Das Attentat
fragte
sie verdutzt. Dann trat ein Ausdruck von Feindseligkeit in ihr Gesicht, während
sie mich anstarrte. »Sie sind doch wohl nicht einer von diesen Beatniks, oder?«
Ich wurde von der Türklingel
oder, um genau zu sein, vom Summer gerettet.
»Das wird der Hilfsstaatsanwalt
sein«, erklärte ich ihr. »Ich werde ihn hereinlassen.«
Ich ging in den Korridor hinaus
und öffnete die Wohnungstür. Draußen war niemand, nur der Treppenflur.
»Mr. Bryan?« sagte ich zögernd
und streckte den Kopf durch die Tür — gerade rechtzeitig, um den Himmel
aufzufangen, als er über mir zusammenstürzte.
SIEBENTES KAPITEL
D en Geräuschen nach handelte es
sich um die Zusammenkunft von Platten-Jockeys, und den Empfindungen nach, die
bei mir ausgelöst wurden, hatten sie statt einer Platte meinen Kopf aufgelegt.
Ich öffnete vorsichtig die Augen und zuckte zusammen, als sie vom Licht
getroffen wurden. Ein strahlenförmiger Schmerz breitete sich in meinem
Hinterkopf aus, stellte fest, daß es ihm dort behagte, und richtete sich zum
Übernachten ein. Ich setzte mich langsam auf und entdeckte, daß ich mich in
einem Zimmer voller Polizeibeamter befand.
Parker stand am nächsten und
starrte mich mit seltsam ausdruckslosen Augen an.
»Was ist passiert, Wheeler?«
fragte er. »Haben Sie Ihren Kopf angeschlagen?«
»Ja«, bestätigte ich, »an
etwas, das jemand in seiner feuchtkalten kleinen Hand hielt.«
Ich hielt mich an einem Stuhl
fest und stand mühsam auf. »Wieso sind Sie so schnell hierhergekommen?« fragte
ich.
»Sie kommen am besten ins
Wohnzimmer«, knurrte er.
»Klar.« Ich trottete hinter ihm
drein, und die übrigen folgten mir — fast zu nahe, um gemütlich zu wirken.
Das Wohnzimmer sah im wesentlichen so aus wie zu dem Zeitpunkt, als ich es zum letztenmal gesehen hatte, was nicht länger als zehn bis
fünfzehn Minuten zurückliegen konnte. Lily Teal lag
mit ausgestreckten Beinen im Sessel, und für den Bruchteil einer Sekunde dachte
ich, sie schliefe nur. Dann blickte ich genauer hin.
Mein Mantel klaffte auf und ich
konnte erkennen, daß die weißen Brüste mit den goldenen Kappen blutbefleckt
waren. Ihre Augen waren weit geöffnet und starrten ins Nichts, und ihre Lippen
gaben die Zähne frei, als ob sich ihrem Mund in jedem Augenblick ein gellender
Schrei entringen würde.
»Wer hat das getan?« sagte ich
schwerfällig.
»Wheeler — «, Parkers Stimme
klang müde, »Sie werden doch nicht auf Gedächtnisschwund plädieren?«
»Wovon, zum Kuckuck, reden Sie
eigentlich?« fragte ich.
Er blickte auf Hammond. »Zeigen
Sie es ihm, Lieutenant«, sagte er kurz.
Hammond entfaltete vorsichtig
ein sauberes Taschentuch — es war mit Sicherheit nicht das seine — , und zeigte
mir die darin eingewickelte Pistole.
»Haben Sie die je schon einmal gesehen?«
fragte Parker.
Ich warf einen Blick auf den
Tisch und erblickte die leere Halfter. »Klar«, sagte ich und nickte. »Es ist
die Pistole, die ich einem der Wachleute in Grossmans Haus weggenommen habe.«
»Das ist gewiß eine originelle
Antwort«, seufzte Parker. »Na gut, Lieutenant.«
Ich sah zu, wie Hammond die
Pistole wieder mit äußerster Sorgfalt in das Taschentuch wickelte, während sich
der Ausdruck von Schadenfreude auf seinem Gesicht noch vertiefte.
»Was, zum Teufel, soll das
bedeuten?« wiederholte ich; aber das Gefühl der Leere in meiner Magengrube
verriet, daß ich drauf und dran war, zu begreifen.
Parker schüttelte bedächtig und
beinahe verwundert den Kopf. »Sie hatten Sie die ganze Zeit über hier — in
Ihrer Wohnung?«
»Haben Sie nicht mal vor kurzem
einen guten Gehirnschlosser aufgesucht?« knurrte ich. »Ich habe sie heute abend aus Grossmans Haus gerettet.«
»Warum hören Sie nicht mit
diesem Quatsch über Grossman auf?« sagte er ungeduldig. »Fangen Sie doch mal
zur Abwechslung an, die Wahrheit zu erzählen. So wie die Sache aussieht, können
Sie nur auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren, und niemand würde wagen, etwas
dagegen einzuwenden — jedenfalls nicht, nachdem er gesehen hat, wie Sie diese Teal angezogen haben.«
»Ja«, sagte Hammond schwer
atmend. »Wir haben im Schlafzimmer diese schwarze Uniform gefunden, Wheeler.
Mann, Sie haben sich aber Mühen unterzogen, um zu Ihrem Vergnügen zu gelangen —
hatten Sie auch noch eine Reitpeitsche und ein paar Schaftstiefel?«
»Captain«, ich blickte Parker
flehend an, »hätten Sie etwas dagegen, wenn jemand den Lieutenant hinausbringt,
bevor er auf
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