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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Hündin bellte, Astarael klagte. Das Silber breitete sich aus, und Lirael bewegte sich näher und hob die Waffe, die Sam aus dem Blut, dem Schwert und dem Geist der Sieben in den Panflöten für sie gefertigt hatte.
    Da sprach Orannis in bitterem, schneidendem Tonfall.
    »Warum, Yrael?«, fragte er, als die letzten dunklen Stellen silbern wurden und die schimmernde Metallkugel langsam zu Boden sank. »Warum?«
    Yraels Antwort schien aus weiter Ferne zu kommen. Die Worte sanken langsam in Liraels Bewusstsein, während sie ihr Schwert über den Kopf hob, sich zurückneigte und Kraft für den mächtigen Hieb sammelte, mit dem sie die Kugel durchschlagen musste.
    »Leben«, sagte Yrael, der mehr von Mogget besaß, als ihm bewusst war. »Fische und Vögel, warme Sonne und schattige Bäume, die Mäuse im Weizenfeld, unter dem kühlen Licht des Mondes. All die…«
    Lirael hörte nichts mehr. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und schlug zu.
    Das Schwert traf mit einem kreischenden Ton, der alles verstummen ließ, auf das Silbermetall, und die Klinge drang mit einem blauen Funkenregen ein, der in den grauen Himmel sprühte.
    Und während das Schwert durchs Metall schnitt, schmolz es, und rotes Feuer zuckte hinauf in Liraels Hand. Sie schrie, ließ aber nicht los. Ihre ganze Wucht und Kraft lagen in diesem Schlag. Sie konnte Orannis in dem Feuer spüren, in dieser verzehrenden Glut. Er versuchte letzte Rache an ihr zu nehmen, sie mit seiner zerstörerischen Kraft zu durchdringen, einer Kraft, die sie zu Asche verbrennen würde.
    Lirael schrie erneut, als die Flammen den Schwertgriff umloderten und ihre Hand nur noch ein Klumpen Schmerz war. Aber sie ließ nicht los.
    Das Schwert schnitt durch das Metall, und die Kugel brach auseinander. Lirael versuchte loszulassen, doch Orannis hielt sie. Sein Geist war noch immer unzerschlagen wegen der Überreste des Schwertes, die zwischen den Hemisphären eine zerbrechliche Brücke bildeten – eine Brücke auch zu Liraels Vernichtung.
    »Hündin!«, schrie Lirael schmerzerfüllt, ohne sich ihrer Worte bewusst zu sein. Pein und Furcht waren stärker als ihre Absicht, einfach zu sterben. Wieder versuchte sie ihre Finger zu öffnen, doch sie waren mit dem Metall verschweißt, und Orannis war in ihrem Blut und breitete sich aus, um sie mit seinem letzten Feuer zu verbrennen.
    Plötzlich schlossen sich die Zähne der Hündin um Liraels Handgelenk, und sie spürte einen neuerlichen Schmerz, doch er war kurz, scharf und reinigend und säuberte sie auf irgendeine unerklärliche Weise von aller Qual. Und dann war sie frei von Orannis und von dem Feuer, das sie zu verzehren drohte.
    Erst einen Moment später wurde Lirael bewusst, dass die Hündin ihr die Hand abgebissen hatte.
    Die Kräfte, die Orannis noch verblieben waren, richteten sich nun wutentbrannt auf die Fragwürdige Hündin. Rotes Feuer umspielte sie, als sie die Hand ausspuckte und zwischen die Hemisphären schleuderte, wo sie zuckte und sich wand wie eine Spinne aus verbranntem und geschwärztem Fleisch.
    Ein großer Feuerschwall hüllte die Hündin ein und ließ Lirael zurücktaumeln, während ihre Augenbrauen verkohlten. Und dann brachen die beiden Hemisphären mit einem letzten resignierenden Heulen endgültig auseinander. Eine schoss nur knapp an Lirael vorbei und rollte hinab in Richtung der Bucht, in die langsam das Wasser zurückströmte. Die andere flog über Sabriel hinweg und landete in einer Wolke aus Staub und Asche.
    »Gebannt und zerschlagen«, flüsterte Lirael und starrte ungläubig auf ihr Handgelenk. Sie konnte ihre Hand noch immer spüren, aber es war nichts mehr da außer dem kauterisierten Stumpf und den verbrannten Enden ihres Ärmels.
    Da begann sie zu zittern und dann zu weinen. Sie hatte nur noch eines im Sinn, das sie tun wollte, und sie tat es. Blind vor Tränen stolperte sie umher und rief nach der Hündin.
    »Hier«, antwortete die Hündin schwach auf ihre Rufe. Sie lag auf der Seite, dort, wo die Hemisphären gewesen waren, auf einem Bett aus Asche. Ihr Schwanz wedelte, als sie Lirael hörte, doch nur an der äußersten Spitze, und sie stand nicht auf.
    Lirael kniete neben ihr nieder. Die Hündin schien nicht verletzt zu sein, doch Lirael sah, dass ihre Schnauze von Reif bedeckt war, und die Haut hing in losen Falten von ihrem Hals, als wäre sie plötzlich alt geworden. Sie hob den Kopf sehr langsam, als Lirael sich hinunterbeugte, und leckte ihr liebevoll übers Gesicht.
    »Das wäre geschafft,

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