Das Arrangement
Fällen.
Der Richter schaltete sein Mikrofon ein und begann zu sprechen. “Mrs. Villard, Ihr Anwalt erklärte mir, dass Sie Ihre bisherige Aussage zu ändern wünschen?”
“Ja, Euer Ehren.” Marnie stand auf, sie befand sich mit Paul Esposito an ihrer Seite auf der Anklagebank. Der Richter sah sehr väterlich aus und hatte eine warme Ausstrahlung, aber Marnie machte sich keine falschen Hoffnungen. Auch James Brainards Auftreten hatte ihr imponiert, und wo war er jetzt …? “Ich bekenne mich schuldig in beiden Fällen.”
Der Richter setzte seine Lesebrille auf und überflog die Dokumente, die vor ihm lagen. “Nicht so schnell, Mrs. Villard”, sagte er. “Erst mal müssen ein paar Dinge geregelt werden, bevor wir uns mit der Änderung Ihrer Aussage befassen. Verstehen Sie, wessen Sie angeklagt wurden?”
“Ja”, erwiderte Marnie, die begann sich ein wenig unbehaglich zu fühlen, als der Richter sie über die Brillengläser hinweg musterte. Sie wünschte sich, dass alles bereits vorüber wäre.
“Sie verstehen also, dass Sie des zweifachen Mordes angeklagt sind”, sagte er, “und dass für jeden Anklagepunkt die Todesstrafe verhängt werden kann, als Alternative dazu eine lebenslange Haft im Hochsicherheitstrakt?”
Marnie bestätigte dies, und er stellte weitere Fragen, mit denen er die Schwere – und Endgültigkeit – ihrer Entscheidung hervorhob. Sie bestätigte alle Fragen und nickte dazu automatisch wie ein Roboter. Ja, sie verstand alles.
“Danke, Mrs. Villard. Würden Sie mir nun bitte erklären, warum Sie das tun wollen? Sie sind noch jung und haben Ihr ganzes Leben vor sich. Warum wollen Sie keine Gerichtsverhandlung?”
Die Frage verunsicherte Marnie. Sie war sich nicht sicher, was sie ihm darauf antworten sollte. Sie hatte eine ganze schreckliche Nacht benötigt, um sich zu dieser Entscheidung durchzuringen, und seither zwei Wochen gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Aber von “wollen” konnte natürlich dennoch keine Rede sein. Und nun forderte diese gottesähnliche Gestalt in der schwarzen Robe eine überzeugende Begründung von ihr?
Paul Esposito sah Marnie an, als wolle er sie ermuntern zu reden. Sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss, auf ihren Schläfen bildeten sich Schweißtröpfchen. Ihr Anwalt griff ein.
“Euer Ehren, Mrs. Villard möchte ihre Schuld bei der Gesellschaft begleichen, und ein Geständnis ist der erste Schritt dazu. Sie bereut außerordentlich, was sie getan hat, und ist bereit, alles was in ihrer Macht steht zu tun, um es wiedergutzumachen.”
“Danke, Mr. Esposito”, sagte der Richter mit hochgezogenen Augenbrauen nachsichtig. “Ich würde das aber gern von Mrs. Villard selbst hören, da es hier um ihr Leben und ihre Freiheit geht.”
Marnie war klar, dass der Anwalt nur versucht hatte, ihr zu helfen, aber wie konnte er es wagen, in ihrem Namen zu sprechen. Er hatte sie ja noch nicht einmal nach ihren Motiven gefragt, also warum nahm er sich heraus, diese dem Gericht darzulegen. Tatsächlich begann sie sich zu fragen, ob sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte, während sie nach Worten suchte, um sich zu erklären. Wie der Richter richtig gesagt hatte, war es ihr Leben und ihre Freiheit, um die es hier ging. Vielleicht war sie doch nicht bereit, kampflos aufzugeben.
Sie versuchte zu sprechen, bekam aber keinen Ton heraus. Ein merkwürdig taubes Gefühl machte sich in ihr breit. Es war fast, als stünde sie wieder auf den Klippen von Satan's Teeth. Wenn sie nur sprang, wäre sie erlöst. Sie wünschte sich sehnlichst dieses Gefühl der Freiheit, des Nichts, die Erlösung vom Schmerz, doch ihre Arme und Beine wollten sich nicht rühren.
Plötzlich aber durchfuhr sie ein Zittern, das diese Lähmung auflöste. Ein Gefühl von Trauer und Verlorenheit überkam sie, während sich zugleich Wut über die Ungerechtigkeit der Welt in ihr breitmachte. “Ich will einfach, dass es vorbei ist”, sagte sie. “Das andere wäre undenkbar.”
Der Richter sah sie stirnrunzelnd an. “Das andere, Mrs. Villard? Können Sie mir erklären, was Sie damit meinen?”
Esposito meldete sich wieder. “Euer Ehren, meine Klientin ist sich über ihre Entscheidung im Klaren. Sie hat vielleicht Probleme sich auszudrücken, aber sie versteht, welche Konsequenzen ihre Aussage und …”
Eine geräuschvoll aufgestoßene Tür hinter ihnen unterbrach den Redefluss des Anwalts. Marnie drehte sich um und erwartete fast, dass Tony Bogart in den
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