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Das Anastasia-Syndrom

Titel: Das Anastasia-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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unversehrt blieben. Seine muti-ge Tat hatte den Aufseher das Leben gekostet und ebenso den unmittelbar neben ihm stehenden Touristen.
    Ein gesonderter Artikel schilderte die Geschichte der königlichen Kleinodien, ihre Zerstörung nach der Hinrichtung Karls I.
    und die Wiederherstellung für die Krönung von Karl II. »Wieder Karl I. und Karl II.«, seufzte Patel. »Das ist Judiths Werk. Ich weiß es.«
    »Nicht Judith – Lady Margaret Carew«, verbesserte Rebecca.
    »Ist es nicht Ihre Pflicht, sich an Scotland Yard zu wenden, Reza?«
    Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Nein, Rebecca, nein.
    Ich habe Judith gegenüber die Pflicht, alles zu versuchen, sie von diesem bösen Geist zu befreien. Doch ich weiß nicht, ob ich das kann. Sie ist von allen das unschuldigste Opfer, sehen Sie das denn nicht? Unsere einzige Hoffnung ist ihre starke Persönlichkeit. Anna Anderson hat sich bereitwillig von Anastasias Wesen unterjochen lassen. Judith wird unterbewußt um ihre Identität kämpfen. Wir müssen ihr Zeit lassen.«
    Tagsüber versuchte Patel mehrfach, Judith telefonisch zu erreichen, doch es meldete sich nur der Anrufbeantworter. Kurz bevor er die Praxis verließ, probierte er es noch einmal. Judith war am Apparat, eine Judith, die vor Freude jubelte. »Dr. Patel, ich habe die Geburtsurkunden bekommen. Können Sie sich vorstellen, daß sie falsch adressiert waren? Deshalb hat es so lange gedauert. Wir haben in Kent House am Kensington Court gewohnt. Erinnern Sie sich? Ich habe versucht, Ihnen zu sagen, daß ich am Kent Court wohne. Das trifft’s doch annähernd, oder? Ich habe recht gehabt, meine Mutter hieß Elaine. Mein Vater war Offizier bei der Royal Air Force, Hauptmann Jonathan Parrish.«
    »Das sind ja lauter gute Nachrichten, Judith! Was haben Sie als nächstes vor?«

    »Morgen gehe ich zum Kent House. Vielleicht erinnert sich jemand an die Familie, jemand, der damals jung war und noch dort wohnt. Falls das nicht klappt, werde ich eruieren, wo und wie man die Akten der RAF einsehen kann. Meine einzige Sorge dabei ist, daß Stephen irgendwie davon erfahren könnte, wenn ich in staatlichen Unterlagen herumschnüffle. Sie kennen ja seine Einstellung.«
    »Allerdings. Und was macht das Buch?«
    »In ungefähr einer Woche werde ich es durchredigiert haben.
    Haben Sie gelesen, daß die Konservativen in den Meinungsum-fragen vorne liegen? Wäre es nicht toll, wenn ich mit dem Buch fertig bin und er gleichzeitig die Wahl gewinnt und ich als Zu-gabe noch meine richtige Familie ausfindig mache?«
    »Ja, einfach wunderbar. Aber arbeiten Sie nicht zu hart. Hatten Sie irgendwelche Probleme mit zeitlichen Abläufen?«
    »Überhaupt keine. Ich sitze nur an der Schreibmaschine, von morgens bis abends.«
    Als Patel auflegte, schaute er zu Rebecca hinüber, die mitge-hört hatte. »Was halten Sie davon?« fragte sie.
    »Es besteht Hoffnung. Sobald Judith das Buch abgeschlossen hat, wird auch diese starke Konzentration auf den Bürgerkrieg enden. Mit der Aufdeckung ihrer Herkunft wird ein tief sitzendes Bedürfnis befriedigt. Die Ehe mit Sir Stephen wird sie voll beanspruchen. Die Macht, die Lady Margaret über sie hat, wird schwinden. Wir müssen sie im Auge behalten und abwarten.«

    Commander Sloane meldete sich bei Deputy Assistand Commissioner Barnes in Scotland Yard zurück. Nur Inspector Lynch wurde noch zugezogen. »Sie haben mit Miß Chase gesprochen?« erkundigte sich Barnes.
    Sloane stellte fest, daß die Wochen seit dem ersten Bomben-anschlag in dem mageren Gesicht von Barnes tiefe Spuren hinterlassen hatten. Als Leiter der Anti-Terror-Abteilung unterrich-tete Barnes gewöhnlich den Assistant Commissioner for Crime, nach dem Commissioner der ranghöchste Beamte von Scotland Yard. Er wußte, daß Barnes die schwere Verantwortung auf sich genommen hatte, seine Vorgesetzten nicht über den möglichen Zusammenhang zwischen Judith Chase und den Sprengstoffanschlägen zu informieren. Einer von beiden wäre ohne Zögern zu Stephen Hallett gegangen. Der Commissioner mochte Stephen nicht und hätte die Gelegenheit begrüßt, ihn aus der Fassung zu bringen. Sloane bewunderte Barnes wegen der Entscheidung, Judiths Namen zurückzuhalten; gleichzeitig beneidete er Barnes wahrhaftig nicht um die Folgen, falls sich diese Maßnahme als falsch erweisen sollte.
    Im Büro war es zwar warm, aber bei dem kalten, trüben Wetter verlangte es Sloane nach einer Tasse Kaffee. Ihm widerstreb-te dieser Bericht, den er gleich erstatten

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