.
    Statt zu sprechen kraulte sie den Kopf der Hündin und strich mit den Fingern durch das weiche Hundehaar. Dann sprach sie den Bannspruch vor und zeigte jedem die Zeichen und Worte, die er benutzen musste.
    »Sam wird das Schwert erschaffen, das ich benutzen werde, um den Zerstörer zu zerschlagen, sobald er gebannt ist«, sagte Lirael abschließend. Das hoffte sie zumindest. Wie um ihre Hoffnung zu untermauern, fügte sie hinzu: »Er ist ein wahrer Erbe der Macht der Mauerbauer.«
    Sie deutete auf Sam, der über Nehima gebeugt war. Seine Hände bewegten sich in vielschichtigen Figuren, und die Namen der Charterzeichen kamen aus seinem Mund, während seine Hände die leuchtenden Symbole zu einer komplexen Kette flochten, die mit der blanken Klinge verschmolz.
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte Ellimere.
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Lirael. Dann sagte sie es noch einmal laut: »Ich weiß es nicht.«
    Sie standen und warteten mit wachsender Besorgnis, als endlose Sekunden zu quälenden Minuten wurden, während Sam seine Charterzeichen rief und Orannis jenseits des Kammes grollte, beide mit ihrer sehr unterschiedlichen Magie beschäftigt. Lirael blickte alle paar Sekunden ins Tal, wo Major Greene mit einigem Erfolg die Südlinge dazu brachte, sich hinzulegen; dann blickte sie wieder auf Sam; dann auf das Feuer des Zerstörers;

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