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Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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müssen. Zum Glück war ihm das Schicksal hold. Nie hättest du dir verziehen, wenn er seinen Einsatz für dich mit dem Leben bezahlt hätte. Ach«, seufzte sie plötzlich laut, »hätte der junge Kepler nur den Bernstein nicht verbrannt. Dann wäre all das Unglück gar nicht erst geschehen.«
    Sie rang die gefalteten Hände und schüttelte die offenen roten Locken in den Nacken.
    »Christoph kann nichts für all das Unglück, das weißt du ganz genau«, widersprach Carlotta. »Mathias ist und bleibt ein Hitzkopf, da stimme ich dir zu. Überall, wo er auftaucht, sät er Unruhe. Daran würden allerdings auch zehn Talismanbernsteine nichts ändern.«
    »Ich fürchte, Liebes, du solltest begreifen, dass auch der junge Kepler nicht viel besser ist. Komm bitte zur Vernunft! Auch wenn es wehtut, aber wir haben uns wohl getäuscht. Er ist doch nicht der Richtige für dich.«
    Dicht trat die Mutter vor sie hin und sah sie eindringlich aus ihren smaragdgrünen Augen an. Abermals wollte Carlotta dagegenhalten, die Mutter aber kam ihr zuvor.
    »Seit Kepler von seinen Studien im Süden zurückgekehrt ist, reiht sich ein unheilvolles Ereignis an das nächste. Das kann kein Zufall sein. Was muss geschehen, damit du das begreifst, mein Kind?«
    Sie hob die Hand und wollte sie ihr an die Wange legen. Verärgert schlug Carlotta sie weg. »Das ist nicht dein Ernst«, war alles, was sie sagen konnte. Wirr überschlugen sich die Gedanken in ihrem Kopf.
    »Sieh dich vor, Carlotta. Denk nur daran, was in den letzten Wochen geschehen ist: Erst stürzt Keplers bester Freund, der Apotheker Pantzer, auf der Lomse fast in den Tod, dann verraten die Altstädter und Löbenichter ihre Kneiphofer Ratsbrüder und buckeln vor dem Kurfürsten. Kurz darauf fallen die Dragoner gar im Kneiphof ein und verhaften Roth, während der arme Gerke vor meinen Augen einen qualvollen Tod stirbt. Selbst der alte Kepler, seines Zeichens immerhin kurfürstlicher Leibarzt und Altstädter Stadtphysicus, erliegt fast einem Herzanfall. Von den unglaublichen Anschuldigungen dir und mir gegenüber, die uns letztlich zum Verlassen unserer Heimatstadt gezwungen haben, ganz zu schweigen. Auch die Uneinigkeit, die uns beide seither quält, möchte ich nicht noch eigens erwähnen. Selbst Mathias’ Angriff auf Thiesler kann nur in dem Zusammenhang gesehen werden. Hör auf deine Mutter und lass von diesem seltsamen Burschen, sonst wird er noch dein Verderben sein!«
    »Wie soll Christoph mein Verderben sein?« Wütend brauste Carlotta auf. »Du willst mich doch nur daran hindern, als Ärztin an seiner Seite zu arbeiten. Das ist der wahre Dorn in deinem Auge! Früher einmal hast du selbst davon geträumt, konntest deinen Traum aber nicht leben. Deshalb redest du ihn mir jetzt auch aus, genauso, wie du mir Christoph verleiden willst. Das aber wird dir nicht gelingen! Wir beide lieben uns, ganz gleich, was du oder Christophs Vater dagegen habt.«
    Erschöpft hielt sie inne. Unruhig trommelte Magdalena derweil mit den Fingern auf ihr knochiges Brustbein, wo einst ihr Bernstein geruht hatte.
    »Gerade du solltest nicht von Verderben und Unglück sprechen, wenn es um den Mann geht, den ich liebe«, fügte Carlotta ruhiger hinzu. »Auch dein Vater hat dich einst vor dem Mann gewarnt, an den du dein Herz verloren hast. Du aber hast nie etwas auf diese Warnungen gegeben. Selbst als dein Vater im Sterben den Schwur …«
    »Genug!«, rief Magdalena. Ihre grünen Katzenaugen verengten sich, die schmalen Lippen in dem spitz zulaufenden Gesicht verschwanden nahezu ganz. »Wage nie wieder, diese alte Geschichte zu erwähnen. Das ist ein für alle Mal Vergangenheit, seit die Ursache für diese Warnung aus der Welt geschafft ist. Die alte Fehde zwischen den Familien ist beendet. Längst haben die Räte Königsbergs uns als ihren Nachkommen Genugtuung geleistet.«
    »Gut«, lenkte Carlotta ein. »Ich werde das nicht mehr ansprechen. Tu du mir jedoch den Gefallen und versuche nicht mehr, mir meine Liebe zu Christoph auszureden. Letztens hattest du doch Verständnis für uns. Nur zu gut weißt du selbst: Man kann nicht wider seine Natur leben und sich ein so aufrichtiges Gefühl für einen anderen Menschen verbieten lassen. Noch dazu, da die Gründe dafür so fadenscheinig sind. Christoph und ich lieben uns nun einmal. Früher oder später wird er wieder zu Verstand kommen und das ebenfalls begreifen. Wir werden diese Liebe leben. Durch all das Unglück, für das du ihn verantwortlich machst,

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