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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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müssen die beiden Hemisphären zusammengebracht werden?«, fragte Lirael. Das schien der schwächste Punkt seiner Argumentation zu sein, und der gefährlichste, denn mit der Zusammenführung der Hemisphären würde, was immer darin gefangen war, wieder seine ganze Macht besitzen. Und noch während sie fragte, erkannte sie, dass es eine wichtigere Frage gab.
    »Sie müssen«, erwiderte Nick mit einem Ausdruck der Verwirrung. Anscheinend konnte er nicht klar darüber denken. »Das ist doch offensichtlich.«
    »Ja, sicher«, sagte Lirael beschwichtigend. »Aber ich frage mich, wie du die Hemisphären nach Ancelstierre herausbringen willst. Und wo liegt deine Blitzfarm? So eine Anlage muss schwer zu errichten sein. Dafür braucht man gewiss eine Menge Platz.«
    »Oh, das ist nicht so schwer, wie du glaubst«, erklärte Nick, offenbar erleichtert darüber, dass das Thema der Zusammenführung der Hemisphären nicht mehr zur Sprache kam. »Wir transportieren die beiden Hälften in Kähnen ins offene Meer und folgen dann, soweit Stürme und Nebel es uns erlauben, der Küste nach Süden, werden sie dort an Land bringen und dann über die Mauer schaffen. Danach sind es nur noch zehn oder zwölf Meilen bis Forwins Mühle, wo meine Blitzfarm entsteht. Sie wird gerade fertig sein, wenn wir dort eintreffen.«
    »Aber wie kriegt ihr sie über die Mauer?«, fragte Lirael. »Sie ist eine unüberwindliche Barriere für Tote und all diese Kreaturen. Ihr könnt die Hemisphären nicht über die Mauer schaffen.«
    »Unsinn!«, rief Nick. »Du bist ja noch schlimmer als Hedge. Er wird es wenigstens versuchen, wenn ich ihn seinen Hokuspokus dabei machen lasse.«
    »Oh«, sagte Lirael. Offenbar hatte Hedge – wahrscheinlicher noch sein oberster Meister – eine Möglichkeit gefunden, die Hemisphären über die Mauer zu schaffen. Es war ohnehin nur eine schwache Hoffnung gewesen, denn Lirael wusste, dass Hedge die Mauer mehr als einmal überwunden hatte. Kerrigor und seine Armee hatten sie vor Jahren ebenfalls überquert. Dennoch hatte Lirael gehofft, sie wäre für die Hemisphären unüberwindlich.
    »Wirst du… äh, keine Schwierigkeiten mit den Behörden in Ancelstierre bekommen?«, fragte sie nun hoffnungsvoll. Sam hatte ihr von dem Perimeter erzählt, dem Grenzgebiet, das die Ancelstierrer errichtet hatten, damit nichts aus dem Norden in ihr Land gelangen konnte. Lirael hatte keine Ahnung, was sie tun konnte, wenn die Hemisphären erst das Alte Königreich verlassen hatten.
    »Nein«, erklärte Nick. »Hedge sagt, es wird keine Probleme geben, mit denen er nicht fertig wird. Seinen außergewöhnlichen Methoden nach zu urteilen, ist er früher Schmuggler gewesen. Ich selbst übertrete nicht gern das Gesetz, deshalb habe ich mir alle notwendigen Einfuhrpapiere besorgt. Ich muss allerdings gestehen, dass sie nicht für Dinge aus dem Alten Königreich gelten, denn offiziell gibt es kein Altes Königreich, und damit auch keine Formulare. Ich habe auch ein Schreiben von meinem Onkel, das mir erlaubt, alles einzuführen, was ich für mein Experiment brauche.«
    »Dein Onkel?«
    »Der Premierminister«, erwiderte Nick stolz. »Er ist bereits im siebzehnten Amtsjahr – mit dreijähriger Unterbrechung, als die Gemäßigten Reformer an der Macht waren. Mein Onkel ist der erfolgreichste Premier, den das Land je hatte, auch wenn jetzt mit den kontinentalen Kriegen und all den ins Land drängenden Flüchtlingen aus dem Süden eine schwierige Zeit für ihn angebrochen ist. Aber ich glaube nicht, dass Corolini und sein Gesindel genug Stimmen bekommen, um ihm das Amt wirklich streitig zu machen. Er ist der älteste Bruder meiner Mutter und ein feiner Kerl. Lässt seinen Neffen nie im Stich.«
    »Diese Papiere sind vermutlich im Zelt verbrannt«, sagte Lirael und klammerte sich an diese neue Hoffnung.
    »Nein«, erwiderte Nick, »dank Hedge. Er hat vorgeschlagen, die Papiere bei dem Mann zu lassen, den wir an der Mauer treffen. Er meinte, hier würden sie nur verkommen. Eine weise Voraussicht, muss ich sagen. Also – lässt du mich jetzt gehen?«
    »Nein«, sagte Lirael. »Du wirst befreit, ob du es willst oder nicht.«
    »Dann werde ich dir nichts mehr erzählen«, sagte Nick verärgert. Das Schilf raschelte leise, als er sich wieder zurücksinken ließ.
    Lirael beobachtete ihn, während ihr eine Reihe von Überlegungen durch den Kopf gingen. Sie hoffte, dass Ellimere Sams Botschaft erhalten hatte und ihnen in diesem Augenblick bereits mit einer

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