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Das Bernstein-Teleskop

Das Bernstein-Teleskop

Titel: Das Bernstein-Teleskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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aber diese Probe bestanden, erkennen sie, dass ihre Dæmonen nicht wie in Bolvangar von ihnen abgetrennt wurden, sondern dass sie immer noch eins sind mit ihnen. Fortan können sie ohne alle Hindernisse schweifen, wohin sie wollen, zu den entlegensten Orten reisen, wundersame Dinge schauen und reiches Wissen heimbringen. Und ihr seid nicht abgetrennt worden?« 
    »Nein«, versicherte Pantalaimon, »wir sind immer noch eins. Aber es war so schrecklich und wir hatten solche Angst ... «
    »Nun«, sagte Serafina, »der Junge und das Mädchen werden nicht fliegen können wie wir Hexen und auch nicht so alt werden wie wir. Doch davon abgesehen verhilft ihnen ihre kühne Tat zu allen anderen Hexenkünsten.«
    Die beiden Dæmonen wunderten sich über diese Ankündigung. 
    »Heißt das, dass wir Vogelgestalt annehmen, wie die Dæmonen der Hexen?«, wollte Pantalaimon wissen.
    »Gedulde dich noch.«
    »Und wie kann Will zu einer Hexe werden? Ich dachte, alle Hexen seien weiblich.«
    »Die beiden haben große Veränderungen herbeigeführt. Auch wir Hexen lernen immer wieder Neues. Doch eines hat sich nicht geändert: Ihr müsst den Menschen helfen und dürft ihnen keine Steine in den Weg legen. Ihr müsst ihnen beistehen, sie führen und ermutigen auf ihrem Weg zur Weisheit. Das ist eure Aufgabe als Dæmonen.«
    Beide schwiegen. Serafina wandte sich an die Nachtigall: »Wie heißt du?«
    »Ich habe keinen Namen. Ich wusste gar nicht, dass ich überhaupt existierte, bis ich aus seinem Herzen gerissen wurde.«
    »Dann nenne ich dich Kirjava.«
    »Kirjava«, sagte Pantalaimon laut vor sich hin. »Was bedeutet das?« 
    »Das wirst du schon sehr bald erfahren. Aber jetzt«, fuhr Serafina fort, »müsst ihr beide gut zuhören, denn ich sage euch, was ihr zu tun habt.« 
    »Nein«, widersprach Kirjava energisch.
    »Aus dem Ton deiner Stimme«, sagte Serafina sanft, »entnehme ich, dass du weißt, was ich euch gerade sagen wollte.«
    »Wir wollen nichts davon hören!«, sagte Pantalaimon.
    »Es ist noch zu früh«, protestierte die Nachtigall, »viel zu früh.« Serafina entgegnete nichts darauf, denn sie gab ihnen im Grunde Recht und hatte Mitleid mit ihnen. Doch als die Weisere hatte sie die beiden auf den richtigen Weg zu führen. Allerdings gab die Hexe ihnen Zeit, sich wieder zu beruhigen, ehe sie weitersprach.
    »Wohin haben euch eure Reisen geführt?«, wollte sie wissen. 
    »Durch viele Welten«, sagte Pantalaimon. »Überall, wo wir ein Fenster fanden, sind wir hindurchgestiegen. Es gab mehr Fenster, als wir dachten.«
    »Und habt ihr gesehen -«
    »Ja«, fiel ihr Kirjava ins Wort, »wir waren nahe dran und haben genau verfolgt, was passiert ist.«
    »Wir haben noch vieles mehr gesehen«, sagte Pantalaimon. »Wir waren in der Welt, aus der die Gallivespier stammen. Dort gibt es auch große Menschen, die ihnen nachstellen und sie töten.«
    Die Vögel erzählten der Hexe noch mehr von ihren Abenteuern und versuchten, sie damit abzulenken. Die Hexe wusste freilich auch das, ließ sie aber gewähren, weil die beiden Vergnügen daran fanden, einander zuzuhören.
    Schließlich hatten sie der Hexe aber nichts mehr zu berichten und verstummten. Eine Weile war nur das leise Rascheln der Blätter zu hören, dann ergriff wieder Serafina Pekkala das Wort:
    »Ihr habt euch von Will und Lyra ferngehalten, um sie zu bestrafen. Ich weiß, warum, denn mein Dæmon Kaisa hat das Gleiche getan, nachdem ich aus der Ödnis zurückgekehrt war. Doch dann kam er wieder zu mir, weil wir uns immer noch liebten. Außerdem brauchen sie euch bald für das, was sie als Nächstes tun müssen. Ihr müsst ihnen sagen, was ihr wisst.«
    Pantalaimon schrie laut auf. Ein Eulenschrei, so kalt und Schauder erregend, wie er noch nie in dieser Welt zu hören gewesen war. In den Nestern und Erdhöhlen in weitem Umkreis und bei allen kleinen Nachttieren, die um diese Stunde jagten, ästen oder Aas fraßen, blieb fortan dieser Schrei mit einer neuen, unvergesslichen Furcht verknüpft. 
    Serafina, die alles aus der Nähe beobachtete, fühlte Mitleid, bis sie in die Augen der Nachtigall, Wills Dæmons, schaute. Sie erinnerte sich an ein Gespräch mit der Hexe Ruta Skadi. Diese hatte Will nur einmal gesehen und dann Serafina gefragt, ob sie ihm in die Augen geschaut habe. Serafina hatte geantwortet, dass sie das nicht gewagt habe. Die unbeugsame Willenskraft, die dieser unscheinbare kleine braune Vogel besaß, strahlte wie die Hitze eines Feuers und Serafina

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