Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
hoher, wunderschöner Ton erklang bei meiner Berührung. Farbringe zogen sich von der Stelle, wo meine Hand ruhte, in Kreisen über die Kugel, bis jede Farbe einmal die gesamte Kugel einnahm.
Ich spürte ein unbeschreibliches Kribbeln in meinem Körper. Es war nicht unangenehm. Eher so wie eine beinahe Berührung von Craig. Ein Schleier von Schmerzen, die von etwas viel Schönerem überschattet wurden. Ich prüfte den Druck gegen meine Hand und durchbrach die Oberfläche, als diese bereitwillig nachgab. Ich vermutete, dass diese Lichtkugel irgendwie die Reinheit meiner Abstammung überprüft hatte. Ich hatte bestanden und nun schob ich meinen ganzen Körper nach und nach durch diese merkwürdige Membran. Sie schloss mich in sich ein. Die Farben leuchteten wieder auf und deckten die Oberfläche der Kugel mit undurchsichtigen Farben ab. Ich war gefangen. Beunruhigen tat mich das allerdings nicht. Meine ganze Aufmerksamkeit galt nur dem Schmuckstück, das so griffbereit über der Säule schwebte. Und das tat es wirklich. Es lag nicht einfach auf dem Holz. Es schwebte eine Handbreit darüber. Drehte und wendete sich, als würde der Wind beständig daran ziehen. Es war ein wunderschönes Schmuckstück.
Ein Schmuckstück, von dem jetzt schon eine unheimliche Macht ausging. Es war so filigran, dass ich bezweifelte, dass es von Menschenhand gefertigt war. Es schien aus purem Gold zu sein, das durch unzählige dünne Fäden eine Fassung umrahmte, die etwas umschloss, das aus purer bläulich, silberner Flüssigkeit zu bestehen schien. Es war eine Art Stein, dessen Inneres nicht zu Stein erstarrt war. Jede der Goldschnüre schien auf diesen Stein zuzulaufen. Er war der Mittelpunkt. Das Zentrum des Amuletts. Er konnte nur der Seelentropfen sein. Ich hielt den Atem an, als ich eine zitternde Hand danach ausstreckte. Ich fürchtete, das Amulett würde bei meiner Berührung verschwinden. Sich als eine bloße Halluzination herausstellen. Das war es nicht. Meine Finger stießen gegen das kühle, wertvolle Metall. Die Flüssigkeit im Innern des Steins schien erwacht zu sein. Sie wirbelte wild durcheinander. Dann fiel das Amulett aus seiner Schwerelosigkeit in meine ausgestreckte Hand. Als es meine Haut gänzlich berührte, erlosch die Farbkugel und gab mich meiner Umwelt zurück.
Die Erinnerungen meiner Vorfahren füllten immer noch den riesigen Raum bis in die hinterste Ecke aus. Sie alle sahen auf das goldene Amulett in meiner Hand. Ich fasste es nicht, dass ich es wirklich in Händen hielt. Ich besaß nun das eine Objekt, das alles wieder ins Gleichgewicht bringen sollte. Den einen Gegenstand, für den ich einen sehr hohen Preis zahlen musste. Ich besaß das Amulett der Seelentropfen. Ich hatte es gefunden. Ich war meinem Ziel so nahe, dass ich es fast nicht glauben konnte. Allerdings zwang sich mir ein Gedanken auf, der jeden anderen als unbedeutend abstempelte. Ich hatte das Amulett, aber was sollte ich jetzt damit anfangen. Ich wusste nicht, wie es weiter ging. Meine Euphorie verschwand fast so schnell wieder, wie sie über mich hereingebrochen war.
Was jetzt? Ich nahm kaum wahr, wie meine Vorfahren verschwanden, als ich die schwere Kette über meinen Kopf stülpte und das Amulett gegen meine Brust schlug. Ich umklammerte es mit beiden Händen und spürte das Leben, das von ihm ausging. Es pochte durch meine Finger und übertrug sich in meinen Körper. In dem Stein waren wirklich Seelentropfen. Ich spürte jeden einzelnen von ihnen, als wären sie ein Teil meiner eigenen Seele. Ich ließ mich in den Sog der Seelen fallen und stolperte langsam die Rampe wieder hinunter. Ich wusste nicht genau, wohin ich ging. Ich vertraute einfach meinen Füßen, die einen festen Weg einzuschlagen schienen. Ich wurde getrieben von einem inneren Wissen, das ganz sicher nicht von mir kam.
Das Amulett hing schwer um meinen Hals und die blausilberne Flüssigkeit in dem Stein wirbelte immer noch wild durcheinander. Es war unheimlich so viele Fragmente von Seelen auf meiner Brust zu spüren. Wirklich zu wissen, dass es die Menschen gibt oder einmal gegeben hatte. Ich war sicher, dass es mehr als gefährlich sein würde, wenn der Zirkel dieses Amulett in die Finger bekam, allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass das Amulett unvollständig war.
Inzwischen hatte ich wieder die riesige erste Halle im Inneren des Singenden Baumes erreicht. Ich sah mich nicht noch einmal in der leeren Halle um. Ich trat zurück auf die Wurzel. Ich suchte nach
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