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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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weit ist… du musst es aufhalten. Versprich mir, dass du alles tun wirst!«
    »Ich verspreche es«, stöhnte Nick mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich gebe dir das Wort eines Sayre. Ich werde es aufhalten! Sprich zu mir, Lirael. Bitte! Ich muss an etwas anderes denken. Sag mir… wo du geboren wurdest.«
    »Im Clayr-Gletscher«, sagte Lirael beunruhigt. Nicks Griff wurde fester, und das gefiel ihr nicht. »In den Geburtenzimmern des Krankenhauses. Zwar bekommen einige Clayr ihre Babys in ihren eigenen Zimmern, aber die meisten von uns… von ihnen… bekommen sie in den Geburtenzimmern, weil alle dort sind und es gemeinsam mehr Spaß macht.«
    »Deine Eltern«, keuchte Nick, schauderte und begann sehr schnell zu sprechen. »Erzähl mir von ihnen. Über meine gibt es nicht viel zu berichten. Vater ist ein schlechter Politiker, aber das mit Begeisterung. Sein älterer Bruder ist die ganz große Nummer. Mutter hängt nur auf Partys herum und trinkt zu viel. Mir ist noch immer nicht klar, wie du Sams Tante sein kannst. Dann müsstest du Touchstones oder Sabriels Schwester sein. Ich habe sie getroffen. Sie sind viel älter als du. Uralt. Müssen über vierzig sein… Rede zu mir. Bitte, rede zu mir…«
    »Ich bin Sabriels Schwester«, sagte Lirael, aber die Worte wollten ihr nur schwer über die Lippen. »Sabriels Schwester. Aber nicht von derselben Mutter. Ihr… mein Vater war… nur kurz mit meiner Mutter zusammen, bevor er starb. Bis vor kurzem wusste ich nicht, wer er war. Meine Mutter… ging fort, als ich fünf war. Niemand sagte mir, dass mein Vater der Abhorsen war… o nein!«
    »Abhorsen!«, rief Nick. Sein Körper krümmte sich. Lirael spürte, dass seine Haut kalt wie Eis wurde. Sie entwand ihm sofort ihre Hand, wich so weit von ihm zurück, wie es ging, und verfluchte, dass sie »Abhorsen« laut ausgesprochen hatte, als Nicholas bereits die Kontrolle über sich verlor. Natürlich musste es die Freie Magie in ihm entfachen.
    Weißer Rauch quoll aus Nicks Nase und Mund. Weiße Funken stoben in seiner Kehle, als er verzweifelt zu sprechen versuchte. Seine Lippen formten mühsam ein Wort, doch nur Rauch kam heraus. Für einen kurzen Augenblick glaubte sie verstanden zu haben, was Nick sagen wollte.
    »Flieh!«

12
    Der Zerstörer in Nicholas
     
    Einen Augenblick lang war sie nicht fähig, eine Entscheidung zu treffen. Sollte sie aus dem Boot springen und fliehen, oder sollte sie nach den Glocken greifen? Dann handelte sie und zog Ranna und Saraneth hervor, was im Sitzen und mit dem Schwert auf den Schenkeln nicht einfach war.
    Nick hatte sich nicht bewegt, doch der weiße Rauch kam in langsam wachsenden Schwaden, die hin und her wogten, als wollten sie um sich tasten. Der Übelkeit erregende Gestank der Freien Magie breitete sich mit ihnen aus und drang beißend in Liraels Nase. Wut keimte in ihr auf.
    Sie wartete keinen Moment länger, läutete beide Glocken und richtete ihre ganze Willenskraft auf einen Befehl, den ihre Gedanken an die Gestalt und die Rauchschwaden vor ihr schickten.
    Schlag,
dachte Lirael. Jeder Muskel war angespannt von der Anstrengung, die Kräfte der beiden Glocken zu lenken. Sie spürte Rannas Schlummergesang und Saraneths lähmende Macht, als ihr Läuten übers Wasser schallte. Zusammen hüllten sie Nicholas in Magie und Klang und sandten den Geist der Freien Magie in seinem Innern wieder in schmarotzerischen Schlaf.
    Doch diese Hoffnung währte nur einen Moment. Der weiße Rauch wich nur zurück, die Glocken begannen rot zu glühen und ihr Klang veränderte und verzerrte sich. Dann setzte Nick sich auf, die Augen noch immer verdreht und blicklos, und der Zerstörer sprach aus seinem Mund.
    Seine Worte schmetterten mit einer am ganzen Körper spürbaren Macht gegen Lirael. Das Mark in ihren Knochen war plötzlich siedend heiß und ein stechender Schmerz bohrte sich tief in ihre Ohren.
    »Närrin! Mit solch armseligen Kräften wagst du dich mir entgegenzustellen? Ich sollte Saraneth und Ranna bedauern, dass sie in dir und deinem Plunder fortleben müssen. Erstarre!«
    Das letzte Wort traf Lirael mit solcher Wucht, dass sie vor Pein aufschrie. Doch aus dem Schrei wurde ein ersticktes Gurgeln, als ihr die Luft ausging. Die Kreatur in Nick – das Fragment – hatte sie so vollkommen gelähmt, dass selbst ihre Lungen erstarrt waren. Verzweifelt versuchte sie zu atmen, doch alle Anstrengung war vergebens. Kein Muskel ihres Körpers gehorchte ihr mehr. Es gab nichts, das sie dem Bann

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