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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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ihm in die Augen, doch er unterdrückte sie blinzelnd. »Ich… du kannst auf mich zählen.«
    Er neigte den Kopf vor Lirael und fügte hinzu: »Abhorsen.«
    Lirael schloss kurz die Augen. Dieses eine Wort brachte alles auf den Punkt. Sie war nun die Abhorsen, nicht mehr die Nachfolgerin.
    »Ja«, sagte sie und akzeptierte den Titel und alles, wofür er stand. »Ich bin die Abhorsen, und als solche brauche ich jede Hilfe, die ich bekommen kann.«
    »Ich komme mit Ihnen«, sagte Major Greene. »Aber ich habe keine rechtmäßige Befugnis, dies auch der Kompanie zu befehlen, obwohl die meisten Männer sich uns freiwillig anschließen würden.«
    »Ich verstehe es nicht!«, stieß Lirael heftig hervor. »Wen kümmert es in dieser Stunde, was rechtmäßig ist und was nicht? Vielleicht wird Ihr ganzes Land zerstört und alle getötet! Begreifen Sie das nicht?«
    »Doch, ich begreife es. Es ist nur nicht so einfach…«, begann der Major. Dann hielt er inne, und sein rotes Gesicht wurde an den Schläfen bleich. Lirael sah, wie er die Stirn runzelte, als wäre ihm eine ganz und gar ungewohnte Idee gekommen. Dann glätteten sich die Falten. Bedächtig schob er eine Hand in die Tasche, zog sie heraus und schmetterte seine nun metallgeschützte Faust auf das Schaltbrett, dass die Funken stoben.
    »Verflixt! Es ist so einfach! Ich setze die Kompanie in Marsch. Was soll schon passieren, außer dass die Politiker mich später dafür erschießen lassen, wenn wir siegen? Und Sie, Soldat – wenn Sie irgendjemandem auch nur ein Wort davon erzählen, werfe ich Sie dem Katzending hier zum Fraß vor. Verstanden?«
    »Lecker«, sagte Mogget.
    »Ja, Sir«, murmelte der Telefonvermittler. Seine Hände zitterten, als er eine Feuerschutzdecke über das rauchende Schaltbrett warf.
    Doch der Major hatte nicht auf seine Antwort gewartet. Er war bereits draußen und rief einem Untergebenen zu: »Vorwärts, lassen Sie die Lastwagen losfahren.«
    »Lastwagen?«, fragte Lirael, als sie hinter ihm herliefen.
    »Ja. Wagen ohne Pferde«, erklärte Sam bedächtig, als müsste er erst überlegen, was das war. »Mit denen kommen wir wesentlich schneller nach Forwins Mühle. Wenn sie funktionieren.«
    »Das kann gut möglich sein«, meinte die Hündin mit hoch erhobener Nase. »Der Wind dreht nach Südwesten. Es wird kälter. Aber schaut!«
    Der Horizont im Westen war von Blitzen hell erleuchtet, und dumpfes Donnern drang herüber.
    Auch Mogget beobachtete es von seinem Ausguck auf Sams Rucksack aus. Dann schnaufte er verärgert.
    »Was hat der Junge gesagt? Wie weit ist es bis Forwins Mühle?«, fragte er und sah, dass Lirael ihn beobachtete.
    »Etwa dreißig Meilen«, sagte Sam.
    »Das Gewitter ist genau im Westen, keine fünfzehn Meilen von hier. Hedge und seine Fracht müssen noch immer an der Mauer sein!«

Zweites Intermezzo
     
    Der blaue Postkombi schaltete krachend herunter, als er abbremste, um in die gepflasterte Einfahrt einzubiegen. Dann bremste er noch heftiger und kam schaukelnd zum Stehen, weil die normalerweise geöffneten Tore an diesem Tag geschlossen waren. Außerdem standen Leute mit Schusswaffen und Schwertern auf der anderen Seite. Bewaffnete Schülerinnen, junge Mädchen in weißen Tennisröcken oder Hockeydress, die besser Schläger und Hockeystöcke in Händen gehalten hätten statt Waffen. Zwei von ihnen hielten ihre Gewehre auf den Fahrer gerichtet, während zwei andere durch die kleine Seitentür in der Mauer herauskamen. Die Spätnachmittagssonne spiegelte sich auf den blanken Klingen ihrer gezückten Schwerter.
    Der Fahrer des Kombis blickte auf die vergoldeten pseudogotischen Buchstaben über dem Tor, die dem Ankommenden verkündeten: »Wyverley College«, und die kleinere Inschrift darunter, die besagte: »Gegründet 1652 für junge Damen aus gutem Hause«.
    »Die feine Gesellschaft, soso«, murmelte der Fahrer. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass er Angst vor Schulmädchen haben musste. Er blickte nach hinten in den Kombi und sagte laut: »Wir sind da. Wyverley College.«
    Ein leises Rascheln drang aus dem Wageninnern zu ihm, gefolgt von Rumpeln und gedämpften Stimmen. Der Fahrer beobachtete einen Augenblick, wie die Postsäcke sich aufrichteten und Hände daraus zum Vorschein kamen, um die Schnüre zu öffnen. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn. Zwei der Schülerinnen kamen zu seinem Fenster, das er sofort hinunterkurbelte.
    »Eilzustellung«, sagte er mit einem Zwinkern. »Ich soll ausrichten,

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