Das Auge des Basilisken
Theaterbrandes.
Bald wurde festgestellt, daß dieser vorsätzlich gelegt worden war, aber der Brandstifter wurde niemals gefaßt, noch konnte sein Tatmotiv zweifelsfrei geklärt werden. Ein feindlich gesinnter Kritiker der so beendeten Vorstellung würde keine Zeit gehabt haben, das zur Brandstiftung benötigte Material herbeizuschaffen; von einem rechtschaffenen Gegner des Festivals hätte man vielleicht erwarten dürfen, daß er für seinen Brandanschlag eine Zeit ausgewählt hätte, als das Gebäude leerstand. Am meisten Anklang fand die Theorie, daß es sich bei dem Schuldigen um einen verrückten Vorkrieger gehandelt haben müsse, der darauf aus gewesen sei, das Theater selbst, die Schauspieler und Bühnenarbeiter, das Publikum und alle anderen Beteiligten dafür zu bestrafen, daß sie in verschiedener Weise mit dem Unterdrücker kollaboriert hatten; er habe die Absicht verfolgt, allen einen gehörigen Schrecken einzujagen, und hatte wahrscheinlich auch keine Tränen vergossen, wenn viel mehr als eine Person zu Tode gekommen wären. Aber auch für diese Ansicht gab es keine Beweise.
Alexander kehrte noch am selben Abend zur Kaserne zurück; für den kommenden Morgen um acht Uhr war eine Truppeninspektion angesetzt. Obwohl es noch nicht sehr spät war, lag die Offiziersmesse verlassen. Dies mißfiel ihm; ausnahmsweise verlangte ihn nach Kameradschaft. In der Bar nahm er eine Flasche Bier aus dem Kühlfach, stellte sie wieder zurück und schenke sich statt dessen einen doppelten Wodka ein. Der bevorstehende Nachmittag würde seine höchst wichtige Sitzung mit Frau Korotschenko sehen; bald waren seine Gedanken ganz und gar darauf fixiert. Sie hatte ihre Unvollkommenheiten, doch, wenn es darum ging, die Aufmerksamkeit einzufangen und zu fesseln, selbst aus der Ferne, war sie äußerst wirkungsvoll.
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ACHTZEHN
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Am nächsten Morgen um sieben frühstückten vier Offiziere in der Messe: Alexander, Viktor, Dmitri und Wsewolod, der aggressive Weißrusse, der eingeflogen worden war, um Leos Stelle einzunehmen. Boris hatte bereits gegessen und war an die Arbeit gegangen; Major Yakir und Georg, sein Stellvertreter, waren noch in ihren Räumen. Die Morgensonne schien freundlich zu den Fenstern herein, aber die vorherrschende Stimmung war alles andere als heiter: unruhig, sogar nervös, vielleicht unter dem Einfluß der hohen Luftfeuchtigkeit, des sinkenden Luftdrucks und der unnatürlichen Reglosigkeit der Luft, die ein schwerer Wolkenbruch in den frühen Morgenstunden nicht hatte lindern können. Dmitri schien unter diesen atmosphärischen Verhältnissen am wenigsten zu leiden, nahm sich ein zweites gekochtes Ei aus dem Korb, überflog die Morgenausgabe der Angliskaja Prawda und fand darin Interessantes. Ein Artikel auf der letzten Seite entlockte ihm ein überraschtes Grunzen.
»Hört mal her, Leute!« sagte er. »Anscheinend gab es gestern abend in Northampton ein Großfeuer. Im Theater dort – sie führten gerade irgendein altes englisches Stück auf. Scheint ein Mordsbrand gewesen zu sein.«
»Wenn schon?« sagte Wsewolod. Er hatte ein rotes Gesicht, borstiges Haar und vorquellende Augen, was insgesamt nur zu gut zu seinen Manieren paßte.
»Nun, ich dachte bloß, jemand könnte sich dafür interessieren. Gegen alle Erwartungen passiert hin und wieder doch etwas in diesem deprimierend unwichtigen Winkel der Welt. Mehr nicht.«
»Ich finde, es reicht, vielen Dank«, sagte Viktor. Er hatte den Ellbogen auf den Tisch gestützt und die Stirn in der Hand. Sein Frühstück hatte aus drei Gläsern Mineralwasser und einer Zigarette bestanden. »Jedenfalls brauchst du deswegen nicht herumzuschreien.«
»Entschuldige. Ein Mädchen kam dabei um, steht hier. Engländerin. Sie hatte in dem Stück mitgespielt. Erstickt am Rauch und den giftigen Gasen. Ist das nicht furchtbar?«
»Nicht so furchtbar wie das, was du in meinem Schädel anrichtest.«
»Da hat Alexander eine Chance verpaßt.« Wsewolod strich grinsend Kirschenmarmelade auf Weißbrot mit Butter. »Wenn er in der Nähe gewesen wäre, hätte er sich durch die Flammen gekämpft, das Mädchen mit kräftigen Armen an sich gerissen und wäre mit ihr davongaloppiert.«
Alexander sagte finster: »Am Arsch, Mann! Geh nach Haus und scheiß deiner Mutter ins Nähkörbchen! In dieser Truppe dienen wir eine Zeitlang, bevor wir anfangen, witzig zu werden. Ist das klar?«
»Ja, Petrowsky.«
»Vergiß das nicht! Was gibt es?« sagte er zu dem diensttuenden
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