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Das andere Kind

Titel: Das andere Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das andere Kind
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klettern Sie doch bitte mit
    Miss Foster da hinunter und helfen Sie ihr, das Schaf zu suchen. Ich möchte nicht, dass sie
    jetzt hier allein herumstreift.«
    Reek sah alles andere als begeistert drein, wagte aber nicht zu widersprechen. Er und Paula
    wollten sich schon an den Abstieg machen, da fiel Valerie noch etwas ein.
    »Miss Foster, Sie sagten, Sie kommen morgens und abends hierher zu dem Tier. Das heißt, Sie
    waren heute Morgen in besagtem Schuppen?«
    Paula blieb stehen. »Ja. Gegen sechs Uhr.«
    »Dabei ist Ihnen nichts aufgefallen? Irgendetwas, das anders schien als sonst ... Vielleicht
    war das Tier unruhig oder irgendetwas in dieser Art?«
    »Nein. Es war alles wie immer. Es war ja noch dunkel. Selbst wenn sich
    jeman d hier irgendwo herumgetrieben hätte« - sie musste schlucken bei dieser unangenehmen Vorstellung -, »hätte ich ihn
    nicht sehen können.«
    »In Ordnung. Sergeant Reek wird Ihre Personalien aufnehmen. Wir werden sicher noch einmal mit
    Ihnen sprechen müssen.« Damit beendete Valerie die Befragung und machte sich nun ihrerseits an
    den Abstieg in die waldige Schlucht hinunter, ein halsbrecherisches Unterfangen in ihren völlig
    ungeeigneten Schuhen, und sie stieß mehr als einen Fluch unterwegs aus. Unten traf sie auf den
    Arzt, der neben dem tief im Laub liegenden Frauenkörper gekauert hatte und sich soeben
    aufrichtete.
    »Durchschlagende Erkenntnisse, Doktor?«, fragte Valeneo
    »Noch nichts, was wirklich weiterhelfen würde«, meinte der Arzt. »Weibliche Leiche, zwischen
    fünfundsiebzig und fünfundachtzig Jahre alt. Sie wurde erschlagen. Ich vermute, mit einem
    mindestens faustgroßen Stein, der wahllos gegen Schläfen und Hinterkopf geschlagen wurde,
    mindestens zwölf Mal. Sie muss schnell bewusstlos geworden sein, der Täter hörte jedoch nicht
    auf, sie zu bearbeiten. Ich vermute, dass sie an einer Hirnblutung gestorben ist.«
    »Todeszeitpunkt?«
    »Schätzungsweise vor etwa vierzehn Stunden, also gegen acht Uhr heute Morgen. Davor hat sie
    aber mindestens acht Stunden lang bewusstlos hier gelegen. Sie war meiner ersten Erkenntnis
    nach nicht tot, als ihr Mörder von ihr abließ. Die Obduktion wird Genaueres ergeben, aber ich
    schätze, dass der Tatzeitpunkt zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht liegt.«
    »Hat die Spurensicherung schon etwas verlauten lassen. Sind Tatort und Fundort identisch?«
    »Nach allem, was ich mitbekommen habe, ist sie oben am Rand der Schlucht angegriffen worden.
    Sie ist dann hier heruntergerollt. Der Täter ist ihr offenbar nicht gefolgt.« Valerie kaute auf
    ihrer Unterlippe.
    »Auf den ersten Blick besteht eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Fall Amy Mills«, sagte
    sie.
    Der Arzt hatte sich darüber auch schon Gedanken gemacht. »Beide sind erschlagen worden,
    wenngleich auf unterschiedliche Weise. Amy Mills wurde mit dem Kopf wieder und wieder gegen
    eine Mauer geschleudert, während diese Tote hier mit einem Stein den Schädel eingeschlagen
    bekam. In beiden Fällen wurde mit großer Brutalität und Kraft agiert. Es springen jedoch auch
    erhebliche Unterschiede ins Auge ... «
    Valerie wusste, was er meinte. »Das sehr unterschiedliche Alter der Opfer. Und dann natürlich
    der Tatort.«
    »Dass ein Täter an einem besonders einsamen Ort in der Stadt herumlungert und darauf wartet,
    dass ein mögliches Opfer des Weges kommt, ist nicht ungewöhnlich«, sagte der Arzt. »Aber wer
    rechnet sich auf einer gottverlassenen Schafweide eine solche Chance aus?«
    Valerie überlegte. Natürlich konnte es sein, dass es jemand auf Paula
    Foster abgesehen hatte. Sie schien knapp älter als Amy Mills, und sie kam regelmäßig an diesen
    Ort. Wenn sie das eigentliche Opfer hätte sein sollen, dann war die Ermordung der alten Frau
    ein Zufall. Sie war zur falschen Zeit am falschen Platz aufgetaucht und dem wartenden Killer
    buchstäblich in die Arme gelaufen. Wobei es fraglich blieb, weshalb der Täter zu nächtlicher
    Stunde auf Paula Foster gewartet hatte. Und was tat eine alte Frau, die, soweit Valerie das
    erkennen konnte, ausgesprochen gut, ja fast festlich gekleidet war, nachts auf einem schmalen,
    unbeleuchteten Fußpfad, der zum Gelände einer Farm ge hörte, gut einen Kilometer von der Landstraße entfernt, zwischen einer
    Schafweide und einer Schlucht entlangführend? Was hatte sie dort gesucht?
    Oder hatte der Anschlag von Anfang an ihr gegolten? Hatte der Täter sie hierher verschleppt und
    dann regelrecht hingerichtet? Ein junger Polizist

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