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Das Babylon-Virus

Das Babylon-Virus

Titel: Das Babylon-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Betriebsgeräusch des Helikopters. »Rebecca«, sagte er schlicht.
    Amadeo keuchte. Er spürte einen Hustenanfall in sich aufsteigen, der dem Professor alle Ehre gemacht hätte. Görlitz’ entstelltes Gesicht verschwamm vor seinen Augen. »Re …« Er rang nach Atem. »Re …«
    »Mein lieber Amadeo, findest du nicht, dass du ein winziges bisschen übertreibst?«
    »Re… - Das kann nicht dein Ernst sein! Unmöglich! Davon abgesehen, dass sie dir das Hirn wegschießen würde, sobald sie dich zu Gesicht bekommt: Was zur Hölle willst du von Rebecca?«
    Görlitz schüttelte den Kopf. »Solltest du tatsächlich dermaßen lebensfremd sein? Ist sie nicht ein hübsches Ding an sich? Das dürfte dir doch kaum entgangen sein. Sicher sehr …« Schon für den Tonfall, in dem er das nächste Wort aussprach, hätte Amadeo ihn erwürgen können. » Leidenschaftlich. «

    »Das ist nicht dein Ernst«, flüsterte der Restaurator. Er lauschte. Der Chor der Gefangenen schwieg. Wahrscheinlich hatte der automatische Anrufbeantworter sich gemeldet. »Du bist wahnsinnig, Steffen, und wahrscheinlich ist dir das sogar klar. Du bist absolut krank im Kopf, und dieses Spielchen, das du hier abziehst, wer von uns beiden der größere Geist ist … Du weißt ganz genau, dass das nur jemandem in den Schädel kommen kann, der völlig durch den Wind ist. Aber jemand, der dermaßen …« Er holte Luft. »Wer dermaßen durch den Wind ist, macht sich keinen Kopf mehr um irgendwelche Frauen, hübsch oder nicht.« Sein Blick fixierte Görlitz’ entstelltes Gesicht. »Worum geht es wirklich? Warum willst du Rebecca?«
    »Schau an, schau an …« Görlitz löste sich von seiner Espressomaschine und trat mit nachdenklicher Miene auf Amadeo zu. »Solltest du wirklich etwas begriffen haben?« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, sein Tonfall, mit einer solchen Plötzlichkeit, dass Amadeos allerletzte Zweifel verflogen. Görlitz war wahnsinnig, durch und durch. »Sie gehört dir.« Die Stimme war eine Klinge aus Glas, geschliffen mit Diamant. »Das reicht. Deshalb will ich sie haben.«
    Vai pensiero sull’ali dorate …
    »Sie scheint tatsächlich an dir zu hängen.« Und schon wieder war der Ton verändert, klang belustigt. »Aber was das andere betrifft, mit dem Kopf-Wegschießen. Nun … Es gibt Wege, oh, und es gibt Mittel . Zuverlässige Mittel. Vielleicht kennt sie das eine oder andere sogar, deine Holde. Sie kommt ja auch aus dem Geschäft . Da haben wir hin und wieder Verwendung für so was.«
    Amadeo musste den Blick abwenden. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt etwas gegessen hatte … Doch, am Monte Vulture, nachdem Duarte die Messerschmitt zu Boden gebracht hatte. Die pappige Pizza musste längst verdaut
sein, doch irgendwas würde Amadeo hochkommen, wenn er den Mann auch nur noch eine Sekunde länger ansah.
    »Selbst wenn …« Die Stimme des Restaurators versagte. »Selbst wenn du das irgendwie hinkriegen würdest. Wie kommst du darauf, dass ich dir …« Ihm war schwindlig. Der CH-53 flog ruhig, Amadeo wusste, dass er ruhig flog. Dennoch schien sich ihm der Boden des Transportraums entgegenzuneigen, sich wieder zu entfernen, von Neuem auf ihn zuzukommen. »Selbst wenn ich ja sagen würde«, flüsterte er. »Woher willst du wissen, dass ich … Warum sollte ich ein Wort, das ich dir gegeben hätte …« Er verstummte.
    »Aber mein lieber Amadeo!« Empört sah der Mann mit dem Narbengesicht ihn an. »Das ist doch eine Frage der Ehre!«
    Amadeo klammerte sich an den Sitz wie an sein Bewusstsein. Seine Stimme war rau. »Ehre? Du… du hast doch keine Ehre!«
    »Aber natürlich nicht!« Amadeo konnte nicht mehr sehen. Alles war undeutlich hinter einem verschwommenen Schleier aus bleiernem Grau. Doch er hörte Görlitz’ Worte. Sie klangen ausgesprochen gut gelaunt. »Natürlich habe ich keine Ehre! - Aber du hast eine!«

Das Haus der Spinne
    Rebecca hatte es immer belächelt, wenn Amadeo behauptete, das Telefon würde irgendwie energischer klingeln, sobald Helmbrecht am anderen Ende der Leitung war.
    Jetzt, als ihr Handy sich meldete, zehn Minuten nachdem sie dem Professor Aufnahmen der gerade aktuellen babylonischen Schrifttafel zugeschickt hatte …
    No, I don’t have a gun! No, I don’t have a gun! Ihr Klingelton
war derselbe alte Nirvana-Titel wie immer, doch irgendwie hörte er sich diesmal anders an: Nein, ich habe keine Kanone - aber wenn Sie nicht auf der Stelle abnehmen, besorg ich mir eine!
    »Ist Ihnen klar, was Sie

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