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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Coughlin
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Edelstahlkonsole. Er tippte auf ein paar Knöpfe und drehte ein paar Regler, dann erklang aus einem halben Dutzend knapp unter der Decke aufgehängten Lautsprechern Beethovens Mondscheinsonate.
    Interessant, dachte sie. Keine Fotos, nichts Dekoratives, aber ein hochmodernes Soundsystem und hochwertigen Whiskey im Gegenwert einer kleinen Destille in der Bar. Jungs sind Jungs … egal wie viele Jahrhunderte sie zufällig alt sind.
    Als sie angezogen war, schaute sie sich um und fand ihre Handtasche.
    »Macht es dir etwas aus, wenn ich das Bad benutze?«, fragte sie Hazard.
    »Aber nein. Es ist den Flur entlang auf …«
    »Der linken Seite«, beendete sie den Satz für ihn. »Ich erinnere mich.«
    »Natürlich.« Er griff sich ihre Hand, als sie an ihm vorbeiging, und hielt sie fest. Als sie sich zu ihm umdrehte, schob er ihr mit der anderen die Haare aus dem Gesicht und streichelte dann mit dem Fingerrücken ihre Wange.
    »So weich.« Es war, als spräche er mit sich selbst. Seine tiefe Stimme war leise. Sie verband sich mit der Musik, und Eve musste sich anstrengen, ihn zu hören. »Ich hatte vergessen, wie weich Haut sein kann … Mir war nicht klar, wie viel ich vergessen hatte … wie viel es zu vergessen gab.«
    »Vielleicht ist es Zeit, sich wieder zu erinnern.«
    Er verzog den Mund zu einem leisen Lächeln, aber seine grauen Augen blieben ernst. Für eine Sekunde glaubte sie, er wolle noch etwas sagen, aber dann hob er nur ihre Hand an die Lippen, um sie kurz zu küssen. Dann ließ er sie los.
    Ihre Hand kribbelte den ganzen Weg bis ins Bad.
    Der Mann hatte definitiv eine Gabe. Mehrere eigentlich, wie ihr die köstlich vibrierenden Nervenenden an anderen strategischen Stellen ihres Körpers verrieten. Sie kannte viele wohlerzogene Männer, zumindest nach den Maßstäben des einundzwanzigsten Jahrhunderts wohlerzogene Männer, und nicht einer von ihnen beherrschte einen Handkuss mit Hazards müheloser Eleganz. Er erhob Galanterie zu einer Kunstform.
    Und deshalb war die plötzliche Änderung seines Verhaltens unerwartet und verwirrend.
    Als sie wieder ins Wohnzimmer zurückkam, saß er mit einem Glas in der Hand halb auf der Lehne des niedrigen Sofas, ein Bein nach oben gelegt.
    Er hob das Glas in ihre Richtung. »Whiskey?«
    »Nein danke. Ich trinke nur Whiskey, wenn ich völlig geschockt bin«, erklärte sie in dem Versuch, die Stimmung zu heben.
    »Vielleicht hättest du lieber ein Glas Wein? Einen, der gleichzeitig intensiv und komplex, aber auch ätherisch ist … ein Prosecco würde, glaube ich, zu dir passen.« Die Worte waren höflich genug, sogar aufmerksam, aber in seiner Stimme lag eine unüberhörbare Kälte, als wäre in den drei Minuten, die sie im Bad gewesen war, jemand vorbeigekommen und hätte ihm erzählt, sie wäre ein Serienkiller. »Oder Tee? Eine beruhigende Tasse Tee. Oder heiße Schokolade.«
    Wein? Tee? Schokolade? Sie dachte an die leere Küche. War es möglich, dass er noch irgendwo eine zweite Küche hatte? Oder einen Weinkeller?
    »Ein Wein wäre wunderbar«, antwortete sie und bemühte sich, nicht so unbehaglich zu klingen, wie sie sich plötzlich fühlte.
    »Ja, das wäre er«, antwortete er. »Wir könnten uns auf das Sofa zurückziehen und ein wenig kuscheln. Du könntest mir erzählen, dass du so etwas noch nie getan hast. Ich könnte dir sagen, dass keine Frau in meiner doch recht langen Vergangenheit sich mit dir vergleichen lässt.« Er nahm einen großen Schluck Whiskey. »Dummerweise, Zauberin, habe ich keinen Wein hier. Oder irgendetwas anderes, was du vielleicht willst oder brauchst oder verdienst. Und ich weigere mich, mich deswegen schuldig zu fühlen.«
    Ging es darum? Irgendein falsch verstandenes Konzept der Ritterlichkeit? Vielleicht sollte sie nicht überrascht sein. Es war absolut möglich, dass seine Moralvorstellungen genauso altmodisch waren wie seine Manieren.
    »Es gibt keinen Grund dafür, dich schuldig zu fühlen«, versicherte sie ihm. »Ich bin ein großes Mädchen, Hazard. Ich wusste, was ich tat.«
    »Wusstest du das?« Er betrachtete sie mit offensichtlicher Skepsis. »Konntest du das überhaupt?«
    »Ich suche nicht nach Versprechen, falls es darum geht.«
    »Gut. Ich hatte dir gesagt, dass ich nichts anzubieten habe, und das habe ich ernst gemeint.«
    »Und ich habe dir gesagt, dass wir die heutige Nacht haben und dass sie ausreicht. Und die Nacht ist übrigens noch nicht vorbei.«
    Er biss die Zähne zusammen und seine Augen wurden hart.

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