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Das Baby vom Deich

Das Baby vom Deich

Titel: Das Baby vom Deich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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eine gute Figur, schöne lange Beine und sie schien temperamentvoll zu sein. Keine schlechte Mischung.
Er belehrte Wolf Kleber und legte ebenfalls ein Aufnahmegerät hin.
"Herr Kleber, wo waren Sie am Sonntagvormittag?"
"Bei meinen Eltern. Mein Vater wurde 70 und da haben wir bereits am Samstag Familienfeier gehabt, bevor am Sonntag zig Gäste erschienen. Ich habe dort von Freitag bis Montag geschlafen, und zwar mit meinem Cousin und Bruder in einem Zimmer, da das Haus übervoll war. Wurde sie am Sonntag ermordet?"
"Was haben Sie am Montag danach getan?"
"Ich war im Büro bis etwa elf, danach war ich unterwegs, essen, abermals Büro und war gegen zwanzig Uhr hier. Vor dem Fernseher bin ich eingeschlafen. Muss kurz nach neun gewesen sein."
"Ich benötige die Namen der Gäste, der Leute, die das bezeugen können. Schreiben Sie uns bitte die Namen auf. Hatten Sie ein Verhältnis mit Silke?"
"Wie bitte? Ich dachte, gerade Sie kennen meinen Geschmack. Gewiss nicht. Sie ist ein Kind. Zu jung, zu dumm, zu pummelig, überhaupt nicht mein Typ."
"Wussten Sie, dass Silke schwanger war?"
"Ja, man hat es gesehen. Gesprochen habe ich nie mit ihr darüber. Ich fand das sehr früh, aber mit Kindern habe ich es generell nicht so. Sie hat mich nicht interessiert, geschweige ihre Schwangerschaft." Er lachte verhalten. "Nein, gewiss nicht. Ich bin seit vierzehn Jahren sterilisiert. Das habe ich kurz nach der Geburt meines Sohnes machen lassen. Ein Kind reicht mir. Ich habe Silke niemals angefasst, weil sie in meinen Augen ein Kind war."
"Haben Sie sie mal mit einem Jungen, einem Mann gesehen?"
Er schien zu überlegen. "Am Samstag, aber eventuell irre ich mich da. Sie stand mit dem Rücken vor der Zeitung, ein Mann, dunkelhaarig, mit weißen Schläfen, mindestens Mitte fünfzig, schlank, nur kleiner Bauch, einen Kopf größer als sie stand seitlich und ich hatte den Eindruck, er sprach mit ihr. Meine Mutter sagte etwas, und als ich mich einige Sekunden später umdrehte, sah ich ihn davon eilen. Sie stand immer noch so da, schaute aber ebenfalls in die Richtung, wohin der Mann lief. Wir sind weiter und erst etwa zehn, fünfzehn Minuten später haben wir sie an einem Stand getroffen.
"Haben Sie den Mann irgendwo mal vorher gesehen?"
"Nein, nicht dass ich wüsste, obwohl ich sein Gesicht nur im Profil kurz gesehen habe. Daher nur vage Angaben, selbst über sein Alter."
"Haben Sie sie nicht gefragt, wie es ihrem Kind geht?"
"Nein, weil meine Mutter dabei war. Keine Ahnung, ob sie das weiß, aber das passt nicht zu ihren Moralvorstellungen, dass ein Kind schwanger wird. Ich dachte, es würde zuhause schlafen. Ehrlich, es hat mich nicht sonderlich interessiert. Die Kleine wohnt zufällig in der Nachbarschaft, deswegen habe ich sie mal mitgenommen, aber ansonsten weiß ich effektiv nichts von ihr. Sie ist nur eine verwöhnte, dümmliche Göre."
"Wieso verwöhntes Gör?"
"Sie wollte etwas und Burkhard ist gesprungen. Bei Birgit dasselbe. Die zwei Frauen haben ihn in den Ruin getrieben. Mein Sohn bekommt sicherlich das ein oder andere, was ein Arbeiterkind nie erhält, aber im Rahmen. Warum muss eine 10-jährige Markenklamotten tragen, die Hunderte Euro kosten, dazu echten Schmuck für Tausende? Bescheuert in meinen Augen. Sie hat mir mal erzählt, wenn sie achtzehn ist, will sie so einen Porsche, wie ich ihn habe. Ich sagte damals, da solltest du mal anfangen, neben der Schule zu arbeiten und sie war empört, da ihr das Auto ihr Vater kauft. Da war seine Firma bereits fast pleite. Sie lebte in einer Traumwelt, genau wie ihre Mutter. Der Bankrott kam, da wurde eine Amerikareise gebucht. Sie dachten wohl, damit laufen sie dem Unausweichlichen davon und alles löst sich in Wohlgefallen auf. Ich hätte Putzfrau, Gärtner entlassen, ihnen den Schmuck, den Wagen, einigen Schnickschnack weggenommen, versetzt und die Firma gerettet."
"Die Eltern waren drei Monate weg und sie lebte dort allein?"
"Vier Monate. Im Mai sind sie in einer Nacht- und Nebelaktion verschwunden, die Gläubiger standen blöd da. Ob sie dort allein wohnte, weiß ich nicht. Nur die Polizei war mehrmals wegen des Krachs dort. Sie hat öfter gefetet. Sturmfreie Bude und so. Der unmittelbare Nachbar ist ein guter Bekannter von mir und wir spielen einmal wöchentlich Schach, der hat teilweise getobt, da es noch um zwei, drei nachts dröhnte, dazu lautes Gelächter aus dem Poolraum."
"Das hieße, dass es noch reichlich Geld gab?"
"Vermutlich! Wegen seines Bankrotts mussten drei kleinere

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