Das Baby vom Deich
durch das Schilf, wo Vögel brüten, schaden sie denen, weil die Vögel nervös werden, die Leute eventuell sogar Eier zertrampeln. Das Wattenmeer zwischen Den Helder in den Niederlanden und dem dänischen Esbjerg ist die größte zusammenhängende Wattlandschaft der Welt und eines der letzten Gebiete in Europa, in der Natur sich noch weitgehend vom Menschen unbeeinflusst entwickeln kann. Damit dies so bleibt, erklärten die deutschen Küstenländer es zum Nationalpark: 1985 das Schleswig- Holsteinische Wattenmeer, 1986 das Niedersächsische und 1990 das Hamburgische Wattenmeer. Das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer ist mehr als nur ein Nationalpark. Es ist anerkannt als: Weltnaturerbe der UNESCO, Biosphärenreservat der UNESCO, Vogelschutz- und Flora-Fauna-Habitat-Gebiet der EU, besonders empfindliches Meeres- gebiet der Internationalen Schifffahrtsorganisation PSSA und Feucht- gebiet von internationaler Bedeutung nach der Ramsar-Konvention. Es ist für uns alle ein lebenswichtiger Erhalt der Natur. Dieses Gebiet bildet zusammen mit den Salzwiesen des Deichvorlandes und den Inseln mit ihren Stränden, Dünen und Dünentälern den Lebensraum und die Existenzgrundlage für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Millionen von Vögeln finden einen Platz zum Brüten und Rasten."
Er schaute auf das graue Meer, die Wellen, die vom Wind mit Schaum- kronen herangetragen wurden.
"Weißt du, wie schön es ist, wenn du den Vögeln zuschaust? Du beobachtest die Brandgänse. Weibliche und junge Tiere sind braun und weiß schattiert, Männchen im Brutkleid haben einen grün metallisch schimmernden Kopf und ein breites braunes Brustband. Sie sehen wunderschön aus und sie fühlen sich völlig sicher. Wenn die Austern- fischer, mit den roten langen Beinen, einem schwarzweißen Gefieder und einen roten Schnabel, im Frühjahr ihre Gruppenbalz veranstalten, wobei die Männchen mit vorgestrecktem Hals und gesenktem Schnabel trillernde Rufe erzeugen, da versteht jeder, warum das Wattenmeer so wichtig ist."
Er schwang sich auf das Pferd, beobachtete, wie sie aufsaß. Nun ging es im Galopp zurück.
Sina sprang elegant von dem großen, schwarzen Hengst, tätschelte ihn, streichelte ihm die Nüstern und schüttelte leicht ihre Haare. Wie ein schimmernder Wasserfall in der rötlichen Morgensonne fielen sie weit über ihren Rücken.
"Du bist ein Prachtexemplar", hörte er sie sagen, bevor sie aus einer großen Schüssel ein paar Äpfel nahm und sie ihm hinhielt. Er rieb seinen Kopf kurz an ihrem, als wolle er sich für das Kompliment bedanken und fraß genüsslich.
"Genug geschmust, jetzt wird gestriegelt. Hörst du den Wind? Bald kommt der Regen."
"Ich liebe den Wind am Meer."
"Warst du öfter hier?"
"Einige Male mit Serena. Meistens, wenn sie etwas in Husum erledigen wollte und ich zufällig freihatte. Ihr Großvater hat Pferde und so konnte ich ausreiten. Allerdings immer nur über Wiesen und auf Wegen. Das war heute Premiere. Gehören die Pferde alle euch? Der Schwarze neben deinem ist ein ausgesprochen schönes Tier."
"Es ist der jüngere Bruder von meinem Hengst und gehörte meiner Frau. Meine Schwester reitet ihn heute. Ja, sie sind alle in Familienbesitz, da sogar meine Großeltern noch ausreiten. Vier bekommen indessen nur noch ihr Gnadenbrot, da sie ziemlich alt sind. Demnächst gibt es Nachwuchs, da zwei schwanger sind."
"Die machen reichlich Arbeit."
"Da wechseln wir Männer uns ab. Nur striegeln muss sie jeder allein. Im Sommer sind sie generell draußen, werden nur abends hereingeholt. Wir sind da ein eingespieltes Team. Wir sind damit aufgewachsen und mussten damals unsere Ponys selber versorgen."
"Habt ihr noch andere Tiere?"
"Heute nicht. Früher Hühner, Katzen, einen Hund. Ich hatte einen Hasen, den ich gegen mein altes Fahrrad eingetauscht hatte. Fahrrad weg, danach Hase weg und ich konnte einen Sommer nicht Fahrrad fahren."
Sie lachte und er schaute zu ihr hinüber, fand sie einfach nüddelich.
"Du hast dein Fahrrad gegen einen Hasen eingetauscht?"
"Ja, er gefiel mir. Ich habe öfter solche Tauschgeschäfte getätigt. Mein Vater sagte irgendwann, aus dir wird nie ein Geschäftsmann. Ich habe dabei immer den kürzeren gezogen, obwohl ich jedes Mal sehr stolz war, wenn ich jemand zum Tauschen überredet hatte. Mit neun war das Thema aber beendet. So mein Feiner, nun gibt es noch ein bisschen Hafer und ihr habt eure Ruhe."
Sie kochten gemeinsam und sie erzählte ihm von ihren Flügen, gab Anekdoten zum Besten, dass er
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