Das Attentat - 0
schoss.
»Saubere Arbeit als Köder, mein Schatz«, sagte Banda, die mit ihrem Präzisionsgewehr auf der Schulter aus ihrer Deckung geschlendert kam.
»Ha und noch mal ha«, sagte Rawne.
Chto-Brutführer war tot. Reghh hatte seine Schmerzensschreie im Ultraschallbereich gehört. Wut-Hunger überflutete seinen Verstand, und seine glänzende Haut fing an, in Trauercodes zu pulsieren. Schillernde Muster huschten über seinen Schlangenleib. Er huschte eine Mauer hinab, ein Stück Straße entlang und dann eine Seitenwand empor in die nächste Gasse. Diese Säuger waren nicht das Ziel. Sie hielten ihn auf und bewirkten, dass er Schüsse vergeudete.
Die Sinne der Loxatl waren stumpfe Werkzeuge. Außerhalb des Wassers waren Sehvermögen, Gehör und Geruch schlecht. Geschmack und Vibration waren die primären Sinne. Reghh konnte spüren, wie die Säuger-Soldaten auf der Suche nach ihm die Straße entlangliefen, die er gerade verlassen hatte. Er konnte ihre Schritte spüren, ihre Mundgeräusche, ihren Herzschlag und das Schnaufen ihrer Lunge. Er konnte ihren Angstschweiß und ihre Hautgerüche schmecken.
Er huschte die Mauer wieder herunter und wandte sich nach Süden, als plötzlich Schmerzen durch seinen Leib zuckten. Weißglühend-eiskalte, brutale Schmerzen. Er taumelte, und seine doppelten Lider blinzelten.
Der Säuger riss das Gewehr zurück und zog damit das lange, silberne Bajonett aus seinem Leib. Warum hatte Reghh ihn nicht geschmeckt oder gewusst, dass er da war?
Reghh wand sich herum. Der Boden war nass von seinem Blut, das ihn rasch verließ. Er konnte den Säuger vage erkennen.
Der Säuger hatte keinen Geschmack. Überhaupt keinen. Als sei er irgendwie neugeboren: rein und noch nicht von den Gerüchen geprägt, die sich im Laufe ihres Lebens in ihrer schmutzigen Haut sammelten.
Wie war das möglich? Der Säuger war vollkommen ausgewachsen.
Reghh versuchte sich weit genug zu drehen, um seine Harnischwaffen einsetzen zu können. Die Schmerzen in seinem Bauch waren zu groß. Der Säuger ohne Geschmack sprang wieder vor.
Gol Kolea rammte das Bajonett noch zweimal in den zuckenden Leib der Bestie, um ganz sicherzugehen, dass sie auch tot war. Loxatlblut tropfte von dem ehrlichen Silber, das unter den Lauf seines Bajonetts geklemmt war. Dunkle Farbspiralen huschten über die glänzende Haut des Loxatl, die Augenblicke später eine mattweiße Färbung annahm.
Schwer atmend schaltete Kolea sein Helmkom ein. »Sergeant?«, sagte er. »Ich habe ihn erwischt.«
Es war wirklich seltsam. In all den Jahren hatte er während der Jagd noch nie zuvor dieses Gefühl gehabt. Er wurde gejagt.
Skarwael bewegte sich lautlos und für alle unsichtbar durch die verlassenen Straßen Gildenhangs. Die Makropoltürme der imperialen Stadt erhoben sich vor ihm, aber in dieser Gegend war alles ruhig und tot. Die Menschen waren geflohen und hatten nur Ruinen zurückgelassen. Das wie eine finstere Drohung grollende Heer der Angreifer war zwanzig Minuten hinter ihm.
Skarwael hatte auf seinem Weg zu den Makropoltürmen ein paarmal gejagt, weil es ihn nach Schmerzen dürstete. Herodor war praktisch zerstört. In weniger als einem Tag würden die Makropoltürme brennen und der Magister seinen Sieg bekommen.
Die Aufgabe blieb. Sie war nicht leicht zu fassen, diese Märtyrerin. Das machte die Jagd umso interessanter.
Und dieses eigenartige Gefühl. Es machte dieses ganze Unternehmen lohnenswert. Skarwael hatte die Aufgabe auf der Grundlage der vom Magister angebotenen Belohnung akzeptiert – ein Vermögen an Territorium und Metallen und einen Duldungsvertrag zwischen seiner Kabale und dem Archon Gaur. Aber dieser Kitzel war schon Belohnung genug. Der Jäger wurde gejagt.
So hatte er sich seit den bitteren Jahren als Novize nicht mehr gefühlt, als Lord Kaah sie alle in den elenden Gewölben der Mordbahnen gejagt hatte, um ihre Fähigkeiten zu verbessern.
Was mochte es hier draußen sein? Gewiss kein Mensch. Kein Mensch konnte je hoffen, es in puncto Verstohlenheit und Arglist mit einem Mandrak aufnehmen zu können.
Skarwael verschmolz mit dem Schatten und kehrte um. Wie ein Phantom glitt er durch die Dunkelheit eines ausgebrannten Habs und wieder auf die Straße. Dunkelheit schwamm rings um ihn, dehnte seinen Hautmantel auf unnatürliche Weise aus und verband ihn mit der Nacht.
Wo bist du?, fragte er sich.
Die Straße war leer. Stellenweise brannten Feuer in einigen Häusern. Die steifen Leichen imperialer Soldaten
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