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Das andere Kind

Titel: Das andere Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das andere Kind
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brach später zu einem längeren Spaziergang auf. Es war wunderbares
    Wetter.«
    »Sie verbrachten also die ganze Nacht mit Karen Ward.« »Ja.«
    »Und die war damit einverstanden, obwohl Sie im Begriff stehen, eine andere Frau zu
    heiraten?«
    »Natürlich war sie einverstanden. Sonst hätte sie mich wohl kaum mit zu sich
    genommen.«
    Für Valerie zeichnete sich die Situation recht klar ab. Fiona Barnes hatte mit all ihren
    Unterstellungen ins Schwarze getroffen. Dave Tanners Interesse an Gwen Beckett war reines
    Kalkül, diente nur der Absicht, sich das Grundstück der Beckett-Farm unter den Nagel zu reißen.
    Nebenher traf er sich mit seiner Exfreundin, einer jungen Studentin, die Valerie sogleich als
    ausgesprochen attraktiv aufgefallen war, und die zu dem weltgewandten Dave Tanner weit besser
    passte als die unscheinbare, unerfahrene Gwen Beckett. Die Ex wusste zwar von Gwen und ging
    vermutlich durch die Hölle, klammerte sich aber an der Hoffnung fest, Dave Tanner doch noch
    zurückerobern zu können, und ließ sich daher von ihm nach Strich und Faden
    ausnutzen.
    Und noch etwas wurde Valerie klar: Dave Tanner hatte seine Absicht, Gwen Beckett zu heiraten,
    keineswegs aufgegeben. Denn Karen Ward konnte ihm immerhin ein Alibi geben, was den Zeitpunkt
    des Mordes an Fiona Barnes anging. Trotz seiner in dieser Sache ungünstigen Lage hatte er
    bislang darauf verzichtet, sich dieses Alibis bei der Polizei zu bedienen - aus Angst, damit
    Gwen zu verlieren. Ihm lag an der Chance, ein neues Leben beginnen zu können. Ihm lag
    vielleicht alles daran.
    Sie würde seine Angaben überprüfen, war aber fast sicher, dass er die Wahrheit gesagt
    hatte.
    Sie erhob sich. »In Ordnung, Mr. Tanner. Sie können dann gehen. Von meiner Seite aus gibt es im
    Moment keine weiteren Fragen. Wir werden mit Miss Ward sprechen und mit dem Barkeeper im Golden
    Ball. Ich gehe davon aus, dass beide Ihre Angaben bestätigen.«
    Auch Dave erhob sich. Er sagte nichts, aber sie wusste, welche Frage ihm durch den Kopf
    ging.
    »Für mich, Mr. Tanner, gibt es keine Veranlassung, irgendjemanden aus Ihrem Umfeld über dieses
    Gespräch zu informieren. Wenn sich Ihre Behauptungen hinsichtlich der Tatnacht bestätigen, sind
    Sie von der Liste der Verdächtigen endgültig gestrichen. Ich schreibe natürlich einen Bericht,
    aber dieser verbleibt polizeiintern.«
    Jetzt lächelte er. Das Lächeln war warm und lebendig.
    Valerie dachte, dass Karen Ward zwar eine dumme Kuh war, weil sie sich derart ausnutzen ließ,
    aber sie verstand durchaus, dass es einer Frau schwerfallen mochte, diesen Mann loszulassen.
    Wann war sie selbst zuletzt auf diese Art von einem Mann angelächelt worden? Zu lange her, um
    sich erinnern zu können. Sie schob den Gedanken rasch fort.
    »Danke, Inspector«, sagte Dave und streckte ihr die Hand hin.
    Sie ergriff sie.
    »Eine moralische Bewertung Ihrer Situation steht mir selbstverständlich nicht zu, Mr. Tanner.
    Aber ein Rat: Entscheiden Sie sich für einen Weg und gehen Sie ihn dann. Konsequent. Alles
    andere ... funktioniert am Ende nicht.«
    Zu ihrem Erstaunen wurde er sehr ernst. »Ich weiß. Und nochmals, Inspector: danke. Für
    alles.«
    Er verließ das Zimmer.
    Sie sah ihm etwas zu lange nach und rief sich dann zur Ordnung. Hör auf, Valerie! Der Typ Mann
    macht Frauen unglücklich. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Konzentrier dich jetzt
    auf den Fall.
    Reek musste jetzt gleich zum Golden Ball gehen. Danach versuchen, mit Karen Ward Kontakt
    aufzunehmen.
    Und dann war Dave Tanner aus dem Rennen, was den Mord an der alten Barnes anging.
    Ihr Telefon klingelte. Es war Sergeant Reek.
    »Inspector, ich habe Jennifer Brankley auf der anderen Leitung. Kann ich sie durchstellen? Sie
    sagt, es sei dringend.«
    Die Brankley rief bei ihr an? Was wollte die denn jetzt?
    »Natürlich«, sagte sie, »stellen Sie durch!«
    Vielleicht kam endlich Bew egung in die ganze
    Geschichte.
    »Diese Bilder sind in der Tat ... verdächtig. Höchst verdächtig«, sagte Sergeant
    Reek.
    Akribisch war er den Inhalt der Schublade aus Stan Gibsons Wohnung durchgegangen, ohne
    allerdings etwas zu finden, das näheren Aufschluss über das Verbrechen an der jungen Frau hätte
    geben können. Zweifellos zeigten die Fotos jedoch Amy Mills. Und ebenso sicher stand fest, dass
    die junge Frau von Stan Gibson - falls tatsächlich er die Bilder aufgenommen hatte - regelrecht
    verfolgt worden war. Seine gesamte Freizeit musste er darauf verwandt

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