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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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müssen Verans Wunden versorgen«, sagte Sabriel, als sie sich voneinander gelöst hatten. »Und wir müssen sehen, wie wir am besten nach Hause kommen.«
    »Ja, nach Hause!«, stimmte Touchstone zu, aber selbst diese Worte befreiten die Gefährten nicht von der unausgesprochenen Furcht, die von ihren Herzen Besitz ergriffen hatte. So nahe sie dem Tode heute auch gewesen waren – sie fürchteten, dass ihre Kinder sich noch weit größeren Gefahren gegenübersehen würden. Denn beide wussten sie nur zu gut, dass ihnen viel Schlimmeres widerfahren konnte als der Tod.

Zweiter Teil

9
    Ein Traum von Eulen und fliegenden Hunden
     
    Nick träumte wieder seinen Traum von der Blitzfarm und dass die Hemisphären zusammenkamen. Dann änderte der Traum sich plötzlich, und er schien in einem Zelt auf einem Lager aus Fellen zu liegen. Der Regen tropfte auf die Planen über seinem Kopf, es donnerte, und das Zelt wurde ständig von Blitzen erhellt.
    Nick setzte sich auf und sah eine Eule auf seiner Reisetruhe sitzen. Unverwandt musterte das Tier ihn mit großen gelben Augen. Und neben seinem Bett saß ein schwarz-brauner Hund, nicht viel größer als ein Terrier, aus dessen Schultern große, gefiederte Flügel ragten.
    Zumindest ist es ein anderer Traum, dachte ein Teil von Nick. Er musste fast wach sein, also war es vermutlich eines jener Traumfragmente, wie man sie mitunter vor dem Aufwachen erlebte und in denen sich Realität und Fantasie vermischten. Er wusste, dass er sich in seinem Zelt befand… aber eine Eule und ein geflügelter Hund?
    Was das wohl bedeutet, fragte sich Nick.
    Lirael und die Fragwürdige Hündin beobachteten ihn, wie er sie mit schläfrigen Blicken musterte. Dann griff er sich mit gekrümmten Fingern an die Brust, als wollte er sich kratzen. Er blinzelte zweimal, schloss die Augen und sank zurück auf die Felle.
    »Er ist wirklich krank«, flüsterte Lirael. »Er sieht schrecklich aus. Und da stimmt noch etwas nicht mit ihm… ich kann es in dieser Gestalt nicht richtig erkennen…«
    »Es ist etwas vom Zerstörer in ihm«, knurrte die Hündin leise. »Ein Splitter von einer der Silberhemisphären wahrscheinlich, durchdrungen von ihrer Kraft. Es frisst ihn auf, an Körper und Geist. Er dient dem Zerstörer zur Inkarnation. Als Sprachrohr. Wir dürfen die Kräfte in ihm nicht wecken.«
    »Wie können wir ihn von hier wegbringen, ohne dass es so weit kommt?«, fragte Lirael. »Er sieht nicht so aus, als hätte er Kraft genug, um aufzustehen, geschweige denn, um zu gehen.«
    »Ich
kann
gehen«, widersprach Nick, öffnete die Augen und setzte sich wieder auf. Weil das Ganze sein Traum war, würde wohl niemand etwas dagegen haben, wenn er sich in die Unterhaltung zwischen dem geflügelten Hund und der sprechenden Eule mischte. »Wer ist der Zerstörer und was frisst mich auf? Offenbar leide ich unter Halluzinationen«, fügte er hinzu, »dass ich solch verrückte Träume habe. Ein geflügelter Hund! Was für ein Unsinn.«
    »Er glaubt zu träumen«, sagte die Hündin. »Das ist gut. Der Zerstörer wird nicht in ihm erwachen, solange er sich nicht bedroht fühlt oder Chartermagie in der Nähe zum Einsatz kommt. Gib Acht, dass du ihn nicht mit deiner Charterhaut berührst, Gebieterin!«
    »Ich kann mir doch nicht von einer Eule auf der Nase herumtanzen lassen.« Nick kicherte traumverloren. »Oder von einem fliegenden Hund!«
    »Ich wette, er kann nicht aufstehen und sich anziehen«, sagte Lirael bedauernd.
    »Doch, kann ich«, erwiderte Nick, schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. »Im Traum kann ich alles. Alles, versteht ihr?«
    Ein wenig schwankend zog er seinen Pyjama aus und stand vor seinen Traumwesen, wobei ihn seine Nacktheit nicht zu kümmern schien. Er ist schrecklich mager, dachte Lirael, dass man seine Rippen zählen kann. Erstaunt wurde ihr bewusst, dass sie sich Sorgen um ihn machte.
    »Seht ihr?«, sagte er. »Auf und angezogen.«
    »Du brauchst noch andere Kleidung«, riet Lirael, »falls es wieder regnet.«
    »Ich habe einen Regenschirm«, erklärte Nick, dann verdüsterte sich seine Miene. »Nein, stimmt ja gar nicht. Der Schirm ist kaputt. Ich nehme den Mantel.«
    Vor sich hin summend ging er zur Truhe hinüber und griff nach dem Deckel. Lirael flog überrascht auf und landete auf dem verlassenen Bett.
    »Die Eule und das Kätzchen…«, sang Nick, während er Unterwäsche, eine Hose und einen langen Mantel herausnahm und sich anzog, wobei er auf ein Hemd verzichtete. »Auch wenn es

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