Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)
etwas wirklich Übles verbrochen haben.« Beide blickten Jeanne an.
»Weißt du, wofür er dieses Urteil erhalten hat?«
Jeanne wand sich. Zuerst dachte Elisabeth, sie wisse die Antwort nicht, doch dann druckste sie: »Er ist ein treuer Gefolgsmann Bischof Johanns.«
Richtig, deshalb kam er Elisabeth bekannt vor. Hans Bausback hatte schon früher kleinere Dienste für ihren Vater übernommen, um die man nicht unbedingt einen Ritter von Ehre bitten würde. Es wurde ihr ein wenig flau im Magen.
»Und was hat er nun gemacht, dass er diese schwere Strafe verdient?«
»Ob er sie verdient, kann ich nicht sagen«, wehrte Jeanne ab. »Verurteilt wurde er jedenfalls, weil er unter anderem Briefe des Bischofs in den Vierteln verteilt hat. Und er soll auch welche unter dem Namen anderer geschrieben haben, um zwischen dem Domkapitel und der Bürgerschaft Unfrieden zu stiften und die Bürger gegen den Pfleger von Wertheim aufzubringen.« Sie sah Elisabeth nicht in die Augen.
»Er hat also getan, was mein Vater ihm aufgetragen hat, wurde dabei ertappt und muss nun auf eine scheußliche Weise mit dem Leben bezahlen«, fasste Elisabeth zusammen. Das Entsetzen war in ihrer Stimme zu hören. »Vierteilen, wegen ein paar Briefen!«, flüsterte sie fassungslos.
»Nun, da Bischof von Brunn der Regierungsgewalt enthoben wurde und sich von allem zurückziehen musste, ist das so zu sehen, als habe sich der Verurteilte mit einem fremden Feind eingelassen und versucht, dessen Interessen hier in
der Stadt zu festigen. Das ist Hochverrat, und dafür verhängt man die höchsten Strafen«, erklärte Meister Thomas in sanftem Ton.
Elisabeth schluckte, dann schüttelte sie sich, als wolle sie die Umklammerung lösen, die ihre Glieder zu lähmen schien. »Ihr habt wohl recht, Meister Thomas, doch nun lasst uns tun, wozu wir nach Würzburg gekommen sind. Ich habe nicht vor, den Zug zum Richtplatz zu begleiten, und Ihr hoffentlich auch nicht.« Meister Thomas schüttelte energisch den Kopf.
»Gut, dann lasst uns zu Meister Heinrich gehen. Ich werde ganz still sein und Euren Gesprächen lauschen. Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, was es für mich noch alles Interessantes über Heilmittel zu lernen gibt.«
Meister Thomas verbeugte sich vor ihr und reichte ihr mit einem warmen Lächeln seinen Arm.
»Ja, lasst uns gehen, und ich verspreche, dass ich mich bemühen werde, Euch nicht zu langweilen. Sollte dies passieren, dann rügt mich sofort! Und fragt, wenn Euch etwas nicht verständlich ist. Ich werde mir jede Mühe geben, es Euch zu erklären.«
Und so wandten sie dem Hinrichtungszug den Rücken und schritten gemeinsam zur Offizin, die Meister Heinrich in seinen Räumlichkeiten unter der Oberratsstube betrieb.
Kapitel 5
W as? Ich soll nach Kitzingen ins Frauenkloster gehen?« Friedlein schlug sich die Hand auf die Brust. In seinem Gesicht stand Entsetzen. »Euer Exzellenz, auch wenn ich der holden Weiblichkeit nicht abgeneigt bin, ein Frauenkloster ist ganz sicher nicht der rechte Platz für mich.«
»Hör auf mit deinen Scherzen. Es ist mir durchaus ernst damit«, polterte Bischof von Brunn.
»Mir auch, verehrter Herr«, gab der Narr zurück.
»Dann pack dich, und lass dir ein Pferd satteln.«
»Nicht so hastig, Exzellenz. Solch eine Sache will nicht überstürzt sein. Ich bin ein Narr mit einem kurzen Bein, und alt, oh ja, schon alt. Das Reißen hat in diesen kalten, feuchten Tagen wieder Einzug in meine Glieder gehalten und schmerzt mich, dass ich keinen Gaul erklimmen könnte. Und sagt nun nicht, ich solle eine Kutsche nehmen, denn das Geschüttel wäre nicht minder schmerzhaft.«
»Dann wirst du für deinen Herrn eben ein wenig leiden müssen«, entgegnete der Bischof mitleidslos. »Wir alle müssen Opfer bringen, und Gott im Himmel wird es dir einst vergüten.«
»Dieses Vorhaben? Ja, indem er den Erzengel mit flammendem Schwert an die Himmelspforte stellt, der mir den direkten Weg zur Hölle weist!«
Der Bischof machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach was, du wirst deine Taten vor deinem Tod beichten und bereuen. Dann kostet dich das höchstens ein wenig mehr Zeit im Fegefeuer.«
»Wie beruhigend«, murrte der Narr, der nicht bereit war nachzugeben. »Nein, haltet ein, mein Fürst, und überlegt Euch die Sache noch einmal. Es wäre doch nicht in Eurem Sinn, wenn man Euch sofort mit dieser Sache in Verbindung brächte. Dann könntet Ihr auch offen einen Eurer Ritter mit blankem Schwert schicken. Im Gegenteil,
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