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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Sergeanten war sehr ungewöhnlich. Es fiel schwer, ihn direkt anzublicken. Aus den Augenwinkeln konnte Tindall eine verschwommene Aura sehen, die nicht völlig mit den Umrissen übereinstimmte, wie sie sollte. Auch der Gurt war merkwürdig… Seit wann trugen die Wächter Gurte mit Gewehrmunition? Vor allem, da keiner der beiden ein Gewehr hatte.
    »Nein«, wehrte Sam rasch ab. »Es geht ihm bald besser. Wir müssen so rasch wie möglich zu einem Telefon und mit Colonel Dwyer reden.«
    Tindall nickte bloß und ließ sich seine Besorgnis nicht anmerken, doch seine Gedanken waren in Aufruhr. Lieutenant Colonel Dwyer, der die Wächter am Grenzübergang befehligte, war seit zwei Wochen in Urlaub. Tindall hatte sich nach einem denkwürdigen Abendessen im Hauptquartier seines Vaters sogar von ihm verabschiedet.
    »Am besten folgen Sie mir in die Kommandozentrale«, sagte er schließlich. »Major Greene wird sich mit Ihnen unterhalten wollen.«
    »Ich muss telefonieren«, wehrte Sam ab. »Jetzt ist keine Zeit für Unterhaltungen.«
    »Major Greenes Telefon funktioniert vielleicht«, wandte Tindall mit erzwungen ruhiger Stimme ein. »Sergeant Evans – übernehmen Sie die Einheit. Byatt und Emerson – Sie kommen mit mir. Lassen Sie die Bajonette aufgesteckt. Noch etwas, Evans – schicken Sie einen Boten zu Lieutenant Gotley. Ich erwarte ihn in der Kommandozentrale. Wir brauchen seinen Sachverstand.«
    Er ging voraus durch den Verbindungsgraben, und Sam, Lirael und die Hündin folgten ihm. Evans, der den Blick seines Lieutenants und die Anforderung des neben Major Greene einzigen weiteren Chartermagiers der Kompanie richtig deutete, nahm Byatt und Emerson einen Moment zur Seite und flüsterte: »Da stimmt was nicht, Leute. Sobald der Alte den Befehl gibt – oder beim ersten Anzeichen von Ärger –, stecht die beiden ab!«

16
    Ein Major entscheidet
     
    Sameths Hoffnung schwand, als Lieutenant Tindall sie in einen Unterstand ungefähr hundert Meter hinter den Schützengräben führte. Selbst im schwachen Licht der Öllampe war nicht zu übersehen, dass es hier aussah wie in der Bleibe eines trägen, nur auf die eigene Bequemlichkeit bedachten Offiziers, der ihnen wahrscheinlich gar nicht zuhören würde, geschweige denn verstehen würde, was so dringend unternommen werden musste.
    Ein Holzofen glühte, eine offene Whiskyflasche stand auf dem Kartentisch, und ein bequemer Lehnstuhl füllte eine Ecke. Major Greene seinerseits füllte den Lehnstuhl und starrte mit gerötetem Gesicht und streitsüchtiger Miene auf die unwillkommenen Besucher. Aber er hatte seine Stiefel an, wie Sam auffiel, ein Schwert neben seinem Stuhl und einen Revolver in einem Holster, das an einem Haken hing.
    »Was ist los?«, brüllte der Major und erhob sich aus dem quietschenden Stuhl, als die Besucher unter dem Eingangsbalken hindurchtraten und sich um den Kartentisch versammelten. Greene war alt für einen Major und ging wohl auf die fünfzig und die baldige Pensionierung zu.
    Bevor er etwas sagen konnte, erklärte Lieutenant Tindall, der sich hinter sie gestellt hatte: »Schwindler, Sir. Ich bin nur nicht sicher, welcher Art. Sie haben makellose Charterzeichen.«
    Sam erstarrte bei dem Wort »Schwindler« und sah, wie Lirael nach dem Halsband der Hündin griff, als diese wütend knurrte.
    »Schwindler, aha«, sagte Major Greene. Er blickte Sam an, und jetzt erst sah dieser das Charterzeichen auf Greenes Stirn. »Was haben Sie zu dieser Anschuldigung zu sagen?«
    »Ich bin Lieutenant Stone von der NPAE«, sagte Sam steif. »Das sind Sergeant Clare und Spürhund Woppet. Ich muss sofort mit dem Hauptquartier des Grenzgebiets telefonieren…«
    »Blödsinn!«, brüllte der Major ohne eine Spur von Verärgerung. »Ich kenne sämtliche Offiziere der Grenzwächter! Die Unteroffiziere ebenfalls! Ich war lange genug einer! Und ich kenne mich mit Spürhunden aus. Der hier ist keiner! Ich wäre überrascht, wenn er einen Dunghaufen in einer Küche aufspüren könnte.«
    »Und ob ich das könnte«, sagte die Hündin verärgert.
    Absolute Stille folgte ihren Worten. Dann richtete der Major sein Schwert auf die Hündin, und auch Lieutenant Tindall und seine Männer hielten Bajonette und Schwerter stoßbereit in Händen, nur einen Fingerbreit von Sams und Liraels Hals.
    »Ups«, sagte die Hündin und legte sich hin, den Kopf auf den Pfoten. »Tut mir Leid, Gebieterin.«
    »Gebieterin?«, rief Greene, und sein Gesicht wurde noch röter. »Wer seid ihr? Und was

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