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Das Auge der Seherin

Das Auge der Seherin

Titel: Das Auge der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Landen", fuhr der Hauptmann fort. „Es heißt, er sei der vertriebene Königssohn jenes sagenumwobenen Landes Bellandra, das vor sechs Jahren von Kareed erobert wurde." Landen rang um Beherrschung, als er seinen Namen hörte. Nichts anderes hatte er erwartet. Doch jetzt war es offiziell. Er war ein gejagter Mann.
    Jeder, der neu in die Stadt kommt, wird überprüft und verhört. Auch alle neuen Söldner werden strengstens überprüft werden. Er reitet einen grauen Hengst und trägt archeldische Waffen. Wer diesen Mann findet, hat ihn unverzüglich dem König zu übergeben, lebend.“

 
8. Kapitel
     
    Torina bat um heißes Wasser und wusch langsam und gründlich die Spuren ihres Kummers fort. Sie kämmte sich das Haar, flocht es zu einem langen, festen Zopf und kleidete sich sorgfältig an. Dann schickte sie nach Vesputo.
    „Irene sagt, du willst mich sprechen, Prinzessin Torina?", fragte er mit öliger Stimme.
    „J a"
    „Ist deine Trauerzeit vorüber?"
    „Auch wenn ich den Rest meines Lebens in Trauer bin, Ihr werdet es nicht bemerken und ich werde nicht davon sprechen." Ihr Gesicht war ausdruckslos. „Ich bin bereit Euch zu heiraten."
    Er neigte den Kopf. „Eine weise Entscheidung. Das Volk wird jubeln."
    „Es hat wie ich erkannt, dass Ihr der Einzige seid, der das Reich meines Vaters regieren kann. Ihr befehligt die Armee und Ihr kennt die Gesetze. Für Archeld ist es so am besten."
    Vesputo ergriff ihre Hände und presste sie hart zwischen seinen großen Fäusten zusammen.
    „Ich befehlige die Armee - das solltest du nie vergessen", sagte er leise und drohend. „Als Königin wirst du in die Fußstapfen deiner Mutter treten. Du wirst ein häusliches, gottesfürchtiges Leben führen und die Angelegenheiten des Reiches meinem Urteil überlassen. Und du wirst jeden Tag deinen Kristall befragen und mir alles berichten, was du siehst."
    „Das ist auch mein Wunsch", antwortete sie ruhig und neigte den Kopf.
    Er ließ ihre Hände los. „So stimmen wir vollständig überein." Sein Lächeln erinnerte sie an das böse Grinsen eines Räubers, der sich seiner Beute sicher ist. „Morgen Abend wird die Hochzeit gefeiert werden. Morgen Nachmittag wirst du deine Mutter wiedersehen und ihr von deinem Glück berichten." Er umarmte sie und küsste sie heftig und einen Augenblick lang wurde Torina schwach.
    „Denk daran, ein falsches Wort und ..." „Macht Euch keine Sorgen, mein Herr", erwiderte sie, ohne ihre Angst zu verbergen. Er schien sich zu entspannen und ging zur Tür.
    „Und jetzt müssen wir uns ausruhen, um frisch für das Fest zu sein."
    Ja, mein Herr." Sie schwieg, dann streckte sie zaghaft die Hand nach ihm aus. Er zog die Augenbrauen hoch. „Wenn es nicht zu viel Mühe macht, würde ich gern um ein Schlafmittel bitten. Mein Schlaf war in letzter Zeit sehr unruhig."
    Ja, natürlich. Irene wird es dir bringen." Er ging, gefolgt von Irene. Torina hörte, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde.
    Sie starrte auf die Tür und dachte an ihre Mutter und zum ersten Mal seit Wochen ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
    Irene huschte durch die Gänge des Schlosses und trug ein Tablett mit einem Kelch. Sie hatte eines ihrer Lieblingskleider an, das Grüne mit Spitzen an Kragen und Ärmeln. Ihr Haar fiel in einem dicken Zopf über ihren Rücken. Sie wusste, dass viele Frauen sie für diese lange, dicke, goldene Haarpracht beneideten. Sie musste sich ermahnen, dass sie diesmal zur Prinzessin unterwegs war. Gewöhnlich war der Kelch der Königin zugedacht. Der allabendliche Trank aus dem Kelch ließ sie in einen langen, tiefen Schlaf fallen. Erst gegen Mittag fühlte sie sich in der Lage, aufzustehen und sich auf ihre tägliche Wallfahrt vor Torinas Tür zu begeben. Und jedes Mal schickte Torina ihre Mutter wieder fort. Dann wurde die Königin in ihre Gemächer zurückgebracht, wo sie bitterlich weinte und trauerte. Ob ich auch der Prinzessin jeden Abend einen Kelch bringen muss, wenn sie jetzt Königin wird?, überlegte Irene. Torina war immer so still, sie machte nie Probleme. Sie geisterte nur unruhig in ihrem Zimmer umher. Vesputo wollte sie immer noch heiraten. Sie sollte für ihn die Zukunft aus ihrem Kristall lesen. Das werde ich verhindern.
    Irene betastete durch die Tasche ihres Seidengewands den schweren Kristall. Heute Nacht war Vollmond. Wenn sie herausbekäme, wie Torina die Zukunft aus der Kugel las, würde Vesputo ihr erlauben, den Stein über Nacht zu behalten. Wenn ich erst die Zukunft

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