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Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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Kopf, aber es war ihr unmöglich, dem Richter in die Augen zu sehen. “Nicht schuldig in beiden Fällen”, sagte sie zum Tisch.
    Der Richter wandte sich an die Staatsanwältin, eine Frau in den Vierzigern mit entschlossen zusammengepresstem Mund und nasaler Stimme.
    “Haben Sie einen Grund zu der Annahme, dass bei Mrs. Villard die Gefahr eines Fluchtversuchs besteht, wenn sie von der Haft verschont wird?”
    “Euer Ehren”, erwiderte die Staatsanwältin, “die Beschuldigte ist nicht mal Bewohnerin dieses Bundesstaats. Ja, ich habe Grund zur Annahme, dass die Gefahr eines Fluchtversuchs besteht. Ich beantrage, dass eine Kaution abgelehnt wird und sie bis zum Gerichtsverfahren in Haft genommen wird.”
    James Brainard stand auf, um zu protestieren, und Marnie fiel auf, dass er langes graues Haar hatte, das in seinem Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Wahrscheinlich lag es an ihrem desolaten Zustand, doch diese Entdeckung warf sie völlig aus der Bahn. Das schien gar nicht zu seinem würdevollen Gesichtsausdruck und dem makellosen dunklen Anzug zu passen.
    “Euer Ehren”, meldete sich Brainard, “Mrs. Villard ist die Tochter Julia Fairmonts, einer überaus generösen und bekannten Wohltäterin dieser Gemeinde. Bei Mrs. Villard besteht kein Fluchtrisiko, und wir bitten darum, die Kaution in einer adäquaten Höhe festzusetzen.”
    Marnie verfolgte seltsam abwesend die Verhandlung zwischen Staatsanwältin und Verteidiger, die inzwischen von solch enormen Summen sprachen, dass ihr ganz schwindlig wurde.
    Schließlich schlug der Richter mit seinem Hammer auf den Tisch. “Die Kaution wird auf drei Millionen Dollar festgelegt. Die Bürgschaft kann beim Schriftführer hinterlegt werden.”
    Brainard protestierte, aber der Richter wollte nicht nachgeben. Alison Fairmont-Villard würde für ihre Freiheit bluten müssen.
    Marnie sagte keinen Ton. Julia und der Anwalt hatten ihr eingetrichtert, nichts zu sagen, außer ihre Unschuld zu beteuern.
    “Die Verhandlung ist geschlossen”, kündigte der Richter an.
    Er schlug wieder mit dem Hämmerchen auf den Tisch, und Marnie Hazelton war frei, wenn auch vielleicht nur für ein paar Stunden.
    Tony war überrascht, als Alison sich umdrehte und zur Zuschauertribüne hinüberblickte. Der Schock hatte ihr alles Blut aus dem Gesicht weichen lassen. Ihre Lippen waren blau angelaufen, und ihre Haut schien so dünn und durchsichtig wie Pergamentpapier. Doch mit dem wilden Haar und den großen dunkelblauen Augen sah sie auch jetzt einfach atemberaubend aus.
    Er wollte sie immer noch. Himmel noch mal. Das allein war schon Grund genug, sie in die Todeszelle zu schicken. Sie brachte Leute um, weil sie ihr in die Quere kamen. Ihn hatte sie genauso umgebracht, als sie ihn nicht mehr gebrauchen konnte, und niemand hatte sie dafür zur Verantwortung gezogen. Er musste nicht erst davon überzeugt werden, dass er das Richtige getan hatte. Es
war
richtig.
    Sie ließ den Blick über die Besucherbänke schweifen. Als sie zu ihm sah, verspürte er einen merkwürdigen Stich. Sie schien in seinem Gesicht lesen zu wollen, versuchte zu verstehen, als würde sie nicht begreifen, warum er das getan hatte. Tony fühlte etwas ganz heiß in seinem Inneren brennen. Keine Wut. Schuld.
    Er sah zu, wie sie hinausgeführt wurde, und dieses unangenehme Gefühl war immer noch da. Ihre Familie würde die Kaution zahlen und sie innerhalb von einer Stunde aus dem Gefängnis holen. Sie hatten bereits einen hochkarätigen Anwalt für sie engagiert. Die Staatsanwaltschaft dieses Bezirks würde ziemlich hart kämpfen müssen, wenn sie Alison Fairmont-Villard ins Gefängnis schicken wollte, und doch bekam Tony ihren bestürzten Gesichtsausdruck einfach nicht aus dem Kopf.
    Was er jetzt brauchte, war ein Schießübungsplatz und seine 40er Glock. Das würde ihn auf andere Gedanken bringen.
    Während er den Gerichtssaal verließ, ging er die Verdachtsmomente noch einmal durch. Nachdem er LaDonnas Mord mit angesehen hatte, begann er zu begreifen, wie alles zusammenpasste. Aus den anonymen Anrufen und dem Fund der Haarspange hatte er gefolgert, dass Alison Marnie Hazelton von den Klippen gestoßen haben musste. Wahrscheinlich bestach sie hinterher LaDonna, die an dem Abend am Strand gewesen war, damit sie ihren Mund hielt. Alisons Unfall sollte bestimmt als raffiniertes Alibi dienen, doch irgendwie war das Ding nach hinten losgegangen, und sie hatte sich so schwer verletzt, dass eine Reihe von plastischen

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