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Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Handgelenk
und zog sie hinter mir her, hinaus in den Korridor, durch die Küche zurück und
dann wieder hinaus in die Nacht. Der Wachmann hinter dem Busch wand sich
heftig, aber wir gingen weiter, um die Hausecke herum, die Seite des Palazzo
entlang, während Lily hinter mir her klingelte wie ein Schlittenkorso bei der
Winterolympiade.
    Schließlich waren wir vor dem
Haus angelangt, und Gretas Cadillac stand da wie die Erfüllung des Stoßgebets
einer Privatsekretärin. Ich riß die Wagentür auf, sah, daß Greta die
Wagenschlüssel hatte steckenlassen, womit ein weiteres Stoßgebet erfüllt war,
und so zog ich Lily neben mich auf den Vordersitz, während ihr metallener
Hausrat klingelte, als befänden wir uns auf dem Höhepunkt eines Flamencos. Ich
ließ den Motor an, wendete scharf den Wagen und fuhr eilig die Zufahrt hinab
auf das Tor zu. Im letzten Augenblick trat ich auf die Bremse, und der Cadillac
hielt schlagartig an.
    Während der Wachmann gemächlich
auf den Wagen zukam, zog ich die Pistole aus der Gürtelhalfter und hielt sie
außer Sichtweite unmittelbar unter dem Fensterrand.
    »Es dauert nur eine Sekunde,
Miss Waring «, sagte der Wachmann höflich. »Ich muß
nur erst die Erlaubnis vom Haus oben haben, bevor ich...« Dann wurde ihm klar,
daß bei mir, wenn ich Miss Waring war, in sehr kurzer
Zeit ein erstaunliches Stück Chirurgie geleistet worden sein mußte, und dann
war ich auch schon aus dem Wagen gesprungen, und die Pistole bohrte sich
schmerzvoll in seinen Magen.
    »Öffnen Sie das Tor, Freund«,
sagte ich. »Bedenken Sie, wie albern es aussehen würde, wenn Sie statt Ihres
Nabels ein Loch hätten.«
    Er gurgelte erstickt irgend etwas Unzusammenhängendes, öffnete dann das Tor und
stieß es weit auf. Als er damit fertig war, ließ ich ihm für seine Mühe etwas
zukommen — mit dem Pistolenlauf eins über den Schädel.
    Lily Teal zitterte, als ich neben sie in den Wagen zurückkehrte. »Wieso sind Sie ganz
allein hierhergekommen?« fragte sie. »Warum haben Sie nicht eine Wagenladung
von Beamten mitgebracht?«
    »Das ist eine lange Geschichte,
Süße«, sagte ich, während ich auf die Straße einbog. »Aber in Kürze: Ich war
der einzige Polizeibeamte, der vermutete, daß Sie in diesem Irrenhaus dort oben
waren.«
    Etwa vierzig Minuten später
waren wir in meiner Wohnung angekommen. Ich gab ihr meinen Mantel, damit sie
sich keine Erkältung holte, und ging, um uns beiden einen Drink
zurechtzumachen. Unterwegs schnallte ich die schwere Gürtelhalfter ab und ließ
sie auf einen Tisch fallen — wobei ich auch beinahe die Hosen verlor. Ich goß
die Gläser mit einer Hand ein — Scotch kann ich mit den Füßen einschenken, wenn
es sein muß — , und gab ihr eins davon. Dann trug ich mein eigenes ins
Schlafzimmer, wo ich die Uniform auszog und mich in die Bequemlichkeit meines
eigenen Anzugs zurückflüchtete.
    Als ich ins Wohnzimmer
zurückkehrte, saß Lily zusammengekauert in einem Lehnsessel, den Mantel eng um
sich geschlungen, und nippte an ihrem Glas.
    »Ich würde gern heimgehen, Lieutenant«,
sagte sie kläglich. »Ich möchte meine Schwester wissen lassen, daß ich okay
bin. Sie muß außer sich vor Sorge sein.«
    »Klar«, sagte ich beruhigend.
»Aber zuerst muß ich mit jemandem sprechen. Ich werde gleich anrufen und dafür
sorgen, daß der Betreffende herüberkommt. Es dauert nicht lange.«
    »Bitte, beeilen Sie sich«,
sagte sie mit matter Stimme.
    Ich blätterte im Telefonbuch
und fand die Privatnummer des stellvertretenden Staatsanwalts. Das Rufzeichen
tönte, wie mir schien, endlos, bis sich eine weibliche Stimme meldete. Es war
seine Frau, und sie teilte mir mit, daß Bryan nicht hier sei. »Ich erwarte ihn
jeden Augenblick zurück«, sagte sie. »Wer ist am Apparat, bitte?«
    »Lieutenant Wheeler vom
Polizeidepartement«, sagte ich, ohne mir im Augenblick Mühe zu geben,
Haarspalterei zu betreiben. »Würden Sie ihm bitte etwas ausrichten? Es ist
dringend. Sagen Sie ihm, ich sei eben von einem Besuch in Grossmans Haus
zurückgekehrt und habe Lily Teal mit mir
hierhergebracht. Ich möchte, daß er so schnell wie möglich in meine Wohnung
kommt.« Ich gab ihr die Adresse. »Sie sagten, Sie erwarten ihn jeden Augenblick
zurück?«
    »Ich bin überzeugt, daß er bald
kommt«, sagte sie zuversichtlich. Ich dankte ihr und legte auf.
    »Ist er nicht da?« fragte Lily.
    »Er muß jeden Augenblick nach
Hause kommen und fährt dann gleich hierher. Wenn Sie einmal mit ihm gesprochen
haben,

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