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Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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euch zu tun.«
    »Danke«, murmelte Christoph. Eine verlegene Röte huschte über sein Gesicht. Auch Carlotta fühlte sich unwohl. Bevor die Lage unerträglich wurde, verschwand Pantzer mit einem breiten Grinsen durch eine zweite Tür in die Diele seines Wohnhauses. Sie hörten noch, wie er der Köchin Anweisungen erteilte, dann wurde es still.
    »Komm, dort hinten ist es warm«, sagte Christoph leise und leitete sie mit dem Leuchter in der Hand durch die Unordnung des engen Verkaufsraums in das angrenzende Laboratorium. Der Duft kostbaren Bienenwachses überdeckte die anderen Gerüche, die auf dem kurzen Weg auf Carlotta einströmten. Zielsicher lenkte Christoph sie zu der Pritsche hinter der Leinwand, stellte den Leuchter ab und half ihr, die Heuke abzunehmen.
    »Endlich allein«, sagte er leise und legte ebenfalls den dicken Wollmantel ab. Geschickt breitete er ihn als Decke über die Pritsche. Carlotta entging nicht das Zittern seiner Hände.
    »Lass nur«, flüsterte sie und umarmte ihn von hinten. Langsam drehte er sich um, zog ihren vor Aufregung bebenden Körper an sich und übersäte sie mit Küssen auf Gesicht und Hals. Sein Atem wurde schneller. Auch sie spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. Gierig glitten seine Hände über ihren Rücken, wanderten vor bis zu ihren Brüsten, liebkosten sie, bis sie zu den Ösen ihres Mieders wanderten und sie öffneten.
    Das Läuten der Türglocke vorn in der Offizin ließ sie erschrocken zusammenfahren. Eng schmiegten sie sich aneinander, während sie angestrengt lauschten, was sich nebenan tat.
    Eine dunkle Männerstimme rief »Hallo«, die Schritte zweier Personen erklangen im Verkaufsraum. Aus der Diele eilte Pantzer herbei.
    »Das ist Helmbrecht«, raunte Carlotta. »Seine Stimme ist unverkennbar. Seit Tagen ist er verschwunden. Ich muss sehen, wer ihn begleitet.«
    »Womit kann ich den Herrschaften dienen?«, begrüßte Pantzer die Kundschaft.
    Auf Zehenspitzen schlich Carlotta zu dem Durchgang, der Offizin und Laboratorium voneinander trennte. Christoph folgte ihr, nachdem er sie vergeblich aufzuhalten versucht hatte.
    Die Seitenwange eines Regals diente Carlotta als Schutz, um die Neuankömmlinge beobachten zu können, ohne ihrerseits entdeckt zu werden. Christoph stellte sich so dicht hinter sie, dass er ihr in den Nacken atmete. Schaudernd stellten sich ihr die Härchen auf. Sie fasste nach seinen Händen.
    Ihre Vermutung war richtig gewesen: Den Hut in der Hand, hielt Helmbrecht die dunklen Bernsteinaugen auf Pantzer gerichtet.
    »Wir brauchen Euren Rat«, begann er mit seiner betörenden Stimme und wies knapp mit dem Kopf auf seine Begleiterin. Als Carlotta ihrer ansichtig wurde, hielt sie den Atem an: Es gab nicht den geringsten Zweifel. Das auffällig blonde Haar verriet sofort, dass es sich um die Frau handeln musste, die Lina letztens mit Helmbrecht im Grafenkrug in der Haberbergschen Vorstadt beobachtet hatte. Kaum kleiner als der Leipziger Kaufmann, bestach sie sofort durch ihre atemberaubende Schönheit. Zwar durfte sie in etwa das gleiche Alter wie Magdalena haben, doch wirkte sie in gewisser Weise alterslos. Ein Stich fuhr Carlotta durchs Herz. Sofort war sie davon überzeugt, die Mutter hatte verloren. Und nicht nur das! Wenn Helmbrecht somit keinerlei Interesse mehr an Carlottas Fürsprache für eine etwaige Heirat besaß, existierte für ihn auch nicht der geringste Anlass, Tante Adelaide Mathias’ Brief zu übermitteln. Herbe Enttäuschung erfasste Carlotta. Unterdessen ging in der Offizin die Unterhaltung weiter.
    »Die verehrte Frau Leuwenhoeck besitzt eine Phiole mit einer Essenz, über deren genaue Zusammensetzung sie gern mehr erfahren möchte. Ist es Euch möglich, uns diesbezüglich behilflich zu sein?«
    Die als Leuwenhoeck titulierte Blonde zog eine braune Glasphiole aus den Weiten ihrer kobaltblauen Heuke und reichte sie Pantzer. Carlotta erkannte das Gefäß sofort: In dieser Größe verwandten nur die Mutter, Heydrich und sie braune Glasphiolen. Korken und Zettel bestätigten überdies die Herkunft aus dem Haus in der Langgasse, das war auch aus der Entfernung zu erkennen. Prüfend hielt Pantzer das Gefäß gegen das Licht des Kandelabers auf dem Tresen und schwenkte es hin und her. Anscheinend war es halb gefüllt mit einer Flüssigkeit.
    »Ich denke, Ihr wisst, von wem die Essenz stammt.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Helmbrecht.
    »Warum soll ich sie dann überhaupt noch untersuchen? Soweit ich weiß, seid Ihr mit Frau

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