Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

nicht einmal ansatzweise erklären konnte. Aber sie vertraute ihr.
    Es war Zeit. Sie war bereit.
    Sie streckte die geöffneten Arme nach Hazard aus, und er kam zu ihr, und als er es tat, glühte die Luft um sie herum, als wäre sie mit glitzerndem Goldstaub gefüllt. Ein schimmernder Kreis in dem Schwarm von winzigen Lichtern, der über ihnen schwebte.
    Ihr Körper vibrierte noch immer vor Verlangen, und es kostete ihn nicht lange, ihr Blut wieder zum Singen und ihre Sinne wieder zum Kochen zu bringen. Nur diesmal war es noch besser, weil er bei ihr war, seine starken Arme um sie geschlungen, seine langen, geschmeidigen Beine mit ihren verknotet und ihre Körper ineinandergepasst, als wären sie dafür geschaffen.
    Mit seinen Händen und seinem Mund und dem Druck seiner Hüften gegen ihre eigenen führte er sie an einen Ort, an dem sie noch nie gewesen war. Einen Ort, an dem noch niemand je gewesen war, verstand sie vage. Wie hätte das auch sein können, da dieser Ort ja noch nicht existierte, bis sie und Hazard ihn zusammen erschufen. Es war der Ort, an dem ihre Träume und Wünsche und Leidenschaft sich mit seinen überschnitten, ein namenloser, unbekannter Ort im Kosmos, der nur ihnen beiden gehörte.
    Als sie beide sich nur noch an Reste ihres Verstandes und ihrer Kontrolle klammerten, stützte er sein Gewicht auf die Hände und starrte auf sie herunter – das Bild jeder dunklen erotischen Phantasie, die sie je gehabt hatte –, während er seine wunderbare Festigkeit zum ersten Mal in sie gleiten ließ.
    Eve warf den Kopf zurück und hob die Hüften, um seinen Stößen entgegenzukommen, als sie schneller und tiefer wurden und schließlich einen dauerhaften Rhythmus fanden, der ihnen beiden gefiel. Sie klammerte sich an seinen Rücken, um ihn noch näher an sich zu ziehen, und er machte das Unmögliche möglich, indem er ihre Beine höher zog, bis sie um seine Hüfte geschlungen waren.
    Es gab keine Kapitulation mehr, keine Unterwerfung. Niemand bat um Gnade, und niemand gewährte sie. Es gab nur Haut an schweißnasser Haut, und Hunger und Besessenheit.
    Hazards Leidenschaft war das Gegenstück zu ihrer. Zusammen waren sie ein einziger, glühend heißer Wirbel, bis Verlangen und Gier und Empfindung und Vergnügen zu einer ungebrochenen Kette verschmolzen, die sich um sie wand und sie höher hob, immer höher, bis sie den höchsten, reinsten Gipfel von allen erreichten, das Juwel an der Spitze des Universums, jenseits von Sonne und Mond und Sternen, einen Ort ohne Vernunft oder Kontrolle oder Regeln – ein herrlicher Ort des Gebens, an dem alles andere, alles Geringere, einfach zurückbleibt.

    ***

    Sie lagen sich in den Armen und stahlen eine weitere Stunde, um sich zu berühren und zu flüstern, und dann nahmen sie sich noch eine halbe Stunde Zeit, bevor sie sich schließlich anzogen – ein langwieriger Prozess mit vielen interessanten Ablenkungen und Unterbrechungen.
    Sie wären beide lieber geblieben, hoch oben versteckt in ihrem Märchenturm, verloren im Staunen und der Neuheit dessen, was sie ineinander gefunden hatten, nur unterbrochen von einem kurzen Ausflug, um Wein und Käse und Brot und Marmelade zu holen.
    Aber sie wussten beide, dass die Dinge nicht normal werden würden, nur weil sie sich so benahmen. Zu hoffen, dass Pavane einfach verschwand, würde diesen Wunsch nicht wahr werden lassen, und es war gefährlich, sich etwas anderes einzureden. Den Talisman zurückzugewinnen hatte eine neue Dringlichkeit bekommen. Eve hatte gewusst, dass er mit dem Fluch verbunden war, aber den sichtbaren Beweis auf Hazards Brust zu sehen hatte ihr diesen Punkt mit schmerzlicher Deutlichkeit klargemacht. Hazard hatte ihr gesagt, dass er leben wollte, und sie glaubte es ihm. Doch wie lange würde es dauern, bis die Frustration über seine Unsterblichkeit und die Probleme wieder auftauchten und alles überschatteten, was sie zusammen hatten? Sie weigerte sich, das geschehen zu lassen. Es musste einen Weg geben, Hazard zu helfen, ohne ihn umzubringen, und alles was sie über Magie wusste, sagte ihr, dass der Talisman der Schlüssel war.
    Als sie sich angezogen hatten, blieb sie zurück und ließ ihn allein nach unten gehen. Sie wollte ein paar Momente für sich, und er schien es zu verstehen, ohne dass sie es erklären musste. Sie war vorher ängstlich gewesen, skeptisch gegenüber den Veränderungen, die sie am Ende der Treppe finden würde, unsicher, wie ihr Herz darauf reagieren würde, wieder dort zu sein.