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Das andere Kind

Titel: Das andere Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das andere Kind
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passiert sein.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte Colin förmlich und legte auf. Leslie nahm ihren Tee und ging ins
    Wohnzimmer hinüber. Die Erwähnung Dave Tanners hatte sie wieder daran erinnert, dass er
    womöglich soeben in einigen Schwierigkeiten steckte. Vielleicht konnte er Hilfe
    brauchen.
    Vielleicht fand sich etwas in Fionas Aufzeichnungen. Sie musste die Computerausdrucke endlich
    fertig lesen.
    Sie setzte sich auf das Sofa, trank in kleinen Schlucken ihren Tee. Sie war sehr müde. Sie
    würde sich einen Moment hinlegen, nur für ein paar Minuten.
    Sie stellte die Tasse ab und streckte sich auf
    dem Sofa aus. Sie schlief ein, ehe sie einen weiteren Gedanken hatte
    fassen können.
    Es war kein Verhör. Zumindest wollte Valerie diesen Eindruck vorläufig nicht erwecken. Sie
    hatte Dave Tanner in ihr Dienstzimmer gebeten und ihn aufgefordert, ihr gegenüber am
    Schreibtisch Platz zu nehmen. Reek brachte Kaffee für beide. Wenn es hart zur Sache ging,
    nutzte Valerie einen anderen Raum, kahl, fensterlos, mit nichts als einem Tisch und ein paar
    Stühlen möbliert. So weit war sie mit Tanner noch nicht. Was auch darin liegen mochte, dass er
    nicht ihr Lieblingsverdächtiger war - auch wenn sie ein solches Statement niemals laut von sich
    gegeben hätte. Alle ihre Sinne und Instinkte wiesen in eine andere Richtung. Dennoch durfte sie
    die Widersprüche, die sich aus Tanners Darstellung des Samstagabends ergaben, nicht übergehen.
    Sie durfte sich überhaupt nicht vorzeitig festlegen. Sie durfte sich von der Ungeduld, die sie
    aus den oberen Etagen spürte, nicht in übereilte Schlüsse hetzen lassen.
    Sie durfte nicht, sie durfte nicht, sie durfte nicht ...
    Kurz fragte sie sich, ob sie irgendwann so weit wäre, sich die Verhaltensvorschriften für
    ermittelnde Beamten nicht mehr ständig wie ein Schulmädchen vorzubeten. Wann sie nicht mehr die
    Hälfte ihrer Energie dafür aufbringen müsste, sich selbst zu kontrollieren und zu
    strukturieren. Und ihre Unruhe im Zaum zu halten.
    Nicht jetzt darüber grübeln, befahl sie sich, konzentriere dich auf Tanner!
    Sie beobachtete ihn. Er nahm gerade einen Schluck Kaffee, verzog kurz das Gesicht, weil das
    Getränk so heiß war. Er wirkte auf sie nicht direkt schuldbewusst, aber durchaus ein wenig
    unbehaglich. Das sprach noch nicht dafür, dass er sich etwas hatte zuschulden kommen lassen.
    Die meisten Menschen verbrachten ihre Zeit lieber mit nahezu jeder nur denkbaren Beschäftigung
    als damit, sich auf einem Polizeirevier vernehmen zu lassen.
    »Mr. Tanner, wie Sergeant Reek Ihnen ja schon sagte, gibt es ein paar ... Irritationen, was
    Ihre Behauptung angeht, am vergangenen Samstagabend nach Hause gefahren und sofort ins Bett
    gegangen zu sein«, begann sie. »Wir haben da eine Aussage aus Ihrer Nachbarschaft vorliegen ...
    «
    Er stellte seine Tasse zurück auf den Tisch, sah sie konzentriert an. »Ja?«
    »Eine Dame, die Ihnen gegenüber lebt, hat Sie beobachtet, wie Sie um etwa neun Uhr am Abend das
    Haus Ihrer Wirtin verließen, in Ihr Auto stiegen und davonfuhren.«
    Er stöhnte. »Die Krusinski, stimmt's? Die tut nichts anderes, als Tag und Nacht die Straße zu
    beobachten, weil sie in Panik vor ihrem Exmann lebt. Erscheint sie Ihnen als
    glaubwürdig?«
    »Das ist im Augenblick nicht die Frage. Ich möchte einfach hören, was Sie zu dieser Behauptung
    sagen«
    Sie konnte seinem Gesicht förmlich ansehen, wie die Gedanken durch seinen Kopf schossen. Er
    hatte sehr ausdrucksvolle Züge, stellte sie fest. Sie vermochte sogar den Augenblick zu
    erkennen, in dem er kapitulierte.
    »Es stimmt«, sagte er. »Ich bin noch einmal weggefahren an dem Abend.«
    »Wohin?«
    »In ein Pub am Hafen.«
    »Welches?«
    »The Golden Ball.«
    Valerie kannte das Pub. Sie machte sich eine Notiz. »Waren Sie allein? Ich meine ... haben Sie
    sich verabredet?«
    Er zögerte kaum merklich.
    Valerie lehnte sich vor. »Mr. Tanner, Sie sollten mir jetzt wirklich die Wahrheit sagen. Das
    hier ist kein SpieL Das ist die Ermittlung in einem Mordfall. Durch die Vorkommnisse am Samstag
    bei Ihrer Verlobungsfeier gehören Sie ohnehin schon in den engeren Kreis der Verdächtigen. Die
    Tatsache, dass Sie falsche Angaben gemacht haben, ist nicht unbedingt günstig für Sie, wie
    Ihnen sicher selbst schon klar ist. Machen Sie jetzt nicht alles noch schlimmer. Verschweigen
    und verändern Sie jetzt nichts mehr.«
    Er gab sich einen Ruck. »Ich habe mich mit einer Frau getroffen.«
    »Mit

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