Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das andere Kind

Titel: Das andere Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das andere Kind
Vom Netzwerk:
Woche! Ich war betrunken. Ich habe gesagt, dass es
    mir leid tut. Was willst du sonst noch hören?« »Wer ist sie? Es heißt, sie ist ganz schön viel
    älter als ich.« »Wer sagt das?« »Die Leute, die euch zusammen gesehen haben. Kommilitonen von
    mir.« »Na und? Dann ist sie eben älter als du.« »Sie geht auf die vierzig zu!« »Und wenn? Passt
    doch zu mir. Ich bin schließlich auch in den Vierzigern.« »Es gibt sie also.« Er sagte nichts.
    »Du hattest immer nur ganz junge Freundinnen«, sagte Karen
    verzweifelt.
    Jugend. Das Einzige, was sie anzubieten hatte. »Vielleicht bin ich ja dabei, mein Leben zu
    ändern«, gab er zurück.
    »Aber ... «
    Er knallte seine Aktentasche, die er die ganze Zeit über noch in der Hand gehalten hatte, auf
    den Tisch.
    »Hör auf,
    Karen. Hör auf, dich zu erniedrigen. Morgen bereust du es bitter. Die Geschichte zwischen uns
    ist zu Ende. Es gibt unzählige Männer, die auf ein so schönes Mädchen wie dich fliegen werden.
    Vergiss mich einfach, und mach dir keine Sorgen.«
    Die ersten
    Tränen rollten, sie sank wieder auf den Hocker, auf dem sitzend sie auf ihn gewartet hatte.
    »Ich kann dich nicht vergessen, Dave. Ich kann nicht. Und ich denke ... du kannst mich doch
    auch nicht wirklich vergessen, sonst hättest du mich nicht letzte Woche ... «
    »Was?
    Gevögelt, meinst du? Zum Teufel, Karen, du weißt doch, wie so etwas ist!« »Deine Neue ist
    absolut unattraktiv. Vielleicht schläfst du mit ihr nicht so gern wie mit mir.«
    »Das ist ja
    wohl meine Sache«, sagte er, zunehmend wütend, weil sie tatsächlich einen heiklen Punkt
    getroffen hatte. Sex mit Gwen war schier unvorstellbar, und ihm graute schon jetzt vor dem Tag
    - oder vor der Nacht -, wenn es unweigerlich dazu kommen musste. Wahrscheinlich half ihm dann
    nur, dass er sich komplett mit Alkohol zudröhnte und sich Karens schönen Körper vorzustellen
    versuchte.
    Eine Absicht,
    von der Karen besser nie etwas erfuhr.
    Sie weinte
    jetzt heftig. »Heute war auch Detective Inspector Almond wieder bei mir«, schluchzte sie.
    »Wegen Amy Mills.«
    Resigniert
    zog Dave seine Jacke aus. Es würde länger dauern. Sie war jetzt bei dem Thema angelangt, bei
    dem sie endgültig in Tränen zerfließen würde. Wenigstens ging es dabei nicht um ihn. Ein
    kleiner Fortschritt. Wäre er nur nicht so müde, so überdrüssig, so problembeladen
    gewesen.
    »Was wollte
    die denn schon wieder?«, fragte er ergeben. Und als Karen anstelle einer Antwort noch heftiger
    schluchzte, holte er eine Flasche Schnaps aus seinem Schrank, dazu zwei halbwegs saubere
    Gläser. »Hier, komm. Trink einen Schluck!«
    Sie trank
    selten Alkohol und hatte immer lamentiert, wenn er es tat, aber diesmal setzte sie das Glas an
    und kippte den Schnaps in einem Zug hinunter. Ließ sich ein zweites reichen und leerte es auf
    die gleiche Weise. Danach waren wenigstens ihre Tränen weniger geworden.
    »Ach, sie hat
    im Grunde alles noch einmal gefragt, was wir damals schon durchgegangen sind«, sagte sie. Genau
    wie im Juli, unmittelbar nachdem der Mord an Amy Mills ganz Scarborough erschüttert hatte, sah
    sie auch jetzt mitgenommen und verstört aus. »Ich bin ja die Einzige, mit der Amy ein bisschen
    Kontakt hatte, deshalb wollte sie noch mal alle Gewohnheiten, Tagesabläufe und so weiter mit
    mir besprechen. Aber allzu viel weiß ich ja auch nicht darüber. Ich meine ... «, sie biss sich
    auf die Lippen, »ich fand Amy auch immer etwas ... komisch. So verklemmt. Sie tat mir leid.
    Aber eng befreundet war ich keineswegs mit ihr.«
    »Deswegen
    musst du dir jetzt keine Vorwürfe machen«, sagte Dave. »Du hast mehr getan als die anderen.
    Immerhin warst du ein- oder zweimal mit ihr Kaffeetrinken und hast dir ihre Probleme angehört.
    Meine Güte, sie tat sich eben offenbar schwer, mit anderen in Kontakt zu treten. Das ist nicht
    deine Schuld.«
    »Die Polizei
    hat keine Ahnung, wer es getan haben könnte. Es gibt keine Spur, nichts«, sagte Karen.
    »Jedenfalls hatte ich diesen Eindruck.« Sie fügte hinzu: »Kennst du eigentlich Mrs. Gardner
    gut?«
    »Du meinst
    ... «
    »Mrs.
    Gardner. Die Frau, deren Kind Amy an jenem Abend hütete.«
    »Linda
    Gardner. Natürlich kenne ich sie. Sie unterrichtet auch Sprachen, und wir haben immer unsere
    Kurse aufeinander abgestimmt. Aber darüber hinaus hatten wir nichts miteinander zu
    tun.«
    »Sie hat ja
    an dem Abend unterrichtet, an dem Amy später ermordet wurde.«
    Der Abend, an
    dem er Gwen kennen

Weitere Kostenlose Bücher