Das Amulett von Gan (German Edition)
Bergmännchen, der sich als Alfrigg vorstellte, erzählten die Kinder ihre Geschichte. Als sie damit zu Ende waren, verneigten sich Alon und Alfrigg vor ihnen und sagten: »Seid gegrüßt, Ihr Träger der Amulette, die Ihr von den vier Enden der Erde gekommen seid.«
»Danke für den ehrenvollen Gruß«, sagte Chika mit großer japanischer Höflichkeit, lächelte und verneigte sich ebenfalls. Joe, Finn und Pendo machte die Begrüßungszeremonie eher verlegen. Sie waren diese Umgangsformen einfach nicht gewöhnt.
Finn musste grinsen bei dem Gedanken, seinen Großvater oder einen anderen Menschen mit einer Verneigung und den Worten »Sei gegrüßt« zu begrüßen. Deshalb sagte er zu dem Waldhüter und dem Bergmännchen: »Ähm, wir danken euch auch, aber wir sind immer noch dieselben Jungen und Mädchen, die wir eben noch waren. Sie können gerne weiterhin Du zu uns sagen.«
»Wir danken für euer Vertrauen, Träger der Amulette. Dann sprecht uns aber bitte ebenso an.« Alon war sichtlich bewegt: »Bisher kannte ich euch nur aus Erzählungen. Ich hätte niemals zu träumen gewagt, euch jemals kennenzulernen.«
»Dem kann ich mich nur anschließen«, sagte Alfrigg. »Aber wir müssen uns jetzt, wo wir wissen, wen wir hier vor uns haben, umso mehr beeilen. Falls die Schwarzalben durch den entflohenen Zwerg erraten, wer ihr seid, ist dies ein sehr gefährlicher Ort. Ihr müsst auf dem schnellsten Wege zur Quelle der Lebensströme gelangen.«
»Der Wald ist äußerst gefährlich – mit oder ohne Tarnkleidung. Nicht einmal eine Maus könnte jetzt unbeobachtet durch den Wald laufen«, sagte Alon besorgt.
Alfrigg erwiderte: »Es gibt eine Abkürzung, die sicherer ist. Sie führt geradewegs von hier bis in die Nähe von Schloss Birah, in dem die Lichtalben wohnen. Dann hättet ihr ein gutes Stück bis zur Quelle geschafft.« Die Gefährten schauten verwundert zu Alfrigg. Von Lichtalben hatten sie noch nie etwas gehört.
Alon schien ihre Verwunderung zu bemerken und sagte: »Wir erklären euch später, wer die Lichtalben sind. Sie werden euch gerne helfen. Da bin ich mir sicher.«
»Kannst du uns den Weg zu ihnen zeigen, Alfrigg?«, fragte Joe hoffnungsvoll.
»Kein menschliches Auge hat diesen Weg, wie überhaupt das unterirdische Reich, je zuvor gesehen. Es ist das Geheimnis der Bergmännchen von Gan.« Alfrigg hielt inne, streckte nach einer Weile den Kopf in die Höhe und sagte mit feierlicher Stimme: »Aber ihr, Träger der Amulette, seid willkommen, mir auf diesem Weg zu folgen. Ich werde euch zu Schloss Birah führen.« Zu Alon sagte er bedauernd: »Du Alon, Hüter des Waldes, darfst uns auf diesem Weg allerdings nicht folgen. So will es das Gesetz.«
»Ich danke dir, Alfrigg, für die Hilfe, die du den Trägern der Amulette zuteilwerden lässt. Es zeigt einmal mehr, wie treu die Bergmännchen zu unserm Land stehen. Sorgt euch nicht um mich. Ich werde mir Wege durch die Wälder suchen. Als Waldhüter errege ich hoffentlich nicht so viel Aufsehen.«
Kapitel 4
Die Welt der Bergmännchen
Nachdem Alon sich von allen verabschiedet und den Höhleneingang verlassen hatte, führte Alfrigg die vier Gefährten durch den engen Tunnel in die hintere Höhle. Er verschloss den Zugang und reichte jedem eine Grubenlampe. Angewidert schaute er sich um und schimpfte: »Solch eine ekelhafte Unordnung würde esbei den echten Bergmännchen von Gan niemals geben.« Eilig durchschritt er, gefolgt von den Gefährten, den Raum und blieb vor einer Felswand stehen. Mit einem sehr strengen Gesichtsausdruck schaute er sie an und sprach mit eindringlicher Stimme: »Bevor ich euch die Wege tief unter der Erde des Landes Gan zeige, möchte ich euch Träger der Amulette um eines bitten: Ihr betretet Wege, die kein Mensch je zuvor sehen durfte, und ihr werdet Orte und Schätze sehen, deren Pracht eure kühnsten Vorstellungen übersteigt. Wenn wir Bergmännchen den Menschen im Tageslicht begegnen, sehen sie uns in der Arbeitskleidung, die wir in den Bergwerken tragen. Sind wir aber in unserer Welt unter der Erde, in unseren Häusern und auf unseren Straßen, kleiden wir uns mit den Schätzen, mit denen die Erde uns versorgt. Ich bitte euch deshalb inständig: Erzählt niemandem hier in Gan und auch niemandem in eurer Welt von dem, was ihr zu sehen bekommt. Krieg und Hass würde über uns hereinbrechen. Die Zwerge, die euch ausrauben wollten, kamen aus eurer Welt nach Gan, um Schätze zu finden, von denen sie noch nicht einmal mit Sicherheit
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