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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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selbst eingekerkert in einem Stück Silbermetall…«
    »Wo ist Hedge wohl hin?«, unterbrach ihn Sam, der ihm nur mit halbem Ohr zuhörte.
    »Zurück zu diesen Klumpen Silbermetall natürlich«, erwiderte Mogget gähnend. »Oder er ist hinter Lirael her. Ich glaube, ich brauche jetzt dringend ein wenig Schlaf.«
    Mogget gähnte erneut und kreischte überrascht, als Sam ihn packte und schüttelte, dass Ranna an seinem Halsband klingelte.
    »Du musst den Hund finden! Wir müssen Lirael helfen!«
    »Das ist keine Art, mich um etwas zu bitten.« Mogget gähnte erneut, als Ranna sie in eine Woge von Schläfrigkeit hüllte. Sam wurde bewusst, dass er sich setzte. Der Boden wirkte sehr behaglich. Er brauchte sich nur hinzulegen und die Hände hinter dem Kopf zu verschränken…
    »Nein! Nein!«, wehrte er sich. Er kam taumelnd auf die Füße, stolperte in den Fluss und tauchte das Gesicht unter Wasser.
    Als er herauskam, war Mogget in seinem Rucksack fest eingeschlafen, das Schnäuzchen zu einem Grinsen verzogen.
    Sam blickte ihn an und fuhr sich mit den Händen durchs nasse Haar. Die Hündin war flussabwärts gelaufen. Was hatte sie gesagt? »Lirael ist im Schilf verschwunden.«
    Wenn Sam also dem Fluss zum Roten See folgte, hatte er eine gute Chance, Lirael zu finden. Oder wenigstens ein Zeichen von ihr oder der Hündin. Vielleicht wachte auch Mogget auf.
    Oder Hedge kam zurück…
    Sam wollte nicht tatenlos hier sitzen. Vielleicht brauchte Lirael seine Hilfe. Er musste sie finden. Miteinander überlebten sie vielleicht lange genug, um etwas gegen den Zerstörer in den Silberhemisphären zu unternehmen. Allein hatten sie keine Chance.
    Sam verstaute Liraels Bogen und den Pfeil, den er fallen gelassen hatte. Dann hängte er sich die beiden Rucksäcke über die Schultern, versicherte sich, dass Mogget nicht herausfallen konnte, auch wenn der Kater es verdient hätte, und schritt, begleitet vom Rauschen des Wassers, nach Westen aus.

11
    Im Schilf versteckt
     
    Lirael hatte die leise Hoffnung, ein Boot aus geflochtenen Binsen zu finden, denn die Clayr hatten sie und Nicholas damals in einem solchen Boot auf dem Roten See Gesehen. Als es tatsächlich vor ihr auftauchte, war sie erleichtert, denn das Wasser reichte ihr inzwischen weit über die Schenkel. Wäre es noch tiefer geworden, hätte sie umkehren oder riskieren müssen, dass Nick ertrank, denn sie vermochte ihn nur nach Art der Feuerwehrmänner längere Zeit zu tragen, wobei sein Kopf sich gut zwei Fuß tiefer als ihrer befand.
    Vorsichtig setzte sie ihn in der Mitte des kanuartigen Bootes ab und hielt es rasch fest, als es zu kippen drohte. Das Boot war etwa doppelt so lang, wie sie groß war, doch bis auf den Mittelteil sehr schmal. Mehr als zwei Personen hätten kaum Platz darin gefunden.
    Nick war halb bewusstlos, kam aber zu sich, als sie schweigend im Boot saßen. Lirael überdachte ihre Möglichkeiten. Das Schilf schloss sich schützend über ihnen. Kleine Wasservögel riefen klagend in der Nähe; gelegentlich tauchte einer platschend ins Wasser, um irgendeine Beute zu erhaschen.
    Lirael lauschte. Sie hatte ihr Schwert über den Knien und eine Hand am Glockengurt. Das Pfeifen und Tschilpen der Marschvögel verstummte manchmal abrupt. Lirael wusste den Grund: Blutkrähen flogen übers Schilf hinweg. Sie konnte die kalten Geister fühlen, die in ihnen wohnten und die nur eins im Sinn hatten: den Befehlen ihres nekromantischen Meisters zu gehorchen – und sie zu finden.
    Das Boot war genauso, wie die Clayr es beschrieben hatten, doch Lirael empfand plötzliche Furcht, als sie nun wirklich darin saß. Damit hatte die Vision der Clayr geendet. Sie hatten sie hier zusammen mit Nicholas Gesehen, aber nicht, was weiter geschehen würde oder was in Nicholas war. War ihre Sicht begrenzt, weil dies nun das Ende war? War Hedge bereits auf dem Weg durchs Schilf? Oder würde in dem abgemagerten jungen Mann vor ihr plötzlich der Zerstörer erwachen?
    »Worauf wartest du?«, fragte Nick plötzlich lebhafter, als sie erwartet hatte. Sie schrak so heftig zusammen, dass das Boot ins Schaukeln geriet. Nicks Stimme klang laut und seltsam in der Stille des Schilfs.
    »Sei leise!«, befahl Lirael hastig.
    »Sonst…?«, fragte Nick herausfordernd. Aber er sprach leiser und hatte den Blick auf ihr Schwert gerichtet.
    Ein paar Sekunden vergingen, dann sagte Lirael: »Wir warten bis zum Mittag, da ist die Sonne am hellsten und die Toten sind schwach. Dann fahren wir am Seeufer

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