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Das andere Kind

Titel: Das andere Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das andere Kind
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gegen halb sie ben bei ihr auf der Farm.
    Aber wir saßen über eine Stunde im Auto. Redeten. Sie erzählte ihr
    Leben, ich meins. Dann fuhr ich zurück.«
    »Sie waren
    dann hier zu Hause? Allein?«
    »Ja.«
    »Kann Ihre
    Wirtin das bestätigen?«
    Er fuhr sich
    durch die Haare, wirkte hilflos. »Keine Ahnung. Ich meine, wenn der 16. Juli nicht auch für sie
    ein irgendwie bedeutungsvolles Datum darstellt, wird sie kaum noch wissen, ob ich an jenem
    Abend daheim war oder nicht. Aber vielleicht können Sie mir mal erklären, was ... «
    »Haben Sie
    Mrs. Fiona Barnes erst am vergangenen Samstag kennen gelernt?«, wechselte Valerie abrupt das
    Thema. »Oder kannten Sie sie vorher schon?«
    »Ich kannte
    sie. Bin ihr ein paar Mal auf der Farm begegnet, wenn ich Gwen abholte. Einmal hat sie auch
    Gwen und mich zu sich eingeladen. Sie ist mit Gwens Vater befreundet.«
    »Kam es dabei
    schon zu Zusammenstößen zwischen Ihnen beiden?«
    »Nein.«
    »Sie ließ nie
    durchblicken, dass sie Ihnen misstraute?« »Sie zeigte, dass sie mich nicht mochte. Sie war kühl
    und abweisend und musterte mich immer ziemlich feindselig. Aber mir war das eher egal.« »Und
    vorgestern Abend war es Ihnen nicht mehr egal?« »Sie hat mich sehr rücksichtslos angegriffen.
    Nein, das war mir nicht mehr egal, deshalb bin ich auch gegangen. Aber ich habe sie nicht
    umgebracht. Mein Gott! So wichtig ist mir die Alte nicht und auch nicht, was sie von mir
    hält!«
    Valerie ließ
    ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Wie jeder Besucher Dave Tanners war sie vom Chaos, von
    der Schmuddeligkeit, von den unübersehbaren Anzeichen materieller Armut überrascht. Dave
    Tanners Sprache, sein Auftreten, sein Verhalten ließen gute Erziehung, einen hohen
    Bildungsgrad, eine Herkunft aus mindestens dem gehobenen Mittelstand erkennen. Tanner passte
    nicht in dieses Haus, in dieses Zimmer. Fast zwangsläufig gelangte Valerie zu dem gleichen
    Verdacht, dem sich zuvor auch Fiona Barnes und Leslie Cramer nicht hatten verschließen können.
    Die Farm, die Gwen Beckett in nicht allzu ferner Zukunft erben würde - ein Rettungsanker für
    Dave Tanner? Wie groß war seine Angst gewesen, dass Fiona Barnes mit ihren giftigen
    Bemerkungen, mit ihren womöglich ins Schwarze treffenden Pfeilen Gwen von ihrem Vorhaben,
    Tanner zu heiraten, abbringen könnte? Die alte Frau auf irgendeine Weise zum Schweigen zu
    bringen, hätte er als existenzielle Notwendigkeit empfinden können.
    Valerie
    wechselte das Thema erneut.
    »Sie wussten,
    dass Ihre Kollegin Mrs. Gardner ein junges Mädchen zum Aufpassen auf ihre Tochter daheim
    beschäftigte, während sie ihre Stunden abhielt?«
    »Ja. Sie
    hatte es irgendwann einmal erwähnt.« Tanner sprach jetzt sehr konzentriert, wenngleich spürbar
    war, dass er um seine Ruhe hart ringen musste. Valerie war klar, dass er ihren Versuch, ihn
    durch jähe Themenwechsel durcheinander zu bringen, durchschaute. »Aber ich kannte nicht ihren
    Namen. Ich kannte das Mädchen selbst nicht.«
    »Sie wussten,
    wo Mrs. Gardner wohnt?« «Nein. Wir
    hatten kaum
    Kontakt.« »Aber über das Schulsekretariat hätten Sie ihre Adresse natürlich jederzeit
    problemlos herausfinden können.« »Hätte ich. Habe ich aber nicht. Es gab keinen Grund.« Valerie
    sah sich erneut im Zimmer um, diesmal auf eine deutlich abschätzende Weise, die Tanner
    auffallen musste.
    »Mr. Tanner,
    ich gehe, glaube ich, recht in der Annahme, dass es um Ihre finanzielle Situation nicht allzu
    rosig bestellt ist. Sie beziehen keine andere Einnahmen als den Verdienst aus den
    Sprachkursen?«
    »Nein.«
    »Damit kommen
    Sie gerade so aus, nehme ich an.« »Ja.«
    Valerie ließ
    dies erst einmal stehen. Sie erhob sich. »Das war es fürs Erste, Mr. Tanner. Mit einiger
    Sicherheit werden wir weitere Fragen an Sie haben. Sie haben nicht vor, in der nächsten Zeit zu
    verreisen?«
    »Nein.« »Gut.
    Sie hören von uns.« Valerie und Sergeant Reek verließen das Zimmer. Im Flur stießen sie auf die
    Wirtin. »Und?«, fragte sie atemlos. »Hat er etwas angestellt?« »Das war eine reine
    Routinebefragung«, antwortete Valerie. »Sagen Sie, Sie wissen nicht vielleicht, wann Mr. Tanner
    am Samstagabend nach Hause kam?«
    Mrs.
    Willerton musste voller Bedauern zugeben, dass sie das tatsächlich nicht wusste. »Ich bin vor
    dem Fernseher eingeschlafen«, erklärte sie. »Als ich aufwachte, war es fast Mitternacht. Ob Mr.
    Tanner zu Hause war, weiß ich nicht.«
    Auch Valerie
    fand das

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