Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
Vom Netzwerk:
wenig gereizt. Er wich einem Haufen leerer Dosen und unordentlich beschrifteter Kartons vor einem Getränkeladen aus. »Aber ich würde mich noch mehr fürchten, wenn Vanag hinter mir her wäre. Sieh mal, Sevadian selbst gab mir den Auftrag, diese Liste zu besorgen.«
    »Er hatte keine Alternative. Es war eine Entscheidung des Ausschusses.«
    »Hat er sie unterstützt? Wurde abgestimmt? Und vergiß nicht, er hatte eine Alternative: er hätte mich töten können, bevor ich an die Liste herangekommen wäre.«
    Theodor verlangsamte seinen Schritt und studierte wieder die Liste. »Nun, es ist nicht so schlimm, wie es sein könnte«, sagte er, als er sie wieder zusammenfaltete.
    »Wieso?«
    »Du und Nina und Elizabeth, ihr erscheint nicht darauf.«
    »Mach keine Witze!«
    »Aram ein Brigadegeneral im Geheimdienst … Es muß ein Trick sein.«
    »Ich hoffe es.«
    Sie bogen nach rechts in die Abington Street und gingen an den Ruinen des großen Einkaufszentrums vorüber, die nicht das Ergebnis irgendeiner vereinten Anstrengung waren, sondern bloß von Vandalismus und dem Zahn der Zeit. Hier gingen die meisten Passanten langsam: Hausfrauen auf dem Heimweg vom Einkaufen, Gruppen schwatzender Schulkinder, auf und ab schlendernde Huren. Ein schwarzer Jaguar, der irgendeinen hohen Beamten oder Würdenträger beförderte, vielleicht von außerhalb, aus London gar, schlängelte sich durch den Verkehr der Pferdefuhrwerke. Nach ein paar Schritten legte Alexander seinem Gefährten die Hand auf den Arm und blieb stehen.
    »Laß uns umkehren«, sagte er. »Ich weiß, was zu tun ist.«
    »Ich wünschte, ich wüßte es«, sagte Theodor, der Aufforderung Folge leistend. »Ob es ein Trick ist oder nicht, scheint mir keinen großen Unterschied zu machen. In jedem Fall sind wir hoffnungslos bloßgestellt.«
    »Nicht unbedingt. Ich konnte länger darüber nachdenken als du. Es macht einen Unterschied, vielleicht einen großen. Wenn diese Liste echt ist, dann sind wir endgültig erledigt. Wenn sie ein Machwerk ist, das darauf abzielt, Zwietracht und Mißtrauen unter uns zu säen, dann muß sie nicht mehr bedeuten als daß man eine Anzahl unserer Führer richtig identifiziert hat. Natürlich kann es auch in diesem Fall so sein, daß sie alles wissen, aber es mag auch Dinge geben, sehr wichtige sogar, von denen sie nichts wissen. Obwohl sie zum Beispiel über mich Bescheid wissen …«
    »Wie?«
    »Aber Theodor. Sie bekommen doch Wind davon, wenn jemand versucht, eine Liste ihrer Agenten zu beschaffen, gleichgültig, welche Gründe er angibt.«
    »Du meinst, sie …«
    »Ja. Sie glaubte meiner Erklärung, das ist für mich klar. Sie würde alles glauben. Nun, das vielleicht auch nicht. Das kleine bißchen Verkabelung, das unsereinen zu der Entscheidung befähigt, was er glauben und was er nicht glauben soll, fehlte bei ihr. Zusammen mit zahlreichen anderen Stückchen.«
    »Nun ja, vielleicht. Aber es kann trotzdem nicht von Anfang an ein Komplott gewesen sein. Du und ich, wir kannten uns kaum zu der Zeit, als sie sich auf dich stürzte.«
    »Nein, wir alle haben sie unterschätzt, einschließlich Sevadian. Es war bloß eine Art Scherz von ihr. Sie muß die ganze Sache ins Rollen gebracht haben, indem sie ihrem Mann erzählte, was sie und ich verabredet hatten, und dann tat, was er ihr sagte. Herr im Himmel, wie würde ich sie jetzt bestrafen, wenn ich die Gelegenheit hätte. Wie auch immer: dies alles setzt voraus, daß die Liste ein Schwindel ist. Wenn sie echt ist, dann haben sie nicht durch sie von mir erfahren …«
    Die beiden trennten sich vorübergehend, um einem unrasierten zerlumpten Mann mit einer Flasche Platz zu machen, der in einer Serie von Bogen auf sie zugeschwankt kam. Als sie wieder nebeneinander gingen, nahm Alexander, der, wie es Theodor schien, geradezu Gefallen an der Sache fand, den Faden wieder auf.
    »Aber sie wissen trotzdem über mich Bescheid, weil sie über jeden Bescheid wissen. Und das gleiche gilt für dich. Aber eins wissen sie nicht notwendigerweise – wenn die Liste ein Machwerk ist. Als wir …«
    Er blieb mitten auf dem Gehsteig stehen und starrte Theodor mit einem Ausdruck unverhüllter Bestürzung an. Theodor schnaufte.
    »Keine weiteren Schocks, in Gottes Namen«, sagte er. »Ich glaube nicht, daß ich noch einen aushalten könnte.«
    »Dieser blöde Kerl von einem kommandierenden Offizier.« Alexander setzte sich wieder in Bewegung. »Heute nachmittag rief er mich zu sich und verpaßte mir eine ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher