Das Baby vom Deich
fünfundvierzig Minuten."
Er setzte sich auf, schob das Kissen in den Rücken, nahm den Kaffeepott entgegen. "Danke!" Er nippte daran, schaute sie an. "Warum willst du heute fahren? Ich dachte, du wolltest erst Sonntag zurück?"
"Da wusste ich noch nicht, dass mich Serena auf die Straße setzt."
"Deswegen brauchst du nicht früher zurückfahren. Bleib bis morgen. Wir frühstücken und reiten aus. Es ist herrliches Wetter. Danach machen wir da weiter, wo wir vorhin aufgehört haben", grinste er. "Morgen früh fahre ich dich zum Bahnhof. Ein perfektes Wochenende."
"Ich glaube, das ist eine blöde Idee. Beenden wir das jetzt. Dein Gäste- zimmer ist bereits wieder ordentlich, meine Tasche gepackt. Du kannst aber liegenbleibe, da ich mir ein Taxi rufe."
Er trank. Wahrscheinlich war es wirklich besser so, schwirrte es ihm durch den Sinn. Nein, eine Nacht noch, danach war generell Schluss. Er stellte seine Tasse ab, winkte sie heran und nahm ihr die Tasse ab und Sekundenspäter küsste er sie, bis sie beide atemlos waren.
"Ich weiß, wie ich dich davon überzeuge, dass du bleibst", raunte er ihr zu und schob seine Hand unter den Pullover.
Die vielen Schmetterlinge begannen erneut, in ihm zu flattern, als seine Hände langsam auf Wanderschaft gingen. Sie rekelte sich, streckte sich ihm entgegen und die Hitze wallte in ihm auf.
Eike ließ von ihrem Mund ab, zog ihr die Kleidungsstücke aus und begann ihren Körper zentimeterweise zu liebkosen, zu kosten. Immer wieder seufzte sie leise.
"Komm, ich will dich spüren", stöhnte sie, wollte ihn an sich ziehen.
"Wir haben Zeit, viel Zeit. Du scheinst es eilig zu haben. Genieße es und freue dich auf das, was später kommt", amüsierte er sich, setzte sein Spiel fort, obwohl es ihn drängte, in sie einzudringen.
Obwohl es sehr kühl und stürmisch war, beschlossen sie auszureiten. Er gab ihr den Rappen seiner Mutter, die damit einverstanden war.
Sie preschten nebeneinander am Rande des Wattenmeeres entlang. Für Eike war das jedes Mal aufs Neue ein herrliches Gefühl. Weit und breit nur Natur, das Meer, der Salzgeruch, der raue Nordseewind.
Erst als Sina zurückblieb, zügelt er seinen Hengst, schaute sich um und sah sie auf das Meer blicken, den Rappen führte sie an der Leine. Er lenkte sein Pferd zurück und sprang ab.
"Was ist los?"
"Ist das nicht herrlich? Das schäumende Wasser, dort draußen, der Fischkutter, der seine Fangarme ausgefahren hat. Über uns kreisen die Möwen, und wenn sie sich gestört fühlen, kreischen sie." Sie drehte sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis und er beobachtete sie faszinierend. Sie wirkte so lebensfroh, natürlich, etwas kindisch und sehr feminin. Genau diese Art erinnerte ihn an Iris. Sie war auch so gewesen. Schluss, Eike, maßregelte er sich. Sie ist nicht Iris!
Die aufrollenden Wellen erreichten fast ihre Stiefelspitzen und er zog sie fix einen Schritt zurück.
"Du wirst patschenass", amüsierte er sich, hielt sie dabei fest umschlun- gen, nahm den Duft ihres Parfums in sich auf.
"Du hältst mich für verrückt, stimmts?"
"Gewiss nicht. Irgendwie eher sehr natürlich, normal, eine schöne Frau, die nicht nur Mode und so einen Snaksch im Kopf hat." Er gab ihr einen Kuss. "Komm, es wird bald regnen. Reiten wir zurück."
"Ist es nicht verboten, im Watt zu reiten?"
"Nur in bestimmten Zonen dürfen wir. Hier ist ein Gebiet, wo man es erlaubt. Generell ist es dessen ungeachtet verboten. Der Nationalpark ist in drei Schutzzonen aufgeteilt: Schutzzone eins ist weitgehend der Natur überlassen. Schutzzone zwei darf eingeschränkt genutzt werden und die Dritte umfasst das Gebiet zwischen den Inseln Sylt und Föhr. Das soll völlig unberührt bleiben. Westlich von Sylt und Amrum wurde ein Walschutzgebiet eingerichtet, das zur Schutzzone zwei gehört. Um sowohl der Natur als dem Menschen gerecht zu werden, gibt es viele Exzeptionen und Sonderregelungen für Nationalpark-Nutzer mit Gewohnheitsrechten. So ist die Krabbenfischerei in Schutzzone eins größtenteils erlaubt. Mit Fischern, Reedern, Wassersportvereinen und Gemeinden wurden freiwillige Vereinbarungen geschlossen. Krabben- fischer und Sportboote meiden beispielsweise von Juli bis September die Nebenfahrwasser im südlichen Dithmarscher Wattenmeer, weil die Brandgänse in dieser Zeit dort mausern. Angeln, Baden oder Fotogra- fieren sind erlaubt, wenn die Gebiete betreten werden dürfen."
"Naja, gerade fotografieren stört ja keinen."
"Das ist so nicht richtig. Latschen da Hobby-Fotografen
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