Das andere Kind
den
Eindruck, sie würde auch immer da sein. Das gab so viel ... Sicherheit.«
»Ich weiß«, sagte Jennifer sanft. Kurz
strich sie über Gwens Arm. »Ich weiß, was sie dir bedeutet hat. Ich weiß auch, dass du jetzt in
Ruhe gelassen werden möchtest, aber wir müssen etwas besprechen. Es ist wichtig.«
»Ja?«, fragte Gwen gleichgültig.
»Heute wird ja die Polizei hier aufkreuzen
und uns alle wegen Samstagabend befragen«, sagte Jennifer. »Sie werden alles ganz genau wissen
wollen. Und wir sollten uns überlegen, was wir sagen.«
Trotz ihrer Lethargie war Gwen irritiert.
»Warum? Wir können doch sagen, wie es war.«
Jennifer sprach langsam und mit
sorgfaltiger Überlegung. »Das Problem ist der Streit zwischen Fiona und Dave. Er war immerhin
sehr heftig.«
»Ja, aber ... «
»Die Polizei wird sich daran festbeißen.
Schau doch mal: Fiona greift Dave so massiv an, dass er wütend das Haus verlässt, obwohl es
sich bei dem Abendessen immerhin um seine Verlobung handelt. Wenige Stunden später ist sie tot.
Ermordet. Das wird denen zu denken geben.«
Gwen richtete sich auf. »Du meinst ...
«
»Mit Sicherheit werden sie als Erstes Dave
verdächtigen. Was wissen wir denn, ob er sofort bis nach Hause gefahren ist? Er kann ebenso gut
da draußen noch irgendwo herumgelungert haben. Er könnte Fiona abgefangen haben, als sie sich
auf den Weg zur Whitestone-Farm machte.«
»Aber das ist doch
absurd! Jennifer, ich kenne Dave! So etwas würde er nie tun. Niemals!« »Ich sage ja nur, was
die Polizei denken wird«, betonte Jennifer. »Dave hätte ein Motiv g ehabt, verstehst du? Er könnte sie sozusagen im Affekt
getötet haben, aus seiner Wut heraus. Er könnte aber auch durchaus geplant vorgegangen sein. Er
hat vielleicht Angst gehabt, Fiona könnte all eure Pläne zerstören. Nicht aufhören, Zweifel bei
dir zu säen. Sie stand allem im Weg, was er vorhatte. Es gab durchaus Gründe für ihn, sie für
immer mundtot machen zu wollen!«
»Wie du redest - das klingt ja, als
hättest du ihn schon zum Täter gestempelt.«
»Unsinn. Aber du und er, ihr beide
müsst euch darauf einstellen, dass die Polizei euch diese Überlegungen vorhalten
wird.«
»Uns?«
»Dich könnten sie ebenfalls
verdächtigen«, sagte Jennifer langsam.
Gwen starrte sie schockiert an.
»Mich?«
»Na ja, du warst natürlich auch
wütend auf Fiona. Und du hattest auch Angst, sie könnte deine Zukunftsträume zerstören. Du hast
ja bis jetzt keine Ahnung, ob Dave nicht so sauer ist, dass er sich nie wieder hier blicken
lassen wird!«
»Aber, Jennifer, deshalb gehe ich
doch nicht hin und ... das ist doch völlig wahnsinnig!«
»Was hast du getan, nachdem Dave
gegangen ist?«, fragte Jennifer.
Gwen blickte sie benommen an. Sie
schien wie gelähmt von den Gedankengängen der Freundin. »Das weißt du. Wir haben beide hier in
diesem Zimmer gesessen. Ich habe geweint. Du hast mich getröstet.«
»Aber dann, später, bin ich mit den
Hunden noch eine Runde gelaufen. Und du wolltest nicht mit.«
»Nein, aber ... «
»Hör zu, Gwen, es
ist nur ein Vorschlag. Du musst ihn natürlich nicht annehmen, aber
... Warum sagen wir nicht einfach, du hast mich begleitet? Wir sind
gemeinsam mit den Hunden unterwegs gewesen. Auf diese Weise hättest du für die entscheidende
Zeit ein Alibi und müsstest dich nicht gegen irgendwelche Unterstellungen verteidigen.« »Ich
brauche doch kein Alibi!«, sagte Gwen entsetzt. »Nein, aber es schadet nichts, eines zu haben.«
Jennifer erhob sich, wandte sich zur Tür. »Du kannst es dir ja überlegen. Ich laufe jetzt ein
Stück mit Cal und Wotan. Wenn ich wiederkomme, sagst du mir, wie du dich entschieden hast.
Falls du meinem Vorschlag folgst, müssten wir uns dann noch kurz abstimmen, damit du weißt, wo
genau wir zur fraglichen Zeit unterwegs waren.« Sie öffnete die Tür, trat hinaus in den Gang.
»Alles klar?« Gwen sah nicht so aus, als sei irgendetwas klar. »Ja«, sagte sie dennoch, »ich
habe verstanden. Ich werde es mir überlegen, Jennifer.«
Sie starrte auf die Tür, die
sich hinter der Freundin schloss, und dachte plötzlich: Und Jennifer muss sich auf diese Weise
auch keine Sorgen mehr machen.
»Kennen Sie diese Frau?«,
fragte DI Valerie Almond und hielt Dave Tanner eine Fotografie vor die Nase. Noch immer nicht
völlig wach, nickte er.
»Ja.
»Wer ist sie?«
»Fiona Barnes. Ich kenne sie
nur flüchtig.«
»Und kennen Sie diese Frau?«
Ein anderes
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