Das Bienenmaedchen
Aktivitäten hinauszuekeln. Mit der Zeit fand sie ihren Platz und schwamm in der Mitte der Schar. Sie war entschlossen, so zu sein wie die anderen nervösen Fische um sie herum. Es sollte sich als weitere Lektion im Überlebenskampf erweisen, und sie lernte sie gut.
Rafe und sie schrieben einander regelmäßig. Er war glücklich, dass seine Mutter zurück war. Dann kam die erste Überraschung des Jahres: Rafe verließ Oxford, was offenbar auf finanzielle Probleme zurückzuführen war. »Mein Stiefvater veranlasst, dass ich demnächst an einer Militärschule aufgenommen werde. Ich kann nichts dagegen tun« , schrieb er .
Mitte März fuhr Beatrice heim nach Cornwall. Am Abend des 16. März lauschte die Familie den niederschmetternden Nachrichten: Hitlers Truppen waren in der Tschechoslowakei einmarschiert.
Beatrice’ Vater beugte sich vor und schaltete das Radio aus. »Das war’s dann also«, sagte er, und seine Augen funkelten seltsam zufrieden. »Das kann selbst Chamberlain nicht mehr ignorieren!«
»Was, glaubst du, wird er tun?«, fragte Delphine. Ihre dunklen Augen wirkten riesig in ihrem blassen Gesicht mit dem Heiligenschein aus früh ergrauendem Haar. »Es ist immer noch nichts aussichtslos, nicht wahr? Er wird doch wohl Frankreich nicht angreifen oder uns? Warum sollte er das tun? Warum sollten wir gegen ihn kämpfen müssen?«
Hugh Marlow nahm seine Pfeife heraus und fing an, sie mit Tabak zu stopfen. »Wir können nicht einfach nur dastehen und zugucken, während er andere Länder verwüstet, meine Liebe«, sagte er. »Es ist eine Frage der Moral – so einfach ist das! Und uns könnte es als Nächstes treffen.«
KAPITEL 11
»›Kümmer dich nicht um die Leute in der Tschechoslowakei‹«, sagte Beatrice Ashton zu Lucy. »›Kümmer dich nicht um den unaufhaltsamen Krieg!‹ – Für Angelina war es, als sei nichts passiert.« Sie wühlte in einem Schuhkarton und holte einen kleinen Packen Briefe hervor. Dann zog sie einen davon heraus und reichte ihn Lucy. »Das war alles, woran sie dachte, als Prag unter Hitlers Fremdherrschaft fiel.«
Lucy nahm die zusammengefalteten Bögen. Auf dem obersten war eine Adresse in Queen’s Gate, Kensington, aufgedruckt. Der Brief war in der gerundeten Handschrift ihrer Großmutter geschrieben und recht einfach zu lesen.
Liebste Bea,
vor zwei Abenden bin ich vorgestellt worden! Es war der aufregendste Abend meines Lebens! Du hättest mein Kleid sehen sollen – aprikosenfarbener und silberner Brokat mit den entzückendsten kleinen Knöpfen und einer langen, schimmernden Schleppe und einem Kopfschmuck aus Federn, den aufzusetzen ein Albtraum war. Tante Alice hat mir die Spitzenhandschuhe geliehen, die sie getragen hat, als sie Königin Mary vorgestellt wurde. Ich habe mich wirklich wie eine Prinzessin gefühlt. Wir sind im Wagen der Hamiltons zum Palast gefahren, und die Menge, meine Liebste … die Leute drängten sich gegen die Fenster, um hineinzuschauen. Das war ziemlich beängstigend, aber gleichzeitig auch aufregend. Es gab Dutzende von anderen Mädchen, und wir alle mussten in einem riesigen, widerhallenden Raum in einer Gruppe stehen, bis der König und die Königin eintrafen, und dann mussten wir ewig lange warten, bis unsere Namen aufgerufen wurden. Ich musste an so viel denken, damit ich mich gut benahm. Ich hatte große Angst, dass mein Hofknicks misslingen würde – Du weißt, wie ungeschickt ich manchmal bin, und meine Tanzlehrerin war schon ganz verzweifelt –, aber ich glaube, ich habe nicht allzu sehr geschwankt. Der König sah recht gesund aus, schaute aber ein wenig streng, doch die Königin war sehr süß und liebenswürdig und fragte mich nach meinem Vater. Sie erinnerte sich an ihn, weil sie ihn einmal bei einem Dinner getroffen hatte. Und nächsten Dienstag ist mein Ball, und ich bin ein Nervenbündel! Ich wünschte, Du wärst hier, Bea, und nicht in Deiner muffigen alten Schule. Es ist alles so aufregend! Ich denke kaum noch, nicht mal ein kleines bisschen, an Carlyon, obwohl ich natürlich die lieben Pferde vermisse, und ich vermisse Dich, mein Schätzchen.
Lucy gab Beatrice den Brief zurück. »Ich verstehe, was du meinst. Aber sie war immer noch sehr jung. Sie hat mir mal erzählt, wie sie vorgestellt wurde. Es klang, als wäre es eines der schönsten Erlebnisse in ihrem Leben gewesen.«
»Du bist ein liebes Mädchen, und du hast recht. Ich bin nicht ganz fair Angie gegenüber«, sagte Beatrice und legte den Packen Briefe in den
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