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Das Bernsteinzimmer

Das Bernsteinzimmer

Titel: Das Bernsteinzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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A. Nachsch. F. stellt Arbeitskräfte und Kfz zur Bergung der bes. wertvollen Kunstschätze unter Leitung von Rittmeister Dr. Wollters zur Verfügung.‹« Von Haldenberge ließ das Blatt sinken. »Das ist doch klar, nicht wahr? Noch heute wird das Schloß von den Truppen geräumt, nur die Stäbe bleiben hier, ich werde aus der Nachschubeinheit zwanzig oder mehr Mann zur Verfügung stellen, so viel man braucht, nur Kfz habe ich nicht übrig, da muß noch was organisiert werden.« Von Haldenberge steckte das Papier wieder in seine Rocktasche. Er sah Wachters entsetzte Augen, bedauerte ihn, aber helfen konnte er ihm nicht mehr. Das OKW hatte befohlen, und hinter diesem Befehl standen die Wünsche von Bormann und Hitler. Man konnte nur noch gehorchen.
    »Und damit die Sache ganz im Sinne des Führers verläuft«, fügte er hinzu, »wird die ganze Aktion vom Sonderbeauftragten Dr. Runnefeldt selbst überwacht werden. Das ist Bormanns Vorschlag gewesen.«
    »Sie … sie wollen also das Bernsteinzimmer stehlen …« sagte Wachter leise. General von Haldenberge hob die Augenbrauen und sah Wachter fast entsetzt an.
    »Mann, was reden Sie da?« zischte er. »Das will ich nicht gehört haben! Das Bernsteinzimmer kommt heim ins Reich … es gehörte Friedrich Wilhelm I. Deutsche Bernsteinkünstler haben es geschaffen! So muß man das sehen. Und so sieht es auch der Führer.«
    Wachter nickte und schwieg. Er dachte an das Schicksal der Familie Wachter in den vergangenen 225 Jahren und den niedergeschriebenen Bericht seines Vorfahrs Friedrich Theodor Wachter: »Der König hat sein Bernsteinzimmer dem Zaren Peter I. geschenkt! Er muß besoffen gewesen sein. Einziger Trost: Wir werden das Zimmer nach Petersburg begleiten. Das hat uns der König versprochen. Wie wird unser Leben fernerhin aussehen?«
    Ja, wie wird unser Leben aussehen? Was wird aus uns ohne das Bernsteinzimmer?
    »Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen.« Von Haldenberge klopfte Wachter auf die Schulter. Es war gut gemeint, aber verringerte in keiner Weise Wachters Schmerz. »Hier hätte Ihnen auch General von Kortte nicht mehr helfen können. Außerdem, wer weiß, was noch auf uns zukommt. Das Bernsteinzimmer ist jedenfalls gerettet. Das muß doch für Sie ein großer Trost sein.«
    Wachter nickte wieder stumm. Er wartete, bis von Haldenberge gegangen war, und kam dann ins Bernsteinzimmer zurück. Entsetzt starrte ihn Jana Petrowna an, stürzte dann, alle Vorsicht vergessend, auf ihn zu und umarmte ihn.
    Er weinte. Väterchen weinte! Unter Zuckungen liefen Tränen über sein Gesicht.
    »Sie … sie kommen …« sagte sie und umarmte Wachter.
    »Ja –«
    Da weinte auch sie. Die Stirnen gegeneinander gepreßt, hielten sie sich wie Ertrinkende umklammert und hatten keinen Trost mehr füreinander.
    »O nein, nicht schon wieder! Mein Kopf fühlt sich noch jetzt an wie in einem Schraubstock.«
    Dr. Findling hatte von einer Ordonnanz wieder einen Zettel von Gauleiter Koch überreicht bekommen. Eine Einladung für den Abend. Mörderische Alkoholstunden standen bevor.
    »Ich sage ab. Ich bin krank. Meine Herbstgrippe. Du mußt mich entschuldigen, Martha.«
    »Ich? Allein zu Koch? Nicht mit zehn Pferden!« Martha Findling wedelte mit beiden Händen durch die Luft. »Koch ist dein Freund. Das mußt du allein mit ihm ausmachen, Wilhelm.«
    »Er ist nicht mein Freund, wie oft soll ich das noch sagen!«
    »Aber er tut so.«
    »Wenn ich Koch brüskiere, bin ich innerhalb von 24 Stunden entlassen und werde an die Front versetzt. Frontbewährung nennen sie das! Koch ist pathologisch stolz und nachtragend. Nur Krankheit wird er akzeptieren. Martha –«
    »Nein! Nein! Nein! Ich habe genug vom letztenmal. Da hat er mich an die Brust gefaßt …«
    »Davon weiß ich ja gar nichts. Davon hast du mir nie etwas erzählt! Dieser Hurenbock!«
    »Was hättest du getan, wenn ich's dir erzählt hätte? Nichts! Koch ist immer der Stärkere.«
    Martha Findlings Charakterisierung war nicht übertrieben … Koch war der Stärkere. Als Dr. Findling mit zerknirschter Miene bei ihm erschien, natürlich war Kochs Intimus Bruno Wellenschlag auch zu Gast, und sich entschuldigte, er habe seine alljährliche Herbstgrippe, rief Koch frohgelaunt:
    »Dann trinken Sie erst mal einen Dreifachen, Doktor! So mach ich's immer. Ich gurgele die Bazillen mit Kognak weg! Und dann, wenn ich Ihnen sage, warum ich Sie gerufen habe, werden Sie wie ein Neger herumtanzen. Zuerst der Dreifache …«
    Dr. Findling

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