Das Band der Wünsche: Roman (German Edition)
schief. »Im Ernst?«
Sein ungläubiger Blick brachte sie auf die Palme. Wer kümmerte sich denn jeden Morgen um Savannah, bis die Kinderfrau kam? Wer fuhr mit ihr zum Kinderarzt? Zum Zahnarzt? Wer lächelte geduldig, wenn Savannah sie von einem Laden in den nächsten schleppte, bis sie ein Halloweenkostüm gefunden hatten, das ihr gefiel?
»Okay«, sagte er, als sie ihn wortlos anstarrte. »Großartig.«
Caroline deutete ein Lächeln an. Auch wenn es nett gemeint war, klangen seine Worte nicht wie ein Kompliment. »Du brauchst nicht so zu tun, als hätte ich mich bereit erklärt, unsere Tochter aus einem brennenden Haus zu retten.« Sie drehte die Ecke des Lakens zu einem komplizierten Knoten. In zwei Stunden musste sie ein Seminar abhalten. Am Nachmittag hatte sie Termine mit drei Chirurgen. Befunde mussten geschrieben werden. Es war kurz vor Monatsende. Und war nicht für heute ein Vorstellungsgespräch mit einem Pathologen anberaumt, der demnächst an den Wochenenden einspringen sollte?
»Vielleicht kann ich sie mit zur Arbeit nehmen«, sagte Caroline. »Ana könnte auf sie aufpassen, wenn ich nicht in meinem Zimmer bin. Ich nehme das iPad mit, dann kann sie sich Filme ansehen. Oder Bücher. Ich lade ein paar neue Kinderbücher für sie herunter.«
»Ein iPad kann nicht auf Savannah aufpassen. Vergiss es. Ich habe ja schon gesagt, ich mach’s.« Peter ließ sich auf den Rücken sinken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er starrte an die Decke, als könnte er es nicht ertragen, Caroline anzusehen.
Sie öffnete den Mund, um sich zu verteidigen, aber es kam nichts heraus. Sie legte sich neben Peter. Er starrte weiterhin an die Decke, die Kiefermuskeln angespannt, den Mund zusammengepresst.
»Peter. Schau mich an.« Caroline legte ihm eine Hand auf die stoppelige Wange und versuchte, sein Gesicht zu sich zu drehen, aber er machte sich steif. »Hast du noch nie im Eifer des Gefechts etwas Falsches gesagt? Weil du etwas Richtiges tun wolltest, das sich dann als unmöglich erwiesen hat?«
Er schaute sie an. »Nicht, wenn es um meine Familie geht.«
Es war Samstag, und Caroline wollte Peter und Savannah eine Freude machen. Sie eilte nach unten, während Peter sich duschte und Savannah noch schlief. Ihr blieben mindestens noch zwanzig Minuten, bis die beiden zum Frühstück in der Küche erschienen.
In ein paar Stunden hatte sie einen Termin bei einer Kosmetikerin – was schon ungewöhnlich genug war. Noch ungewöhnlicher war, dass sie vorhatte, Savannah mitzunehmen. Als ihr das Sonderangebot für eine Gratisbehandlung ins Haus geflattert war, hatte sie zu ihrer eigenen Überraschung sofort einen Termin ausgemacht, wohl in der verzweifelten Hoffnung, dass eine solche Aktion ihre Lebensgeister neu wecken würde. Irgendwann waren ihr fast sämtliche körperlichen Bedürfnisse abhandengekommen. Ihre Lust auf Peter, die anfangs so überwältigend gewesen war, war mit der Zeit schwächer geworden und dann ganz versiegt. Inzwischen zuckte sie vor jeder seiner Berührungen zurück.
Vielleicht war es lächerlich zu glauben, ein paar Feuchtigkeitscremes, die ihr ins Gesicht geschmiert wurden, könnten ihr helfen, aber Caroline sehnte sich nach einem Wunder, und wenn es aus der Tube kam.
Obwohl sie die ganze Sache, die so untypisch für sie war, ein bisschen nervös machte, stimmte die Aussicht auf eine Kosmetikbehandlung bei juliette&gwynne sie sonderbar optimistisch. Hoffentlich ließ der modische Gebrauch von Kleinbuchstaben im Namenszug nicht auf einen Laden schließen, der dermaßen schickimicki war, dass Caroline falsch gekleidet sein würde, egal, was sie anzog – was in Anbetracht ihrer Garderobe nicht schwer war.
Sie fragte sich, welche Datenbank ihren Namen aus dem Dunkel gefischt und sie für würdig befunden hatte, von Juliette Soros persönlich behandelt zu werden. Caroline kannte sich in der Welt der Kosmetik-Queens nicht aus, aber als sie einer Laborassistentin gegenüber Juliettes Namen beiläufig erwähnt hatte, hatte die Frau reagiert, als hätte man Caroline eine Audienz bei der britischen Königin verschafft.
Caroline verquirlte ein paar Eier und goss sie in eine Schüssel mit Brocken von Toastbrotscheiben, ihre Version von Armer Ritter. Als sie die Mischung ins brutzelnde Fett gab, kam Savannah aufPeters Schultern in die Küche, strahlend wie immer, wenn sie mit ihrem Vater zusammen war. Peter war so aufgekratzt, wie Caroline ihn nur mit Savannah erlebte. Hatte sie ihn früher auch
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