Das Attentat - 0
dann endgültig ein.
»Sind Sie ausgeruht, Herr Kommissar?«, fragte Hark, während er seinen Jackenschoß anhob und sich ihnen gegenübersetzte.
»Es geht, danke, Viktor. Haben Sie viele Kampfhandlungen erlebt?«
»Nur am Schluss. Genug, um mich einzumischen. Nicht genug, um irgendwas für mich in Anspruch zu nehmen. Aber viele haben Auszeichnungen verdient. Ich habe eine Liste.«
»Ich freue mich wirklich auf die Lektüre.«
»Der Marschall hat auch eine Liste«, sagte Hark. »Sie stehen drauf.«
»Ich?«, sagte Gaunt.
»Sie beide. Kaldenbach und Biagi werden die Lorbeeren für den Sieg zugesprochen, aber Lugo will Sie und alle anderen hohen Offiziere – Tanither und Civitas gleichermaßen – auszeichnen, die in der ersten Phase im dicksten Getümmel waren. Ohne Ihren Einsatz, sagt der Marschall, hätte es keine Schlacht mehr zu gewinnen gegeben. Er veranstaltet das Bankett, um die Orden zu verleihen.«
Gaunt wollte antworten, doch er sah, wie erfreut und erregt Daur aussah, und verkniff es sich. Er hatte nicht den Wunsch, von Lugo ausgezeichnet zu werden, aber Männer wie Daur, Rawne und Corbec verdienten die Anerkennung. Tatsächlich war es höchste Zeit dafür.
»Was haben Sie gemeint, als Sie sagten, vielleicht gäbe es auch gute Neuigkeiten?«, fragte er.
»Astropathische Signale von der Verstärkungsflotte, soeben empfangen. Ich habe mir die Freiheit genommen, sie abzuzeichnen und an Lugo weiterzugeben. Unser Nachschub wird morgen früh eintreffen, wenn der Warpraum es zulässt. Neun Munitorium-Frachter mit Munition und medizinischem Bedarf, drei Regimentern Schwere Bodentruppen von Khan und einer ardeleanischen Panzerkompanie direkt von San Velabo. Außerdem soll ein Pionierschiff der Mechanicus mit Plasmareaktoren zur Verstärkung des Stadtschilds unterwegs sein. Dazu fünf Kriegsschiffe und Träger mit Abfangjägern aus der Schlachtflotte des Segmentums. In zwei Tagen wird Herodor eine sehr viel schwerer zu knackende Nuss sein als jetzt.«
»Das sind tatsächlich gute Neuigkeiten. Was ist mit feindlichen Truppenverschiebungen? «
Hark zuckte die Achseln. »Nichts. Den Sendungen zufolge ist die Sache letzte Nacht auf Khan VI ins Rollen gekommen. Die Horchstationen meinten, sie hätten eine Kriegsflotte angepeilt, die zu uns unterwegs sei. Tatsächlich war es dann aber eine Flotte von Pilgerschiffen aus dem Hagia-System.«
Gaunt nahm seine Mütze und setzte sie auf. »Betrachten Sie mich als sehr viel froher, als ich das noch vor fünf Minuten war. Ich bin im Lazarett, falls mich jemand brauchen sollte.«
»Das Bankett beginnt um 20:00 Uhr, Herr Kommissar«, erinnerte ihn Hark.
»Ich werde pünktlich sein.«
Gaunt ließ Daur und Hark ins Gespräch vertieft zurück und hinkte durch die ruhige Operationszentrale nach draußen. An der Tür kam ihm Sergeant Meryn entgegen. Meryn salutierte zackig.
»Gibt es ein Problem, Meryn?«
»Eigentlich suche ich Kommissar Hark, Herr Kommissar.«
»Ich kann Ihnen nicht helfen?«
»Ich würde Sie nicht behelligen wollen, Herr Kommissar.«
Das primäre Quartier der Tanither befand sich in einer Schola im dreißigsten Stock von Makropolturm drei. Die Schlafsäle mit den Doppelstockbetten waren ausgeräumt worden, um die Fremdweltler unterbringen zu können. Die Jalousien waren geschlossen, die Phosphalampen heruntergedreht, und der Rauch von Lho-Stäbchen lag in der Luft.
Soric hinkte durch den Gang zwischen den Betten von Schlafsaal fünf und wechselte dabei leise Grüße mit den Männern, die nicht schliefen. Viele lagen praktisch bewusstlos auf ihren Kojen, immer noch in Uniform und mit dem Blut und Dreck der vergangenen Nacht besudelt.
Soric war selbst erschöpft, aber er war auch nervös und konnte nicht schlafen. Sein verlorenes Auge schmerzte wie die Hölle.
»Alles klar mit Ihnen, Chef?«, rief Corbec ihm zu.
Soric blieb stehen und stapfte zu Corbecs Koje. »Alles bestens, Colm. Sie kennen mich doch.«
»Ja, ich kenne Sie«, sagte Corbec. Er hatte im Unterhemd auf seiner Koje gelegen, aber jetzt richtete er sich auf und zückte eine Taschenflasche.
Er bot sie Soric an, der sie nahm und sich auf den Rand seiner Koje setzte.
»Guter Stoff«, sagte er schmatzend und gab die Flasche zurück. »Aber der Sacra ist es nicht, oder?«
So nannten die Geister ihn mittlerweile: der Sacra. Einige der Männer und viele der Marketender und Händler, die das Regiment begleiteten, waren mittlerweile durchaus geschickt darin geworden, den geliebten
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