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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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beugte ich mich zu Keelin hinunter und schloss mit zitternden Fingern die Halskette auf. Sie klirrte verräterisch, aber niemand achtete auf mich.
    Dann begann der Kampf.
    Ich hob auch nicht den Kopf, als ich Mahedans Kriegsgeschrei hörte.
    Das Klirren eines Schwertes, das auf ein anderes prallte.
    Das Keuchen der Menge.
    Das Stöhnen aus Tristans Mund.
    Ich blickte auch nicht auf, als ich Liahs entsetztes Kreischen vernahm, der mir durch und durch ging: höher, schriller, entsetzter, panischer als alles, was ich je aus der Kehle eines Wesens gehört hatte.
    Und erst recht blickte ich nicht auf, als ich Tristans letzten Schrei hörte. Heiser, dumpf, erstickt, voller Schmerzen.
    Stattdessen fixierte ich mich auf diese eine Aufgabe: Keelin hier herausholen, heraus aus dieser Hölle, aus dieser Horde Verrückter. Aus dem Loch, das einmal seine Heimat gewesen sein mochte.
    Die Kette um sein rechtes vorderes Bein sprang auf, als ich Liah an mir vorbeihuschen sah. Die Kette um sein linkes vorderes Bein öffnete sich, als Liah vor Tristan in die Knie sank und Mahedan wie eine Irre anschrie. Und die Kette um sein linkes hinteres Bein wäre wohl aufgesprungen, wenn …
    … wenn Keelin sich nicht gerade in dieser Sekunde verwandelt hätte.
    Sein Blick war mörderisch.
    Seine Haltung versprach Krieg.
    Und seine Stimme war schneidend wie kalter Stahl, als er sprach: „Mahedan.“
    Nur dieses eine Wort.
    Ich erstarrte vor Schreck, immer noch in der Hocke, und blickte verwirrt sein Bein an, das auf einmal so menschlich (pardon: marisch) war. Ach, nein!, dachte ich dumpf. Nicht ausgerechnet jetzt. Es wäre so einfach gewesen, den Wolf hier herauszubringen. Er wäre mir überall hin gefolgt. Keelin als Mar war da eine andere Nummer.
    Er zitterte vor Entsetzen, als er kapierte, was sich gerade vor seiner Nase abspielte. Seine Augen war riesig, das Gesicht wie aus Stein.
    Ganz anders dagegen Mahedan. Der lächelte doch tatsächlich, ein bisschen kalt, ein bisschen brutal, aber – ganz vielleicht – auch ein bisschen entschuldigend. Dennoch zog er ungerührt sein Schwert aus Tristans Brust und schlenderte gelassen auf Keelin zu.
    Mir wurde eisig. So sah vermutlich jemand im Blutrausch aus.
    „Keelin. Beehrst du uns noch mal mit deiner Anwesenheit. Das trifft sich gut. Wie du siehst, räume ich hier gerade auf.“ Mahedan deutete mit dem Schwert auf den schlaffen Körper am Boden. Ich bemühte mich, nicht allzu genau hinzusehen. Zum Glück verdeckte Liah mir die Sicht, da sie sich gerade über Tristan beugte.
    Mahedans nächste Worte fesselten mich: „Ich bin jetzt neuer Prinz der Shadun. Hast du was dagegen?“
    Eine lange Pause trat ein, in der alle Shadun scheinbar in sich selbst hineinhorchten. Vermutlich versuchten sie zu ergründen, wer jetzt der Prinz war.
    Mahedan oder Keelin?
    Zu meinem Entsetzen beugte Keelin den Kopf. „Du bist der Prinz“, sagte er langsam.
    Okay … allmählich erkannte ich, was Liah mit der gequirlten Geisterkacke in Sachen Shadun-Ehre gemeint hatte. Entschlossen packte ich Keelins Bein und nestelte am vorletzten Schloss herum, erstarrte dann jedoch, als Keelin weitersprach: „Aber du hast nur Tristans Position. Als Stellvertreter der Shadun. In Wirklichkeit - bin ich der Prinz.“
    Mahedan nickte bestätigend und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. „Dann werden wir diese Zwitterstellung jetzt ein für alle Mal beenden. Keelin, ich fordere dich hiermit …“
    Weiter kam er nicht, denn Liah explodierte in dieser Sekunde. Sie war aufgesprungen und schlug ihm mit beiden Fäusten heftig auf den Rücken. Dabei schrie sie in einem fort: „Du verdammtes Arschloch!“
    Sie sah zum Fürchten aus: Ihre Haare waren abrupt von bunt zu schwarz gewechselt. Die Linien in ihrem Gesicht flammten jetzt feurig rot – und wenn ich mich nicht irrte, glühten selbst ihre Augen. Zu allem Überfluss peitschten ihre Haare ihrer Stimmung entsprechend zornig um sie herum, ihre Kleidung machte gleich mit.
    Doch das Schlimmste war, dass selbst die Geister zornig grollten. Nicht die friedlichen Elementargeister, oh nein: Das hier waren andere. Gefährliche. Tödliche. Wütende.
    Ich spürte, wie Liahs Hass sie anzog, wie sie tief unter der Erde auf sie zueilten oder von hoch oben aus den Lüften herunter sausten. Und je näher sie kamen, desto mehr verzogen sich die friedlichen Elementargeister, bis sich letztlich alle in Sicherheit gebracht hatten.
    Zeit für mich, zu verschwinden.
    Ich weiß nicht, ob Liah noch so

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