Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
sich je beklagt. Wenn er sich seinen drei Töchtern doch einmal widmete, machte er seine Sache mustergültig. Wenn er ihnen das Schwimmen beibrachte, lernten sie nicht nur, sich über Wasser zu halten, sondern eine Technik, die olympiareif war. Und wenn er ausnahmsweise das Sonntagsfrühstück für die Familie zubereitete, waren seine Armen Ritter perfekt: außen knusprig und innen weich.
Dass ihr Vater seine Töchter liebte, stand außer Frage. Niemand störte sich daran, dass er seine Energie hauptsächlich in die Arbeit steckte. Er verdiente so viel, dass es ihnen an nichts mangelte; gleichzeitig erzog er seine Kinder zur Sparsamkeit. Sie lernten durch das, was man ihnen vorlebte: Beruf, Familie, öffentliches Leben – all das nahm einen in die Pflicht, aber die Aufgaben konnten geteilt werden.
Caroline glaubte, sie sei ihrem Vater ähnlicher als ihrer Mutter. Sie wünschte, man würde es ihr nachsehen, dass sie sich auf angemessene, einfache elterliche Gesten beschränkte: sonntags ein opulentes Frühstück bereiten, abends eine Geschichte vorlesen und sich ansonsten auf die Arbeit konzentrieren.
»Wollte sie nicht ins Bett?«, fragte Caroline.
»Sie war ziemlich durcheinander. Sie fühlte sich im Stich gelassen.«
»Ich habe sie doch nicht im Stich gelassen.« Vom Kaffee hatte Caroline Sodbrennen. »Ich dachte, du würdest dich um sie kümmern.«
»Oha! Ich habe nicht behauptet, du hättest sie im Stich gelassen, ich sagte, sie hat sich so gefühlt. Und ich habe auch nicht gesagt, ich würde früher nach Hause kommen. Du hast ja einfach aufgelegt!«
»Peter, ich war gerade mitten in einer …«
»Herrgott, Caro. Du bist doch immer gerade mitten in irgendwas.«
Peters Zorn verblüffte sie. Was sollte sie denn tun? Sollte sie sich etwa nicht auf ihn verlassen?
»Manchmal hab ich das Gefühl, du vergisst vollkommen, dass unser Leben sich geändert hat«, sagte er. »Savannah hat Vorrang.«
Caroline hätte schreien können. Andererseits, hatte er denn nicht recht? Sie legte den Kopf in den Nacken, bewegte ihn hin und her, als sie spürte, wie sich alles in ihrem Oberkörper verkrampfte. Peter legte ihr eine Hand in den Nacken, und Caroline schmiegte sich in seine Hand, sehnte sich nach Trost.
»Du musst lernen, Kompromisse einzugehen.« Peter grub seinen Daumen in die Stellen an ihrem Nacken, die sich immer als Erste verspannten.
»Hmm … aber manchmal kann ich das nicht«, sagte sie. »Wirklich. Manchmal kann ich es einfach nicht.«
Peter ließ seine Hände sinken und trat einen Schritt zurück, damit er sie ansehen konnte. »Was wäre, wenn sie von einem Baum fallen würde, Caro? Wenn sie von einem Auto überfahren werden würde? Würdest du dann herkommen? Würde dich das dazu bringen, das Krankenhaus zu verlassen?«
Als das Telefon am nächsten Morgen klingelte, war es noch nicht einmal sechs Uhr.
Das konnte nichts Gutes bedeuten.
Peter langte über Caroline hinweg nach dem Telefon. Aufgewachsen in einer kinderreichen Familie, war er immer auf Abruf, wenn etwas Schlimmes passierte. Caroline lauschte und versuchte, aus dem, was Peter sagte, zu schließen, um was es ging.
»Hm-hm. Nein, nein, wir kommen schon zurecht.«
Rose.
»Nein, nicht nötig, Sie brauchen sie nicht herzuschicken.«
Wollte Rose etwa schon wieder ihre dumme Nichte schicken?
»Wenn meine Mutter Migräne hat, macht sie Dampfbäder mit Eukalyptus. Das sollten Sie mal ausprobieren.«
Peter war der geborene Helfer in der Not, wie ihre Mutter meinte. »Dein Mann ist etwas ganz Besonderes, Caroline. Mach dir das immer wieder bewusst.«
»Nein, ist in Ordnung. Nein, Sie brauchen sie nicht anzurufen«, sagte Peter.
Caroline wedelte heftig mit dem Zeigefinger, sah Peter beschwörend an: Nein, nein! Nach dem Streit am Vorabend wollte sie nicht, dass er sich den Tag freinahm. Er hob abwehrend eine Hand, drehte sich um und hielt sich das freie Ohr zu.
»Nein, machen Sie sich keine Sorgen.« Er beendete das Gespräch, behielt das Telefon jedoch in der Hand. »Am besten, ich rufe Ellie an und bitte sie, alle meine Termine abzusagen.«
Caroline setzte sich im Schneidersitz auf. »Peter, du hast mir gestern Abend erst erklärt, wie schwierig es für dich ist, dir freizunehmen.«
»Was bleibt uns denn übrig? Auf keinen Fall werden wir Savannah in die Obhut dieser Janine geben.« Er setzte sich auf die Bettkante.
Caroline legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich übernehme das. Ich nehme mir den Tag frei.«
Er legte den Kopf
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