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Das Auge der Seherin

Das Auge der Seherin

Titel: Das Auge der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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im Sattel auf. Was für ein starker, edler, gutaussehender und bewundernswerter Mann! Sein kühler Blick wurde weich und warm in ihrer Nähe! Und seine Lippen! Kein Wunder, dass sie für ihn schwärmte. Welch ein Glück, den Mann zu lieben, der als einziger fähig war, die Nachfolge ihres Vaters anzutreten. Oft sprach der König davon, wie unentbehrlich Vesputo geworden war. Ihm könne er die wichtigsten Geheimnisse und wertvollsten Schätze seines Reiches anvertrauen. Und, was ebenso wichtig war, er könne immer auf ihn zählen, wenn es um siegreiche Kriegszüge ginge.
    Am Anfang hatte sie das charmante Lächelns des Hauptmanns für Höflichkeit gehalten.
    Doch mit Ehrerbietung und ungezählten Aufmerksamkeiten hatte Vesputo allmählich ihr Herz erobert. Seine Liebe war stark und voller Hingabe und einmal gestand er ihr unter vier Augen, dass er sie geliebt habe, seit sie zwölf war.
    Seine unerschütterliche Leidenschaft schmeichelte ihr. Er, der so viel gesehen und vollbracht hatte, dem alle Frauen in Archeld schöne Augen machten, er hatte sie erwählt. Wenn sie in seine Nähe kam, leuchteten seine Augen vor Freude. Und er war noch nicht zu alt, noch keine dreißig Jahre. Wenn er sie küsste, dachte sie nie an sein Alter.
    Jetzt waren sie verlobt und zum Zeichen seiner Liebe brachte er ihr mit Kostbarkeiten beladene Pferde mit. Torina gab ihrem Pferd ein Zeichen, um es in den angrenzenden Wald zu lenken. Sie wollte den Weg hinunter zum väterlichen Schloss nehmen. Doch als sie gewendet hatte, war der Weg von einem anderen Pferd versperrt. Auf dem großen, grauen Hengst saß Landen.
    Landen. Ihre Wege kreuzten sich selten. Wenn sie sich begegneten, dann immer in Gegenwart vieler anderer
    Menschen, die ihnen keine Gelegenheit zu sprechen gab. Sie erinnerte sich nur noch verschwommen an die gemeinsame Zeit mit Landen. Manchmal, wenn sie ihn in der Ferne auf seinen einsamen Ausritten entdeckte, beneidete sie ihn.
    Fr war groß und breitschultrig geworden und galt als unbesiegbarer Krieger. Emid hatte ihn für die Ausbildung zum Hauptmann vorgeschlagen, als er die Baracken verlassen musste. Anmutig lenkte er sein Pferd zu ihr. „Guten Tag, Landen." „Guten Tag, Prinzessin. Ganz allein heute?" Sie lächelte froh und nickte. Er erwiderte ihr Lächeln nicht, sondern zeigte zur Ebene hin. „Vesputo ist zurück."
    Torina verbarg ihre Freude nicht. ,Ja." Sie hantierte an ihren Zügeln, um ihm zu signalisieren, dass sie nun den schmalen Pfad nach unten nehmen wollte. Doch er versperrte weiter ihren Weg. „Bitte", sagte sie immer noch lächelnd, „ich möchte weiter."
    „Ein feiner Plünderer, dieser Vesputo", erwiderte Landen gepresst ohne auf ihre Bitte zu reagieren. „Und der Preis für Euch liegt auf dem Rücken dieser Pferde?" Überrascht lachte sie auf. „Die Schätze bedeuten mir nichts! Ich liebe ihn!"
    Landen beugte sich vor. „So, Ihr liebt ihn", sagte er. Ja, natürlich liebe ich ihn. Wir werden bald heiraten!
    Ich weiß schon lange, dass er König sein wird. Ich habe es gesehen."
    Sie drängte ihr Pferd nach vorn. Landen lenkte geschickt dagegen und ließ sie nicht frei. „Ihr habt ihm auch vom Kristall erzählt, oder?" Torina errötete und erinnerte sich vieler Geheimnisse, die sie als Kind diesem Fremdling anvertraut hatte. Warum fragte er sie jetzt danach? Aber sie hatte ihn auch schon so lange nicht mehr allein gesprochen. Wie lange war das her?
    „Nein. Niemand weiß von dem Kristall, außer meiner Großmutter und ..." Sie verspürte ein Unbehagen und wusste nicht warum.
    „Aha. Ihr habt es ihm nicht erzählt. Dann wisst Ihr vielleicht Bescheid." „Bescheid? Was meint Ihr?"
    „Er ist nicht der, für den Ihr ihn haltet", sagte Landen ruhig.
    „Bitte lasst mich durch. Ich möchte zu meinem Verlobten."
    Landens Blick störte ihre freudige Stimmung wie der Sonnenstrahl, der den Schläfer weckt. „Er ist nicht der, für den Ihr ihn haltet!"
    „So kennt Ihr sein Herz besser als ich?", brauste sie auf.
    „Ich sehe mehr als Ihr", antwortete er ruhig.
    „Ihr seid nicht sehr ritterlich, mein Herr", flüchtete sie
    sich in formale Höflichkeit.
    „Er empfindet nichts für Euch, Prinzessin" fuhr die schonungslose Stimme fort. „Er liebt mich!", schrie sie.
    „Er liebt die Krone, die Ihr einmal tragen werdet." „Wie könnt Ihr es wagen? Aus dem Weg!" Landen ergriff ihre Zügel. „König Kareed wird niemals einen Sohn haben. Wer immer Euch heiratet wird König werden!"
    „Das habe ich bereits

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