Das Areal: Thriller (German Edition)
Knightly.
»S o sehen Sie auch aus.«
Falls er ihre Antwort gehört hatte, reagierte er nicht darauf. Sagte bloß: »W er hört sich so was an? Mein Gott.«
Das Publikum stellte eine beunruhigende Mischung dar, wie Kate sie nur allzu gut kannte. Typisches Gaunervolk, Betrüger, die sich für Geschäftsleute hielten, gerade mal eine Stufe besser als die gewöhnliche Kriminellenbande, entschlossen, eine tolle Nacht zu erleben und anschließend vielleicht noch einen harten Fick auf dem Rücksitz ihres BMW . Gute Anzüge, Designer-Clubklamotten und teure Drogen. Cocktails und überlegenes Grinsen, und jeder noch so miese Scheißkerl ließ den großen Macker raushängen. Darunter Broker und Wertpapierhändler, junge Verwaltungsangestellte und nervöse Werbetypen, alle höchstens Mitte zwanzig, geradewegs von der Arbeit im kalten Glitzerlicht im Stadtzentrum oder aus kleinen, makellosen Apartments im trendigen Dartwell- oder NoMa-Viertel hierhergekommen. Um einmal richtig abzufeiern, in gefährlicher Gesellschaft zu tanzen und zu trinken, ihrem Ego einen Kick zu verschaffen. Eine hässliche Kokainenergie strahlte von ihnen aus, eine kalte Überheblichkeit, die in jedem zähnefletschenden Grinsen zum Ausdruck kam. Kate verabscheute jeden Einzelnen von ihnen.
Thorne bugsierte sie über eine breite Stahltreppe in den ersten Stock, wobei er sich von einer Art innerem Kompass leiten ließ. Einige Stammgäste, an denen sie vorbeigingen, musterten sie unfreundlich – entweder waren sie betrunken oder high –, doch niemand sprach sie an. Thornes unmenschlicher Blick ließ nichts Gutes ahnen, zumal mit den drei Begleitern in seinem Rücken.
Die erste Etage glich einem Raumschiffhangar oder der Kuppel einer Kathedrale, ein riesiges Metallgewölbe mit kleinen Zwischengeschossen, Scheinwerferbrücken und herabbaumelnden Kabeln. Hier war die Musik schnell, aggressiver. In der Mitte der Tanzfläche ragte eine Stahlpyramide auf, jede Stufe etwas höher als die vorige, alle voller Tänzer. Gewöhnliche Clubbesucher, stellte Kate fest, die aufgrund eines komplizierten, unbegreiflichen Auslesemechanismus aus der wogenden Masse aufstiegen und eine Ebene nach der anderen erklommen, wenn sich ihnen eine Lücke bot, bis sie ganz oben standen, an der Spitze der Nahrungskette.
Sie gingen um die Tanzfläche herum, vorbei an einer langen, geschwungenen Bar und Sitzen, welche die Wand säumten. Dann spürte Kate etwas, ein Warnzeichen, das Echo eines Wiedererkennens, dessen Auslöser sich im Gewühl verlor.
Thorne sagte: »M arquez kommt mit mir. Sie beide bleiben hier und halten die Augen offen. Wenn es Ärger gibt, wissen Sie, was Sie zu tun haben. Aber vergessen Sie nicht, dass wir mit dem Mann reden müssen.«
»W o ist McCain?«
»I n einer Sitzecke nahe der Treppe zum nächsten Zwischengeschoss. Blaues Sakko.«
Kate sah ihn, einen großen, hageren Mann in Sakko und Jeans. Er fläzte nicht gerade anmutig auf einem Sofa, Arme und Beine knochig und eckig, die Haut pergamentartig und blass, das dunkle Haar ungekämmt. Die tief liegenden Augen huschten über seine Begleiter, drei Frauen und zwei Männer, ein hartes Lächeln spielte um seinen zuckenden Mund. Kate bemühte sich, in der Menge Bodyguards oder Beschützer auszumachen, sah aber keine.
Dabei fiel ihr Blick auf Edison Pereira, und sie wäre beinahe zusammengezuckt. Pereira kam mit einer Frau von der Tanzfläche, verschwitzt, lächelnd, mit Goldschmuck behängt. Als er Kate bemerkte, erstarb sein Lächeln, und er wurde schneller, eilte zur Bar. Offenbar hatte er sie bemerkt und wiedererkannt. Sie war ihm ein paarmal in ihrer Zeit mit Logan begegnet und hatte ihn nicht gemocht, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Er wusste, dass sie ein Cop war, und Behörden konnte er nicht ausstehen; Logan hatte ihr erzählt, Pereira habe in einem scheußlichen Knast in S ã o Paulo eingesessen und seitdem einen Hass auf die Polizei. Weswegen man ihn verurteilt hatte, wusste sie nicht.
Sie schluckte, blickte wieder in McCains Richtung und versuchte, die Begegnung abzutun. Hoffte, dass Pereira vergessen würde, sie gesehen zu haben, oder dass er annahm, er habe sich geirrt, weil er zu viel intus hatte.
»H at Thorne Ihnen gesagt, wie es mit McCains Personenschutz aussieht?«, fragte sie Knightly. Thorne stellte sich mittlerweile am Tisch vor.
»N ein. Oh, Mann, ich fühl mich nicht so gut.«
»W arum das?«
»H ab ich Ihnen heute Morgen gesagt. Wenn ich zu wenig schlafe, kriege ich die
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