Das Asthma-Selbsthilfebuch
häufigste beruflich bedingte Form. Ursache ist eine Allergie auf bestimmte Mehlstäube, eventuell auch auf Mehlmilben, die oft zu erheblichen Asthmabeschwerden führt.
Latexallergie: Etwa zehn Prozent der Beschäftigten im Gesundheitsdienst leiden an einer Naturlatexallergie, meist ausgelöst durch Latexhandschuhe, z.B. bei Tätigkeit im OP-Bereich. Durch die Verwendung latexfreier Materialien ist die Latexallergie in Deutschland allerdings rückläufig. Das Latexallergen gelangt über drei Wege der Exposition in den Körper:
über die Haut, z.B. beim Tragen von Latexhandschuhen,
inhalativ über aerogene Latexpartikel, die hauptsächlich bei der Verwendung gepuderter Latexhandschuhe freigesetzt werden,
bei diagnostischen und therapeutischen Eingriffen mit Schleimhautkontakt, hier insbesondere während einer Operation.
Neben Asthma kommt es verstärkt zu allergischen Hauterkrankungen an den Händen wie der Nesselsucht, aber in Einzelfällen auch zu schweren systemischen Reaktionen. Patienten mit Latexallergien leiden relativ häufig an einer Kreuzallergie, d. h. sie sind z.B. auch allergisch gegen bestimmte Nahrungsmittel wie Bananen, Avocados, Kiwi und Papaya-Früchte.
Tierhaarallergie: Ratten, Meerschweinchen und Kaninchen sind oft die Ursache für eine Sensibilisierung von Personal in Forschungslaboratorien.
Beim Auftreten einer berufsallergischen Erkrankung sollte gegebenenfalls ein Berufswechsel angestrebt werden.
Berufsbedingtes Asthma und seine Auslöser
Berufe
Allergene bzw. nicht allergisierende Reizstoffe
Bäcker, Müller
Mehlstäube, Getreide
Tierpfleger, Tierärzte
Tierhaare, -epithelien, -exkremente
medizinische Berufe
Latex, Medikamente
Arbeiter in der Waschmittelherstellung
(proteolytische) Enzyme
Friseure
Haarfärbemittel, Persulfate
Elektroniklöter
Kolophonium-Harze
Maler, Lackierer
Isocyanate
Schreiner
Holzstäube
Arbeiter in der Platinherstellung
Platin-, Vanadiumsalze
Arbeiter in der Kunststoff- und Farben-Industrie
Epoxidharze
Asthma durch Insektengifte
Nur wenige stechende Insekten sind in der Lage, beim Menschen eine Insektengiftallergie auszulösen. Dazu gehören hierzulande insbesondere Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen. Im Gegensatz zum Bienengift besteht zwischen Wespen- und Hornissengift wegen der Ähnlichkeit ihrer Eiweißstruktur gewöhnlich eine Kreuzallergie: Bei Allergie auf eines der beiden Gifte ist davon auszugehen, dass der Betroffene auch auf den Stich des anderen Insekts allergisch reagieren wird.
Besondere Gefahr besteht in der Nähe von Insektennestern, vor allem an schwülen und heißen Tagen. Eine asthmatische Reaktion auf einen Insektenstich ist eher selten. Häufiger sind örtlich begrenzte Wasseransammlungen (Ödeme), z.B. im Rachen-, Hals- und Kehlkopfbereich. Dabei kann es zu einer Einengung der zentralen Atemwege oder Kreislaufreaktionen mit Blutdruckabfall und Schweißausbruch kommen (allergischer Schock). In seltenen schweren Fällen tritt eine tödliche allergische (anaphylaktische) Reaktion ein.
Nahrungsmittel bzw. Zusatzstoffe
Nahrungsmittel wie beispielsweise Äpfel können allergisches Asthma auslösen. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Kreuzallergie. Das eigentliche Allergen sind dabei die Birkenpollen. Nahrungsmittelzusatzstoffe wie Sulfate, Benzoesäure und Ameisensäure führen hingegen eher zu pseudoallergischen Reaktionen (→ Seite 58 ). Ausführlicher wird auf diese Problematik ab → Seite 129 eingegangen.
Klimawandel und Asthma
Globaler Temperaturanstieg sowie Änderung der Niederschläge und vermehrte UV-Strahlung sind verantwortlich für den Umwelt- und Klimawandel auf der Erde. Deutliche Zeichen sind der Rückgang der Alpengletscher sowie die Abschmelzung der Pole. Klimatische Veränderungen in Nord- und Mitteleuropa führen zum vermehrten Auftreten wärmeliebender Organismen, deren Allergene ein erhöhtes Asthmapotenzial aufweisen. Hierzu zählen etwa Ambrosiapollen und Brennhaare von Raupen.
Der Eichenprozessionsspinner befindet sich seit 1992 nachweislich in einem sich ständig ausweitenden Gebiet innerhalb Deutschlands, nachdem er in zurückliegenden Jahrhunderten nur in weiten Abständen von mehreren Jahrzehnten jeweils über zwei oder drei Jahre regionale Bedeutung erlangte. Sowohl Bewohner befallener Gebiete als auch in der Landschaft tätige Arbeitskräfte leiden an – häufig die Haut betreffenden – Allergien gegen die Brennhaare der Raupen dieses einheimischen Falters. Es finden sich inzwischen auch zunehmend
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