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Das Bernsteinerbe

Das Bernsteinerbe

Titel: Das Bernsteinerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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ist mir übrigens erst recht klargeworden, wie sehr wir uns lieben. Er hat das alles nur aus Liebe zu mir getan.«
    »Gott, der Allmächtige, bewahre uns vor weiteren Beweisen von Christophs Liebe.« Magdalena schlug ein Kreuz vor der Brust. Tatsächlich hatten sie Carlottas Worte beschämt, und die Erinnerung an Erics Liebe wühlte sie auf. »Solange das nur euch beide betrifft, mag das alles noch angehen, auch wenn es mir als deiner Mutter unerträglich erscheint, auf welch ungewöhnliche Art Christoph dir seine Liebe zu beweisen pflegt. Ich weiß nicht, was ich mit deinem Vater getan hätte, wenn er vor meinen Augen den Bernstein ins Feuer geworfen hätte. Zum Glück hat er es verstanden, mir seine Liebe auf weitaus sanftere Weise zu zeigen.« Sie hielt inne, schloss für einen Moment die Augen. Ein verträumtes Lächeln umspielte ihren Mund. Noch ehe Carlotta etwas erwidern konnte, öffnete sie bereits wieder die Lider und sprach weiter: »Doch aus unerfindlichen Gründen spielt da wohl auch noch Mathias in eure Geschichte mit hinein. Seit Brandenburg beunruhigt mich der Gedanke, dessen Einschlagen auf den armen Thiesler könnte in Wahrheit deinem Christoph gegolten haben. Eine entsetzliche Vorstellung! Damit hat er einen völlig Unbeteiligten in die Sache mit hineingezogen. Fast hätte der gar sein Leben dafür gelassen. Wäre das nicht furchtbar gewesen?«
    »Natürlich wäre es das!« Carlottas blaue Augen funkelten zornig. »Thieslers Tod hätte ich mir niemals verziehen, das weißt du genau. Ich habe an seinem Krankenlager gewacht und gebetet, er möge seinen Einsatz für mich nicht zu teuer bezahlen. Erst als Sonntag klar war, dass er sich endgültig auf dem Weg der Besserung befindet, habe ich mir überhaupt eine Pause gegönnt. Du hast doch selbst gesehen, wie schwer mir vorhin der Abschied von ihm gefallen ist. Die Sorge um sein weiteres Wohlergehen wird mich noch lange in Atem halten.«
    Noch immer zehrten die schrecklichen Erlebnisse an ihr. Die zweitägige Reise mit den Löbenichter Kaufleuten hatte ein Übriges getan, ihren schmächtigen Körper zu erschöpfen. Fast war sie schon zu müde zum Schlafen. Umso schlimmer, sich in diesem Zustand auch noch gegen Magdalenas Vorhaltungen zur Wehr setzen zu müssen.
    »Hast du denn gar kein Vertrauen mehr zu mir?«, setzte sie leise nach.
    Statt eine Antwort zu geben, machte Magdalena sich schweigend daran, die Reisekleidung abzulegen. Nach kurzem Abwarten tat Carlotta es ihr nach. Geschickt schnürte sie sich das Mieder auf. Gleichzeitig suchte sie nach einem Platz, wo sie ihre Kleider ablegen konnte. Der Haken an der Tür war bereits durch die beiden Heuken und Schals belegt. Die Kammer, die ihnen die Wirtschafterin des verwitweten Kaufmanns für die Dauer ihres Aufenthaltes zugewiesen hatte, war nicht sonderlich groß. Nur eine der beiden Reisetruhen hatte überhaupt Platz darin gefunden, die zweite stand vor der Tür auf dem engen Gang. Auf die Reisetruhe aber hatte Magdalena bereits ihr schwarzes Damastkleid gelegt.
    Außer einem gehimmelten Bett gab es nur eine Wäschetruhe vor dem Fenster, auf der neben dem Kerzenleuchter die Wundarztkiste stand. Auf der Kommode neben der Tür hatte die Magd eine Waschschüssel mit warmem Wasser bereitgestellt. Kurz entschlossen trug Carlotta das Talglicht vom Schemel vor dem Bett dort hinüber und rückte es neben der Schüssel zurecht. Der Spiegel über der Waschschüssel fing den Schein der flackernden Flamme auf und warf ihn in den Raum zurück. Vermischt mit dem Licht des Kerzenleuchters auf dem Fensterbrett sorgte das für angenehme Helligkeit. Fast wirkte die Kammer heimelig. Auf den freigewordenen Schemel konnte Carlotta nun ihr gefaltetes grünes Mieder aus Samt sowie den dunkelroten Rock aus schwerem Tuch betten.
    Indessen putzte Magdalena über der Waschschüssel die Zähne und spülte den Mund mit einigen Tropfen Krausminzöl aus. Als wäre nichts zwischen ihnen vorgefallen, hauchte sie Carlotta einen Gutenachtkuss auf die Wange und kletterte ins Bett. Sorgfältig erledigte auch Carlotta ihre Reinigungsprozedur, löschte endlich die Lichter und kroch ebenfalls unter die dicke Federdecke.
    Schweigend lagen sie nebeneinander. Durch einen Schlitz zwischen den Vorhängen fiel das Mondlicht herein. Im Haus verklangen die Geräusche. Einzig das Schlurfen der Wirtschafterin auf dem Flur war noch einige Zeit lang zu hören. Dann wurde es still. Carlotta lauschte in die Nacht. Noch atmete die Mutter nicht sonderlich

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